Sensationell hat die Qualifikantin Laura Siegemund die Polin Radwanska mit 6:4, 6:2 vom Sandplatz gefegt und ist der deutschen Nummer eins im Tennis, Angelique Kerber, ins Finale von Stuttgart gefolgt.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Von den Mühlen der Qualifikation direkt hinein ins Endspiel: das Sportmärchen der Laura Siegemund geht beim Stuttgarter Tennis Grand Prix weiter. „Ich bin sprachlos. Und das passiert bei mir nicht allzu oft“, sagte die 28-jährige Aufsteigerin des Jahres, nachdem sie die Nummer zwei der Welt, die Polin Agnieszka Radwanska, in ihrem Halbfinale ohne Satzverlust mit 6:4, 6:2 vom Platz gefegt hatte. Damit kommt es an diesem Sonntag (13.30 Uhr/SWR) im ersten rein deutschen Finale des bedeutendsten nationalen Frauenturniers zum Duell mit der Titelverteidigerin Angelique Kerber.

 

„Ich spiele vieles aus dem Bauch heraus. Denn das klappt oft am Besten“, erklärte Siegemund, die Nummer 71 der Tenniswelt, ihren kometenhaften Aufstieg. In Simona Halep, Roberta Vinci und Agnieszka Radwanska schmiss die 28-Jährige drei Top-Ten-Spielerinnen in drei Tagen aus dem Wettbewerb. Laura Siegemeund ist damit die erste Qualifikantin, die es in 39 Jahren Porsche Tennis Grand Prix ins Endspiel geschafft hat.

Keine Angst vor dem großen Sieg

„Ich kann es selber noch gar nicht fassen“, sagte die Siegerin, die Radwanska mit ihrem variantenreichen Spiel zur Verzweiflung trieb. Denn egal, was die Siegerin des WTA-Finales von 2015 auch versuchte, die Lokalmatadorin, die in Metzingen trainiert und in Stuttgart-Heslach wohnt, hatte meist die passende Antwort parat.

Auch die Angst vor dem großen Sieg erfasste Siegemund, die vor kurzem ihr Studium der Psychologie abgeschlossen hat, nicht. „Ich habe innerlich einige Liedchen vor mich hin geträllert“, erzählte die kesse Siegerin, die gleich ihren ersten Matchball verwandelte, „so habe ich mich gut abgelenkt.“

Zuvor rang die Titelverteidigerin Kerber ihre Widersacherin Petra Kvitova im ersten Halbfinale des Tages durch eine Energieleistung mit 6:4, 4:6, 6:2 nieder. Dabei waren der Kielerin aber besonders im zweiten Satz die Strapazen der vergangenen Tage beim Stuttgarter Tennis Grand Prix, aber auch die Nachwehen des Fedcup-Matches vom vorigen Wochenende in Rumänien anzumerken. „Es war ein hartes Duell. Aber das ist es immer, wenn ich gegen Petra spiele“, sagte Kerber nach ihrem vierten Sieg im achten Spiel gegen die zweifache Wimbledonsiegerin. „Heute war es einfach schwer, in den Rhythmus zu finden.“

Siegemund: „Porsche bleibt auf jeden Fall in Deutschland“

Im ersten Durchgang legte die Australian-Open-Siegerin zunächst konzentriert los, gewann diesen mit 6:4, ehe sich erstmals ein Kraftverlust bei der 28-Jährigen bemerkbar machte. „Ich habe hier einerseits so viel um die Ohren, liebe andererseits aber die super Atmosphäre in der vollen Halle“, sagte Kerber, die sich mehrfach die Beine ausschüttelte – und den zweiten Satz mit 4:6 abgab. Danach aber konnte die Deutsche endgültig auf die Unterstützung ihres Heimpublikums setzen. „Die Fans haben mich getragen“, sagte Kerber, die ihrer Gegnerin im dritten Satz trotz eigenem Aufschlagverlust gleich mehrfach das Service abnahm. Kerber siegte so mit 6:2 - und steht daher wie bereits im Vorjahr im Endspiel. Diesmal geht es gegen die Landsfrau Siegemund, die es möglichst locker angehen will: „Es gibt ja schon jetzt eine gute Nachricht: Der Porsche bleibt definitiv in Deutschland.“