Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein hat als Frau im Fernsehfußball zurzeit keine Konkurrenz. Ihre Karriere ist bemerkenswert.

Stuttgart - Bei Übertragungen von sportlichen Großereignissen lassen sich kleine Pannen und Umschaltpausen oft nicht vermeiden. Moderatoren haben unterschiedliche Strategien, wie sie mit solchen technischen Aussetzern umgehen. Reinhold Beckmann (ARD) zum Beispiel spricht die Kollegen in der Regie gern direkt mit den Worten "Ihr Lieben" an und fragt, wo der angekündigte Beitrag bleibe. Katrin Müller-Hohenstein vom ZDF hat ihre eigene Methode: Sie legt den Kopf schief und schaut stur so lange lächelnd in die Kamera, bis es endlich weitergeht. Ähnlich unbeeindruckt lässt die Mittelfränkin auch Kritik an sich abperlen.

Dass die aktuellen Auftritte der deutschen Fußballnationalmannschaft in Südafrika bis zu dreißig Millionen Zuschauer begeistern, liegt zwar am allerwenigsten an der ZDF-Moderatorin, aber ihre gemeinsamen Zwischenspiele mit dem einstigen Weltklassetorhüter Oliver Kahn besitzen immerhin hohen Unterhaltungswert. Manche fragen sich, ob die beiden was miteinander haben. Andere halten sie für eine Fehlbesetzung, weil ihr der Versuch, auch mal Emotion ins Geplänkel zu bringen, meist etwas gezwungen gerät.

Eine Mischung aus Charme und Fachwissen


Jedenfalls ist die Karriere der 44-Jährigen bemerkenswert. Bis vor wenigen Jahren war sie allenfalls bayerischen Radiohörern ein Begriff: Nach einem abgebrochenen Studium der Theaterwissenschaften in ihrer Geburtsstadt Erlangen volontierte sie in Nürnberg bei Radio Gong, blieb dort vier Jahre und arbeitete dann fünfzehn Jahre lang für den Privatsender Antenne Bayern in München. Als das ZDF sie 2006 für das "Aktuelle Sportstudio" engagierte, brachte Müller-Hohenstein keinerlei nennenswerte Kameraerfahrung mit. Doch als Nachfolgerin etablierte sie sich schnell neben ihren Kollegen Wolf-Dieter Poschmann und Michael Steinbrecher. Ihre Bewunderer halten ihr zugute, wie sie mit einer Mischung aus Charme und Fachwissen eine Atmosphäre herstellt, in der gerade männliche Gesprächspartner mitunter mehr Details preiszugeben scheinen, als sie sich vielleicht vorgenommen haben.

Ähnlich mühelos wie Müller-Hohenstein ist es nur den früheren ARD-"Sportschau"-Frauen Anne Will und Monica Lierhaus gelungen, ihren Platz vor der Kamera zu erobern. Da Will längst ins Talkshow-Fach gewechselt hat und Lierhaus immer noch unter den Folgen einer Hirnoperation aus dem vergangenen Jahr leidet, ist Müller-Hohenstein derzeit das einzige prominente Frauengesicht in der Männerdomäne Fernsehfußball.

Eine "verbale Entgleisung"


Einen Kratzer im Image der netten Moderatorin von nebenan hat Müller-Hohenstein sich kürzlich selbst verschafft. In der Pause des Vorrundenspiels zwischen Deutschland und Australien vermutete sie, Miroslav Kloses Tor müsse für den zuvor viel kritisierten Stürmer ein "innerer Reichsparteitag" gewesen sein. Ein Fauxpas, der empörte Kommentatoren eine "besorgniserregende Tendenz zur Verharmlosung der Naziherrschaft" erkennen ließ. Bußfertig sprach man beim ZDF anschließend von einer "verbalen Entgleisung" .