Porsche eröffnet im Entwicklungszentrum in Weissach das neue Nordportal. Damit reagiert die Firma auf gestiegene Sicherheitsanforderungen.

Weissach - Ein Porsche rollt zum ersten Mal unter dem silber-glänzenden großen Tor hindurch. Damit ist der neue Haupteingang zum Weissacher Entwicklungszentrum des Sportwagenhersteller eröffnet. Das Rollen selbst ist indes kaum zu hören – denn es ist der neue Taycan, der erste elektrisch angetriebene Porsche, den es von September an zu kaufen gäbe, wenn die langen Vorbesteller-Listen nicht längst überfüllt wären.

 

Porsche will zum Vorreiter der Elektromobilität werden, bis 2025 sollen die Hälfte aller verkauften Autos mit Strom fahren. Dieser Umbau des Konzerns schlägt sich auch im Umbau der Werke nieder. Jeder, der bislang auf der schmalen Straße zwischen Weissach und Mönsheim unterwegs war, kam unweigerlich an Baggern und Baustellenfahrzeugen vorbei. Straßen, Parks und Parkplätze sind zwar immer noch nicht ganz fertig, dafür aber die neue Nordpforte – der bislang einzige Zugang zum Weissacher Porsche-Werk.

Unter Beisein der Bürgermeister Daniel Töpfer (Weissach) und Thomas Fritsch (Mönsheim) sowie der Vizelandräte Martin Wuttke (Kreis Böblingen) und Wolfgang Herz (Enzkreis) hat der Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner das Portal am Dienstag eröffnet. „Das ist die Pforte zu unserer Denkfabrik“, sagt er.

Werkschutz, Besucherempfang und Ausweisstelle

Auf 1300 Quadratmetern und zwei Etagen empfangen die Mitarbeiter künftig die Gäste, Lieferanten und Mitarbeiter des Werks. 500 Externe wollen jeden Tag in das Weissacher Entwicklungszentrum. Werkschutz, Besucherempfang und Ausweisstelle sind damit unter einem Dach vereint. Herzstück ist die neue, 35 Quadratmeter große Leitstelle des Werkschutzes, in der die Bilder der 90 Sicherheitskameras des Geländes zusammenlaufen.

„Wir erhöhen damit die Sicherheit und schützen uns vor Industriespionage“, erklärt Stefan Althoff, der Personalleiter Beschaffung und Entwicklung. Das werde schwieriger, die Anforderungen an die Sicherheits-Mitarbeiter steigen. „Indem wir die Kompetenzen in einem Gebäude konsolidieren und die Wegeführung an der Pforte vereinfachen, passen wir die Unternehmenssicherheit an die gestiegenen Anforderungen an“, erklärt Althoff.

Damit gehören die Heckengäu-Hügel über Weissach weiterhin zu den geheimsten Orten der Automobilindustrie, und es wird genau geschaut, wer hier rein darf. „Bis heute schätzen wir die Abgeschiedenheit hier“, sagt auch Michael Steiner, der Herr über die Porsche-Entwicklung und Hausherr in Weissach. Der Ingenieur ist überzeugt: „Ohne diese Abgeschiedenheit hätte es Porsche nicht so weit gebracht.“

Nicht viel mehr zusätzliche Mitarbeiter

Derweil geht die Zukunftsplanung weiter. Im Süden erweitert der Sportwagenbauer sein Weissacher Werk. Auf zwölf Hektar entstehen dort ein neues Sicherheitsversuchszentrum, ein neuer Klimawindkanal und ein Fahrzeugprüfgebäude. Einen dreistelligen Millionenbetrag investiert Porsche in diese Erweiterung.

Mit gespaltenen Gefühlen schaut die Weissacher und die Mönsheimer Bevölkerung auf die Hügel. Bedeutet die Erweiterung, dass sich noch mehr Pendler durch die Orte quälen? 6700 Menschen arbeiten heute in Weissach, vor zehn Jahren waren es gerade mal 3000. Denn mit jeder neuen Baureihe, vor allem mit dem Elektro-Taycan, hat Porsche aufgestockt. „Wir werden jetzt unsere Mitarbeiter weiter- und umqualifizieren“, sagt Steiner auf Nachfrage. „Es wird zu keinem weiteren, großen Wachstum der Mitarbeiterzahl mehr kommen.“ 7000 könnten es noch werden.

Auch, was das weitere Wachstum der Außengrenzen anbelangt, gibt Steiner Entwarnung. „Wir werden keine Flächen mehr nach außen erweitern“, kündigt der Entwicklungschef an. Man werde sich künftig auf die Renovierung der bestehenden Gebäude kümmern, von denen viele noch aus den 70er-Jahren stammen.