Markus Schwarz hat sich auf die Porträtfotografie spezialisiert. Neuerdings lichtet er in seinem Studio in Echterdingen Menschen mit Masken ab. Was fasziniert ihn an Gesichtern, von denen so viel bedeckt ist?

Echterdingen - Zu jeder Maske hat Markus Schwarz eine Geschichte parat. Die hier, eine schnöde Staubmaske, wie sie auf der Baustelle üblich ist, sitzt im Gesicht einer eleganten Geschäftsfrau. Die da mit floralem Muster gehört zu einem ganzen Set von acht bis neun Exemplaren, die der Träger, ein junger Mann, durchwechselt. Und diese im Gesicht eines reiferen Mannes ist Marke Eigenbau. Etliche solcher Bilder hängen im Echterdinger Studio des Berufsfotografen Markus Schwarz an der Wand. Aber Fotos von Menschen mit Masken, da sieht man doch nichts. Oder doch?

 

Der neuartige Look hat ihn anfangs irritiert

Markus Schwarz hat sich auf die monochrome Porträtfotografie spezialisiert, das heißt, er lichtet Gesichter in Schwarz-Abstufungen ab. Das liege ihm besonders, sei aber auch extra herausfordernd. „80 Prozent der Menschen lassen sich nicht gern fotografieren“, sagt der 49-Jährige aus Oberaichen. Viele müssten erst ihre Unsicherheit ablegen, aber gekünstelte Posen sind ohnehin nicht Markus Schwarz’ Ding. „Ich habe den Anspruch, Menschen zu zeigen, wie man sie normalerweise nicht sieht.“ Sein Fokus liege dabei auf dem Gesichtsausdruck – und vor allem den Augen.

In Zeiten von Corona und Mundschutzpflicht wiederum sind die Augen der einzige sichtbare Teil des Gesichts. Der neuartige Look der Menschen auf der Straße hat Markus Schwarz anfangs irritiert, wie er sagt. „Die ganzen schönen Gesichter sind weg, das ist eine ungewohnte Spannungssituation.“ Daraus ist aber die Idee zu einem außergewöhnlichen Fotoprojekt entstanden. Seit Beginn der Maskenpflicht in Baden-Württemberg lichtet Markus Schwarz Menschen mit ihrem Mund-und-Nasen-Schutz ab. Der besondere Effekt: „Die Augen müssen mehr sprechen.“

Der Gesichtsbedeckung den Schrecken nehmen

Die Maskenbilder entstehen in seinem Studio an der Nikolaus-Otto-Straße, zumeist als Nebenprodukte eines klassischen Shootings. Einige Models aber kommen auch gezielt, um sich in dieser besonderen Zeit mit ihren eigenen mitgebrachten Masken ablichten zu lassen. Der Bildkünstler sieht ebenfalls eine gewisse Chronistenpflicht. Außerdem will er der umstrittenen Gesichtsbedeckung ihren Schrecken nehmen. „Ich möchte die Maske normalisieren.“

Für seine ungewöhnliche Porträtserie bekommt Markus Schwarz viel Zuspruch. „Die meisten finden das Projekt einfach klasse“, sagt er. Wo es hingehen soll mit der Idee, Markus Schwarz weiß es noch nicht. Eine Ausstellung hält er ebenso für denkbar wie einen Bildband. Vorerst landen die Bilder auf seinen Social-Media-Kanälen und bei ihm an der Wand, ausgedruckt im Format 20 mal 20 Zentimeter. „Da ist noch Platz. Das Studio ist groß“, sagt er lachend. Zeitdruck verspürt er nach eigenen Angaben nicht. „Das ist ein Projekt, das wächst. Es wird mich noch begleiten. Es wird uns alle begleiten.“