Porsches neue Dienstwagenregel Führungskräfte sollen auf E-Autos umsteigen
Bis Jahresende soll die Hälfte des Fuhrparks aus Porsche-Modellen mit Elektromotor bestehen. Die Auswahl für die Führungskräfte wird eingeschränkt.
Bis Jahresende soll die Hälfte des Fuhrparks aus Porsche-Modellen mit Elektromotor bestehen. Die Auswahl für die Führungskräfte wird eingeschränkt.
Stuttgart - Porsche will den Anteil elektrifizierter Autos in seiner Dienstwagenflotte kurzfristig verdoppeln. Bis Ende des Jahres sollen das rein batterie-elektrische Modell Taycan und die Hybridversionen von Cayenne und Panamera die Hälfte des Fuhrparks ausmachen. Den Führungskräften des Stuttgarter Sportwagenherstellers, die Anspruch auf einen Dienstwagen haben, stehen künftig der SUV Cayenne und die Limousine Panamera nur noch mit elektrischem Zusatzmotor zur Wahl. Die allein mit einem Verbrennungsmotor ausgerüsteten Varianten sind tabu.
Als „authentische Botschafter der E-Mobilität“ sollen die Porsche-Mitarbeiter zu mehr Nachhaltigkeit beitragen, begründet Andreas Haffner, Vorstand für Personal- und Sozialwesen, die Initiative. Da Porsche „die nachhaltigste Marke für exklusive und sportliche Mobilität“ werden wolle, sei es logisch, die Elektrooffensive auf Dienstwagen und das Mitarbeiter-Leasing auszudehnen.
Allerdings geht die Unternehmensleitung nicht so weit, den Klassiker 911 oder das Einstiegsmodell 718 aus dem Fuhrpark zu verbannen, obwohl es von beiden Typen keine Hybridversion gibt. Der Fuhrpark solle vielmehr die grundlegende Strategie Porsches widerspiegeln, neben elektrifizierten Autos auch solche mit reinem Verbrennungsantrieb anzubieten. Um letztere klimafreundlicher betreiben zu können, setzt sich Porsche für die Förderung von synthetischen Kraftstoffen auf nicht-fossiler Basis ein.
Neben den Topmanagern, bei deren Dienstwagen die Firma die Betriebskosten komplett übernimmt, fahren zahlreiche weitere Mitarbeiter Autos aus der eigenen Produktion. Grundsätzlich haben alle Mitarbeitenden das Anrecht darauf, ein Auto der Konzernmutter VW zu günstigen Bedingungen zu leasen. Von einer gewissen Entgeltstufe an oder nach 25 Jahren Betriebszugehörigkeit darf es dann auch ein Porsche sein. Auch dabei werden künftig die elektrifizierten Antriebe besonders gefördert. Unter den 36.000 Mitarbeitern zählen rund 4400 zu den übertariflich Beschäftigten und leitenden Angestellten, sodass der Fuhrpark aus einer mittleren vierstelligen Zahl an Fahrzeugen bestehen dürfte. Konkrete Zahlen nennt Porsche nicht.
Hybrid-Modelle als Dienstwagen sind hinsichtlich ihrer Wirkung fürs Klima durchaus umstritten. Die Nutzer müssen nur ein halbes Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern, gegenüber einem Prozent bei Verbrennerautos. Kritiker monieren, dass die steuerliche Bevorzugung nicht gerechtfertigt sei, da der Klimaeffekt entscheidend davon abhängt, ob das Hybridfahrzeug im Alltag auch regelmäßig geladen und damit seine elektrische Reichweite ausgenutzt wird.
Eine im Herbst 2020 vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) veröffentlichte Studie brachte zu Tage, dass Dienstwagen mit Hybridantrieb nur etwa jeden zweiten Tag geladen werden und nicht einmal ein Fünftel der Strecken im Elektromodus zurückgelegt wird. Die Zahl ist bemerkenswert, weil bei rein privat genutzten Hybridautos die elektrische Nutzung mehr als doppelt so hoch liegt (43 Prozent). Die Forscher sehen dies unter anderem darin begründet, dass Unternehmen häufig Tankkarten für den kostenlosen Benzin- oder Dieselnachschub ausgeben, die Abrechnung fürs Stromladen hingegen weniger komfortabel gehandhabt wird. Bei Porsche erhalten die Führungskräfte eine Ladekarte, mit der sie die Schnellladestationen des Ionity-Netzes gratis nutzen können.
Wie Porsche mitteilt, baut das Unternehmen derzeit auch die Ladeinfrastruktur an seinen Standorten aus. Vor Kurzem habe man in Zuffenhausen sechs Hochleistungsladesäulen mit einer Leistung von bis zu 350 Kilowattstunden in Betrieb genommen. In Leipzig stehe bereits seit 2020 „der leistungsstärkste Schnellladepark Europas“. Die neuen Dienstwagen-Vorgaben dürften bald Nachahmer in anderen Betrieben der Autoindustrie finden. Wie zu hören ist, wird auch in anderen schwäbischen Großfirmen an ähnlichen Programmen gearbeitet.