Pflegekräfte sind in der Pandemie besonderen Risiken ausgesetzt. Fallen sie aus, kann das die Versorgung gefährden. Dagegen mobilisiert eine Plattform für Freiwillige die stille Pflegereserve auch im Südwesten. Mit Erfolg.

Stuttgart - Schon vor der weltweiten Corona-Welle waren Pflegekräfte heiß begehrt. Kliniken und Pflegeheime konnten freie Stellen häufig nicht besetzen. Wie leer gefegt war der Arbeitsmarkt. In der Pandemie hat sich daran nichts geändert. Für die Einrichtungen kann das zum Problem werden. Fallen Pflegekräfte aus, etwa durch eine Infektion mit dem Coronavirus oder durch eine anderweitige Erkrankung, sind Personalengpässe nur schwer aufzufangen.

 

Das kann die Versorgung von Patienten und Pflegebedürftigen gefährden. Die Plattform #Pflegereserve will das verhindern helfen. Das Online-Angebot richtet sich an Fachkräfte aus den Pflegeberufen sowie an Hauswirtschafts- und Betreuungskräfte, die derzeit nicht im erlernten Beruf tätig sind. Das können Frauen und Männer sein, die studieren und Zeit haben, weil der Lehrbetrieb ruht. Oder Personen, die sich in Kurzarbeit befinden und vom Arbeitgeber freigestellt worden sind. Viele Kliniken sind aktuell von Kurzarbeit betroffen, weil geplante Operationen verschoben wurden. Zudem trauen sich viele Patienten, die eigentlich medizinische Hilfe benötigen, nicht mehr in die Kliniken. Sie fürchten, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

Über 500 Freiwillige allein aus Baden-Württemberg haben sich bisher auf der Plattform gemeldet, um Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen während der Corona-Krise zu unterstützen. Das berichtet die Techniker-Krankenkasse (TK). Bedarf angemeldet haben 270 Kliniken und Pflegeeinrichtungen an rund 480 Standorten im Südwesten.

Die Vermittlung erfolgt direkt über die Plattform. „Mein Dank gilt allen Freiwilligen für ihr großes Engagement. Eine Registrierung ist nach wie vor gewünscht und sinnvoll. Die Krise kann nur gemeinsam bewältigt werden“, sagte Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung. Die Plattform #Pflegereserve wird unter anderem unterstützt vom Deutschen Pflegerat, der neuen Bundespflegekammer und Pflegekammern in den Ländern.

Betrieben wird sie von der Bertelsmann-Stiftung. Zu den Unterstützern in Baden-Württemberg zählen unter anderem die Landeskrankenhausgesellschaft (BWKG), Landkreis- und Städtetag, viele Sozialverbände und außerdem noch die gesetzlichen Krankenkassen.

Zehn Tage Mindesteinsatz

Die Pflegekräfte machen auf der Plattform Angaben zu ihrer Qualifikation, Berufserfahrung und Einsatzmöglichkeit. Sie können zudem hinterlegen, welche Art von Tätigkeit sie sich zutrauen. Abgefragt wird auch die zeitliche Verfügbarkeit. Die Reservisten sollen ausdrücklich nicht nur in der Versorgung von Covid-19-Patienten eingesetzt werden. Sie sind auch dafür gedacht, Lücken zu füllen, die etwa durch Umschichtung oder Krankheit beim Stammpersonal entstehen.

Als Mindesteinsatzzeit sind zehn Tage beziehungsweise Schichten vorgesehen. Eine kurze Einarbeitung von zwei Tagen ist darin enthalten. Anfragen können stationäre und ambulante Pflegeanbieter, aber auch Landkreise, Gesundheitsämter und Krisenstäbe in den Ministerien. Sie werden aufgrund der besonderen Belastungen durch die Pandemie für in Not geratene Versorger aktiv.

Die Pflegekraft entscheidet selbst, für welche Einrichtung sie tätig werden möchte. Die Plattform zeigt alle Anbieter in ihrer Nähe an und nimmt Kontakt auf. Alles Weitere findet dann bilateral außerhalb der Plattform statt. Auch Fragen der Vergütung werden dort nicht geregelt.