Der Sportwagenhersteller Porsche baut auf dem Firmengelände in den kommenden gut zwei Jahren ein neues Karosseriewerk. Die Kosten hierfür stellen die Ausgaben für Ausbildungszentrum, zentrale Werkstätten und Motorenwerk in den Schatten.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zuffenhausen - Die Bauarbeiten hinter dem Porsche-Zentrum sind in vollem Gange: Schwere Bagger mit riesigen Schaufeln beladen Lastwagen mit Erdaushub und Schutt. Tonnenschwere Drehbohrgeräte setzen Bohrpfähle, sichern so Baugruben und Untergrund. Wo einst Parkplätze, Werkstätten und Lagerhallen standen, entsteht seit wenigen Wochen ein neues Karosseriewerk.

 

„Das alte Karosseriewerk ist sozusagen in die Jahre gekommen und stößt auch in Sachen Kapazitäten langsam an seine Grenzen“, sagt Porsche-Sprecher Lukas Kunze. Vor zwei, drei Jahren hätten täglich noch 140 Fahrzeuge die Werkshallen verlassen, mittlerweile seien es 200 Fahrzeuge, die pro Tag in Zuffenhausen gefertigt würden. Nur durch Prozessoptimierung und effizientere Abläufe in der Herstellung habe man diese Erhöhung geschafft. Und noch immer seien diese nicht optimal. „Die Roh-Karosserie wird vom Werk über eine Brücke über der Schwieberdinger Straße in die Lackiererei gefahren, dann wieder zurück zur Endmontage.“ Seit dem Neubau der Lackiererei im Jahr 2011 seien die Wege zwar deutlich kürzer geworden, aber immer noch nicht ideal. „Wir wollen die Produktionsprozesse so ökonomisch und ökologisch wie möglich gestalten“, sagt Kunze. Das lässt sich der Sportwagenhersteller einiges kosten. „Porsche investiert 400 Millionen Euro in das Karosseriewerk.“

Neues Motorenwerk eröffnet im kommenden Jahr

In Zuffenhausen werden die Modelle 911, Boxster und Cayman gefertigt sowie die Motoren für sämtliche Porschefahrzeuge. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, wird bereits seit 2014 ein neues, 25 000 Quadratmeter großes Motorenwerk auf dem Firmengelände gebaut. Es soll im ersten Halbjahr des nächsten Jahres in Betrieb gehen. Als Schritt zur Verbesserung der Abläufe soll auch eine Unterführung unter der Bahnlinie gebaut werden. Auf diesem Weg sollen künftig Fahrzeugteile transportiert werden, ohne den öffentlichen Straßenraum nutzen zu müssen. Das spare nicht nur Zeit und Geld, sondern verringere auch den Verkehr am und um den Porscheplatz, so Kunze.

Ausbildungszentrum wurde jüngst eingeweiht

Jüngst eröffnet wurde der Neubau des Ausbildungszentrums an der Stammheimer Straße. Dort, wo sich früher das Straßenbahndepot befand, können auf rund 9000 Quadratmetern knapp 500 Berufsanfänger unterrichtet werden. Hinzugekauft hat der Sportwagenhersteller unter anderem Flächen an der Lorenzstraße: Wo einst Daimler seine Getriebe produziert hat, sollen auf einer Grundstücksfläche von rund 74 000 Quadratmetern die Zentralen Werkstätten entstehen. Neben speziell ausgestatteten Werkstätten soll es dort auch Räume für Schulungen von Händlerorganisationen und zur Wartung und Reparatur des internen Fuhrparks geben. „Hierfür müssen Gebäude abgerissen und umgestaltet werden“, sagt der Unternehmenssprecher. Erweitert habe man die Kapazität der Kantinen, ebenso die Zahl der Firmenparkplätze. Die stiegen seit dem Jahr 2011 von 3100 auf 5700 Stück.

Rund 300 Millionen Euro habe Porsche in Ausbildungszentrum, Motorenwerk sowie Büro- und Versorgungsbauten investiert. 400 Millionen Euro kämen nun zusätzlich für den Karosseriebau hinzu. Bis dieser in Betrieb geht, müssen sich die Mitarbeiter allerdings noch gedulden. „Das Karosseriewerk wird voraussichtlich im Jahr 2018 fertig“, sagt Kunze.