Ein Porsche-Testwagen hat am Montagabend auf der Autobahn bei Rottenburg ungebremst den Wagen einer 51-Jährigen gerammt. Die Frau wurde schwer verletzt. Immer wieder kommt es dort zu schweren Unfällen mit Testfahrzeugen der Automobilhersteller.

Rottenburg - Bei einem schweren Unfall auf der Autobahn 81 bei Rottenburg (Kreis Tübingen) sind am Montagabend eine 51-jährige Frau schwer und ein 21-jähriger Mann leicht verletzt worden. Nach Angaben der Polizei war ein Porsche kurz nach 21 Uhr auf der rechten Spur ungebremst auf den Renault Twingo der Frau aufgefahren. Der Kleinwagen geriet auf die linke Spur und rammte den BMW des 21-Jährigen. Die Polizei bezifferte den Schaden auf 175 000 Euro.

 

Der Porsche sei ein Testwagen der neuen Cayenne-Reihe gewesen, die im Dezember auf den Markt komme, habe aber „selbstvertändlich“ eine offizielle Straßenzulassung besessen, sagte der Firmensprecher Christian Weiss auf Anfrage. Der 31-jährige Pilot, der selbst unverletzt blieb, habe den Wagen als Mitarbeiter eines externen Dienstleisters in einer Dauerlauftestfahrt gesteuert. Zur Geschwindigkeit konnte das zuständige Ludwigsburger Polizeipräsidium noch keine Angaben machen. Unklar sei auch, warum der Porsche in voller Fahrt gegen das Heck des ebenfalls fahrenden Renault gestoßen sei. Auf dem entsprechenden Abschnitt in Richtung Stuttgart besteht kein Tempolimit.

„Kundennahe Tests unter realen Bedingungen“

Auch Porsche wollte sich zur Geschwindigkeit nicht äußern,obgleich der Testwagen mit sämtlichen notwendingen Testinstrumenten ausgestattet gewesen sei. Bei der Fahrt habe man „unter realen Bedingungen kundennah unterschiedliche Dinge“ testen wollen, sagte Weiss. „Da geht es zum Beispiel um die Klimaanlage.“ Es habe sich nicht um einen Hochgeschwindigkeitstest gehandelt, betonte Weiss. „Sowas machen wir nur auf abgesperrten Strecken.“ Das in den Unfall verwickelte Fahrzeug sei selbstverständlich für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen gewesen. Dass der Porsche nach dem Unfall mit einer blauen Plane abgedeckt worden sei, sei bei Testwagenunfällen aus Gründen der Geheimhaltung üblich.

Die A 81 ist ebenso wie die A 5 zwischen Frankfurt und Darmstadt als Teststrecke bekannt. Dort gelten keine Tempolimits. In der Vergangenheit kam es auf diesen Routen aber immer wieder zu schweren Unfällen mit sogenannten Erlkönigen, also Prototypen neuer Modelle. 2009 verunglückte auf der A 5 ein Porsche-Testfahrer tödlich. 2003 hatte ein Mercedes-Pilot auf der A 5 bei Karlsruhe eine 21-jährige Frau in einem Kleinwagen so sehr bedrängt, dass sie schließlich von der Straße abkam, verunglückte und mit ihrer kleinen Tochter im Auto starb. Der Testfahrer wurde unter anderem wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt; seinen Job war er nach dem Unfall los.

Unfälle sind Anlass für Kritik an den Autobauern

Im April 2010 raste ein Mercedes-Testfahrer auf der A 81 bei Rottweil mit Tempo 170 in eine Unfallstelle. Dabei wurde ein 26-jähriger Mann erfasst und getötet. Der Fahrer akzeptierte einen Strafbefehl mit einer Bewährungsstrafe wegen fahrlässiger Tötung. Dass Autokonzerne öffentliche Straßen als Versuchsstrecken nutzen, gerät deshalb immer wieder in die Kritik.