In zehn Jahren ist Facebook zu einem Unternehmen mit einem Marktwert von 150 Milliarden US-Dollar aufgestiegen. An der Spitze steht Mark Zuckerberg, der immer noch an einen Studenten erinnert, aber mit den Jahren clever geworden ist.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Zehn Jahre: reichen die, um erwachsen zu werden? Krawatten und Anzüge sind immer noch nicht seine Sache. Und wenn der eigentlich öffentlichkeitsscheue Mark Zuckerberg auf Podien auftritt, hält er immer noch keine gedrechselten Reden, sondern redet immer noch wie ein ewiger Student.

 

Mit 19 Jahren hat Zuckerberg ein Online-Jahrbuch für Studenten der Eliteuniversität Harvard entwickelt. Mit 29 Jahren steht er nun an der Spitze eines Unternehmen, das zurzeit einen Börsenwert von rund 154 Milliarden US-Dollar (114 Milliarden Euro) hat. Das hat auch eine so selbstbezogene Persönlichkeit wie Mark Zuckerberg verändert, dem wie so vielen monomanischen Pionieren aus dem Silicon Valley eine leicht autistische Persönlichkeitsstruktur nachgesagt wird.

Schon zu Anfangszeiten von Facebook, als Zuckerberg Geld (angeblich) nicht so wichtig war und er im Jahr 2006 im Alter von 22 Jahren locker ein Milliardenangebot von Yahoo ausschlug, ging es ihm um nichts weniger als die Eroberung der Welt. „Think big“, nimm dir Großes vor, diesen Wahlspruch hat er verinnerlicht. Und so drängte er – wie der 2010 in die Kinos gebrachte, umstrittene Facebook-Film „The Social Network“ auf wenig schmeichelhafte Weise zeigte – andere Studenten an den Rand, die ihn zur Entwicklung von Facebook mit inspiriert hatten. Der Rechtsstreit darüber zog sich bis 2011 hin. Facebook musste sich mit einigen Millionen vom Vorwurf des Ideenklaus freikaufen.

Aus der Kritik hat er gelernt

Macht und Erfolg definiert Zuckerberg anders als die konventionelle US-Unternehmerelite. Sein unscheinbares Haus in einer gewöhnlichen Siedlung in Palo Alto verkörpert nicht das Protzbedürfnis von Industriekapitänen oder Hollywoodstars. Bis 2010 hat der Facebook-Gründer sich damit zurückgehalten, sein Vermögen für soziale Zwecke oder politische Ziele zu investieren. Doch als der seit 2012 verheiratete Zuckerberg zum Philanthropen wurde, tat er es gleich richtig. Im vergangenen Jahr verschenkte er Aktien für fast eine Milliarde Dollar an eine Stiftung, die rund um das Silicon Valley soziale Projekte unterstützt. Auch eine Kampagne zur Reform der US-Einwanderungsgesetze hat er lanciert.

Zuckerberg sieht sein Erbe darin, dass Facebook für viele Menschen unverzichtbar geworden ist.  „Was mich wirklich antreibt, ist die Mission, die Welt zu einem offeneren Ort zu machen“, sagte er einmal in einem Interview. Facebook konnte nur mit dieser Besessenheit groß werden, mit einer gewissen Blindheit gegenüber Kritikern und Bedenkenträgern. Zuckerberg ist aber im Laufe der Jahre cleverer geworden. Aus dem Aufschrei, den das Unternehmen jedes Mal provozierte, wenn es wieder einmal an den Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre herumschraubte, hat er gelernt. Ein Satz wie das viel zitierte Statement, dass Privatheit unwichtig sei, käme ihm heute nicht mehr über die Lippen. In der NSA-Affäre fand er klare Worte gegen die US-Regierung.

Im Mai 2012, acht Jahre nach der Facebook-Gründung, kam der von Zuckerberg aus Angst um einen unternehmerischen Freiraum lange hinausgezögerte Börsengang. Entgegen der anfänglichen Unkenrufe ist er doch noch ein Erfolg geworden. Gegenüber dem Ausgabepreis hat sich der Kurs der Facebook-Aktie mehr als verdoppelt. Doch der Druck der Finanzmärkte hat Folgen. Bei der Weiterentwicklung von Facebook stehen weniger die Bedürfnisse der Nutzer im Mittelpunkt, sondern die wirtschaftlichen Kennzahlen. In jüngster Zeit hat Facebook vor allem daran gearbeitet, seine mobilen Werbeerlöse zu steigern. Wie die jüngsten Quartalszahlen zeigen, die selbst Optimisten überraschten, tut man dies mit unerwartet großem Erfolg.