Die Kultusministerin Theresa Schopper hat „Bildungspost“ bekommen und nutzt den Anlass, um auf die Proteste gegen mangelhafte Finanzierung zu reagieren. Nach den Ferien soll es Gespräche geben.

Stuttgart -

 

Es ist ein Etappensieg: Nachdem der Verband der Arbeitsgemeinschaft Sprachförderung nach dem Denkendorfer Modell Anfang des Monats mit einer Protestaktion auf der Königstraße darauf aufmerksam gemacht hatte, dass der schulbegleitenden Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe (HSL) in den nächsten Jahren der Aderlass droht, hat sich Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) jetzt aufgeschlossen gegenüber den Forderungen des Verbands und seiner rund 400 Sprachförderkräfte gezeigt.

Am 31. Juli läuft die bisher geltende HSL-Förderrichtlinie aus. Deshalb war dem Verband im April dieses Jahres zunächst signalisiert worden, dass die finanziellen Mittel auch in den kommenden sieben Jahren fließen sollen – jedoch in unveränderter Höhe. Dies hätte bedeutet, dass die Sprachförderkräfte zukünftig „schon inflationsbedingt auf eine angemessene Vergütung verzichten sollten“, hatte die Vorsitzende des Verbands, Birgit Schroth, in Stuttgart kritisiert. Da viele Kinder durch die Pandemie beim Spracherwerb überdies ins Hintertreffen geraten sind, seien nun auch dringend „Ideen für gute und zügige Lösungsansätze“ nötig. Hierfür sei, nach Ansicht des Verbands, jedoch eine ausreichende Finanzierung unabdingbar. Der Verband hatte in der Sache zuletzt eine unzureichende Kommunikationsbereitschaft des zuständigen Kultusministeriums beklagt.

Forderungen des Verbands auf ungewöhnliche Weise übermittelt

Nun konnten die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Sprachförderung nach dem Denkendorfer Modell der Kultusministerin in Stuttgart einen „Bildungsbriefkasten“ übergeben, der die zentralen Forderungen des Verbands beinhaltet. Neben einer besseren finanziellen Ausstattung streben die Sprachförderer kleinere Lerngruppen an sowie die Ausweitung der schulbegleitenden Sprachförderung auf weitere Schularten.

Die Kultusministerin zeigte sich zwar gegenüber den Argumenten des Verbands aufgeschlossen, betonte jedoch: „Innerhalb der kurzen Zeit bis zum 1. August, zu dem eine neue Förderrichtlinie stehen muss, sind so weitgehende Änderungen an der Förderrichtlinie allein aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich. Jede Erweiterung der Förderung müsste zudem auch gegenfinanziert sein. Dafür stehen aber gegenwärtig keine Mittel im Landeshaushalt zur Verfügung.“ Die Förderrichtlinie sei, so die Ministerin, deshalb zunächst nur um zwei Jahre verlängert worden. „Wir haben die Hausaufgaben aus dem Gespräch mitgenommen und möchten uns mit den Initiatoren der Initiative weiter austauschen, den Anpassungsbedarf diskutieren und an der Förderrichtlinie arbeiten.“ Gespräche sollen nach den Ferien stattfinden.

Bisher gibt es 2,6 Millionen Euro vom Land

Auch Hansjörg Ludwig vom Leitungskreis der Arbeitsgemeinschaft Sprachförderung nach dem Denkendorfer Modell kündigte nach dem Treffen mit der Kultusministerin an, dass es eine gemeinsame Arbeitsgruppe geben werde, die eine neue Richtlinie erarbeiten soll. „Obwohl wir immer noch mit leeren Händen dastehen, ist das ein erster Erfolg.“ Die Bereitschaft zur Anpassung der Richtlinie sei endlich da. Das Land fördert die außerschulischen Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe aktuell mit jährlich rund 2,6 Millionen Euro.