In der Region Stuttgart leben Menschen aus allen Ländern, deren Mannschaften zur Fußball-EM in der Landeshauptstadt spielen. In unserer Serie erzählen sie über sich und ihre EM-Wünsche. Heute: Stefan Schär (52) aus der Schweiz.
Seine Top-Stars? Gut, auch Namen wie Yann Sommer, Granit Xhaka, Renato Steffen und Xherdan Shaqiri kommen ihm geläufig über die Lippen. Doch die eigentlichen Sport-Heroen von Stefan Schär heißen Will Jordan, Sam Whitelock, Antoine Dupont, Bundee Aki, Ardie Savea oder Pieter-Steph du Toit. „Ich bin offen gesagt gar nicht so fußballaffin“, gibt der 52-jährige Schweizer zu, „mein Herz schlägt vor allem für Rugby!“
Nur die Berge fehlen
Im Jahr 2016 hat Stefan Schär das „Jaz in the City“, den jungen, kreativen Ableger der Steigenberger Hotelgruppe in Stuttgart aufgebaut und leitet das Hotel an der Wolframstraße unweit des Milaneos seit nunmehr sieben Jahren. Längst ist Stuttgart für ihn nicht nur ein Arbeits- sondern auch ein Wohlfühlort geworden, wenngleich er noch immer in Frankfurt wohnt, wo seine Frau beruflich gebunden ist. Wie es sich für einen Schweizer gehört, pendelt er regelmäßig mit dem Zug in die Schwabenmetropole. „Aber es gibt schon gewisse Dinge, die man vermisst“, räumt er ein, „die Berge fehlen mir und das Skifahren.“
Fünf Jahre hat er selbst Rugby gespielt
Vor rund 25 Jahren hat er sich bei den Young Boys Bern das erste und bisher einzige mal ein Profi-Fußballspiel live im Stadion angeschaut. Statt dem runden Leder gilt seine sportliche Liebe dem Rugby-Ei. Gut fünf Jahre lang hat er in Luzern selbst getackelt, Gassen gebildet und im Gedränge seine Kraft ausgespielt.
Doch wenn die Schweizer Fußball-Nationalmannschaft ab dem 10. Juni in Stuttgart ihr Quartier für die Europameisterschaft bezieht, fiebert er natürlich auch mit den Eidgenossen mit. „Wichtig ist schon mal, dass Fabian Schär im Kader ist“, sagt der Hotelmanager mit einem Schmunzeln über die Nominierung seines Namensvetters von Newcastle United, der aufgrund einer Verletzung lange als Wackelkandidat galt. Wenn es seine Zeit erlaubt, will Stefan Schär auch mal beim Training der Schweizer Mannschaft auf der Waldau vorbeischauen.
Der Bandleader muss die Mannschaft orchestrieren
In seiner Arbeit als „Bandleader“, wie man den Hoteldirektor in der Sprache des Jaz nennt, sieht er viele Parallelen zur Aufgabe eines Nationaltrainers: „Auch Murat Yakin muss ein Orchester zusammenstellen und es motivierend leiten, sodass es eine schöne Musik, ein schönes Spiel gibt.“ Ähnlich versteht er seine Aufgabe als Hotelchef im Konzept des Jaz. „Wir wollen näher an den Menschen sein, wir haben regelmäßig DJ’s bei uns zu Gast, bieten ein spezielles Kid’s Programm – bei uns ist es nicht langweilig“, versichert Schär. „Sobald wir als normales Hotel wahrgenommen werden, haben wir etwas falsch gemacht.“ Das offizielle Motto der Fußball-WM 2006, „die Welt zu Gast bei Freunden“, verkörpert sein Haus tagtäglich. Die 52 Mitarbeiter kommen aus 20 Nationen.
Zur Stärkung einen „Deutschland-Burger“
Auch beruflich beschäftigt ihn die Fußball-EM in den nächsten Wochen. Bereits vor zweieinhalb Jahren wurden die ersten Verträge mit dem europäischen Fußballverband Uefa geschlossen. Als Mannschaftsquartier hat sich das Jaz nicht beworben, „dafür fehlen uns die Kapazitäten“, sagt Schär. Wesentlich interessanter sei da die Champions League, für die sich der VfB Stuttgart jetzt qualifiziert hat, da könne er sich gut vorstellen, Gastmannschaften im Jaz zu beherbergen.
Dafür haben für die EM etliche Sponsoren und Behörden Zimmerkontingente gebucht, auch Sicherheitsmitarbeiter werden unter den Gästen sein. „Rund ein Dutzend Zimmer halten wir bis kurz vor Schluss frei für Fans“, betont Schär. Die können sich dann unter anderem mit einem „Deutschland-Burger“ stärken, für den der Bäcker des Jaz eigens ein mit Sepia gefärbtes, schwarzes Burgerbrötchen liefert.