Mehrfacharbeit wird sich im VW-Konzern bei den Investitionen in die automobile Zukunft zunächst einmal nicht vermeiden lassen, kommentiert StZ-Autor Michael Heller. Davon könnte Porsche profitieren.

Stuttgart - Die Autoindustrie ist sich einig, wohin die Reise gehen wird – so einig, dass sogar die verwendeten Kürzel austauschbar sind. Was bei Daimler CASE heißt, nennt die Konkurrenz von BMW in München ACES. Gemeint ist jeweils dasselbe: Das Auto der Zukunft ist ein Elektroauto, fährt autonom und kommuniziert mit anderen Fahrzeugen sowie der Umwelt – und womöglich greifen statt einem einzigen Käufer viele verschiedene Nutzer darauf zu. Dieses Szenario stellt die Branche vor eine gewaltige Herausforderung, da in der aktuell noch frühen Phase kein Aktionsfeld vernachlässigt werden darf – ebensowenig wie die aktuelle Fahrzeugpalette, die das Geld einspielen soll, das dann in die Zukunft investiert wird. Der Begriff Spagat verharmlost die Aufgabe fast.

 

Porsche kann sich nicht auf Audi verlassen

Um noch eine Potenz schwieriger stellt sich das Ganze für einen Konzern wie Volkswagen mit seinen vielen Töchtern dar, zu denen auch Porsche gehört. Die Stuttgarter wollen, ja müssen vielleicht in alle Zukunftsfelder investieren – ebenso natürlich wie etwa Audi und die Kernmarke VW. Keiner kann sich darauf verlassen, dass die Kollegen bei den Schwesterfirmen ganz selbstverständlich das richtige Angebot auch für die eigene Marke entwickeln werden. Für den Konzern kann der Preis dafür Mehrfacharbeit in einem gigantischen und sehr teueren Ausmaß sein.

Trotzdem muss VW dieses Risiko zunächst einmal eingehen. Für das Management in Wolfsburg stellt sich die Aufgabe, so früh wie möglich den Zeitpunkt zu erkennen, ab dem Aktivitäten zusammengelegt werden können, weil sie ohnehin in die gleiche Richtung gehen. Für Porsche heißt das, dass die Mannschaft mit Vorstandschef Oliver Blume an der Spitze stets versuchen muss, gegenüber internen wie externen Konkurrenten die Nase vorn zu haben; andernfalls gehen Aufgaben, die ja auch immer mit Jobs verbunden sind, verloren. Gelingt es dem Konzern, diese gewiss schwierige Aufgabe zu lösen, dann hat VW allerdings ein Potenzial, das deutlich größer ist als das der Konkurrenz. Und davon würde auf jeden Fall auch Porsche profitieren.