Das Tennis-Finale von Stuttgart war von der Besetzung auch eines Endspiels bei den French Open würdig. Die Nummer eins der Welt Ashleigh Barty traf auf die Weltranglisten-Siebte Aryna Sabalenka. Einen Tag nach ihrem Geburtstag hat Barty wieder Grund zum Feiern.

Stuttgart - Auf der großen Leinwand leuchtete ihr Name als Champion 2021 auf, ihr Lächeln war trotz des Mundschutzes zu erkennen. Ashleigh Barty hat sich bei ihrem Debüt in Stuttgart die Trophäe gesichert und sich als erste Nummer eins der Tennis-Welt seit der Belgierin Justine Henin 2007 zur Titelträgerin des Porsche Grand Prix gekürt. „Es war eine unglaubliche Woche, ein unglaublicher Start für das, was eine lange Reise sein wird. Ich habe jede Minute genossen“, sagte sie mit Blick auf die kommenden Monate und wünschte der am Oberschenkel bandagierten Aryna Sabalenka eine gute Genesung.

 

Nach dem verlorenen ersten Satz hatte sich die Topgesetzte deutlich mit 3:6, 6:0, 6:3 gegen die Weltranglisten-Siebte aus Belarus durchgesetzt. Als Nachfolgerin der 2019-Siegerin Petra Kvitova aus Tschechien erhielt sie knapp 55 000 Euro und ein Auto des Sponsors.

Barty verdiente sich den Titel redlich

Die nur 1,66 Meter große Barty verdiente sich den Titel, weil sie am Ende sowohl bei den direkten Gewinnschlägen als auch bei den vermeidbaren Fehlern die besseren Statistiken aufwies. Zudem bewies die Australierin auch am Tag nach ihrem 25. Geburtstag ihr intelligentes und variables Spiel, das im Gegensatz zum kraftvollen Stil ihrer Gegnerin steht. Powerfrau Sabalenka, die im Halbfinale Wimbledonsiegerin Simona Halep keine Chance gelassen hatte, kontrollierte allerdings zunächst ihren Hang, zu wild schnelle Punktgewinne anzustreben und damit zu viele Fehler zu riskieren.

Die 22-Jährige aus Minsk sicherte sich verdient Satz eins. Dass sie nach Rückschlägen zurückkommen kann, hatte Barty aber schon in den vergangenen Tagen gezeigt. Sie strahlte Ruhe aus. Als Typ sei sie die Ruhigere im Unterschied zur Weltranglisten-Zweiten Naomi Osaka, die etwas mehr das „Showgirl“ sei, hatte die Sportliche Leiterin des Turniers, Anke Huber, gesagt.

Nach dem einseitigen zweiten Satz verließ Sabalenka den Platz, wurde behandelt und am rechten Oberschenkel bandagiert. Nach neun Spielgewinnen nacheinander für Barty kam Sabalenka zwar noch mal ein wenig heran, doch die Australierin feierte ihren elften Titel.

Ashleigh Barty ist ein Familienmensch

Erfolge dürften ihr helfen, die Distanz zur Heimat gut auszuhalten. Sie plant, monatelang nicht nach Australien zurückzukehren. Dabei sei sie eine „Stubenhockerin“ und gern bei ihrer Familie, erzählte sie.

2020 hatte sie nach der Corona-Unterbrechung der Saison darauf verzichtet, um die Welt zu reisen und beinahe ein Jahr pausiert. Diese Auszeit war anders, aber nicht komplett ungewöhnlich für die gute Freundin von Julia Görges. Als junges Talent war ihr der ganze Zirkus mit den ständigen Reisen irgendwann zu viel. Nach den US Open 2014 hörte Barty auf. Sie zog zu ihrer Familie im Norden Australiens, ging zum Angeln, gab Trainerstunden, spielte Kricket. Die Rückkehr zum Tennis zahlte sich für die French-Open-Siegerin von 2019 aus.

Das Stuttgarter Tennis-Turnier war das erste einer ganzen Reihe in Deutschland. Die Entwicklung, dass mehrere Damen-Veranstaltungen neu hinzukamen, beobachtet Stuttgarts Turnierdirektor Markus Günthardt auch mit Sorgen. „Vorsicht, dass hier nicht zu viele Turniere plötzlich entstehen“, warnte er. „Sie kämpfen alle um Sponsoren, sie kämpfen um Medienpräsenz. Irgendwann ist es zu viel. Wenn einmal die Superstars weg sind, ist es um einiges schwieriger, diese Turniere zu finanzieren.“ Bei den deutschen Damen könnte der Rücktritt von Angelique Kerber für einen Bruch sorgen. In Stuttgart war für die Kielerin diesmal in der Runde der besten 16 Schluss.