Es werden immer mehr Pakete verschickt. Darunter leidet dann die Brief-Zustellung, sagt das Unternehmen.

Leonberg - Das darf doch nicht wahr sein, hat sich Wolfgang Glaser gedacht, als er am Dienstag über die Post-Probleme in Höfingen gelesen hat. „Am Vortag lagen zwölf Briefe und zwei Zeitschriften in meinem Briefkasten“, berichtet er. „Darunter war die Rechnung eines Leonberger Handwerksbetriebs mit dem Poststempel vom 1. Dezember.“ Elf Tage war der also unterwegs, um innerhalb von Leonberg zugestellt zu werden.

 

Nicht nur unser Leser Wolfgang Glaser, der im Gebiet Halde lebt, macht derzeit solche Erfahrungen. Auch aus Renningen haben uns viele Zuschriften erreicht. „Bei uns herrschen seit vier Wochen identische Zustände“, schreibt der Renninger Thomas Huber. „Zuerst festgestellt haben wir dies, als unser Stern-Abo nicht mehr pünktlich donnerstags zugestellt wurde. Es kam erst samstags mit einem Stapel Post.“

Zehn Stunden Höchstarbeitszeit

„Auch bei uns, westlich der Bahnhofstraße, wird seit geraumer Zeit die Briefpost einmal pro Woche gesammelt ausgetragen“, heißt es von Frank Mayer. Gerade bei dringenden Briefen sei das extrem ungünstig, beklagt sich der Renninger. „In meinem Falle waren es die Zulassungspapiere für ein neues Fahrzeug.“ Bei der Post räumt man auf Nachfrage hin ein, dass das Zustell-Problem derzeit wohl doch kein Höfinger Einzelfall ist. Auch in Renningen sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. „In den vergangenen beiden Wochen ist es an einzelnen Tagen leider auch hier vorgekommen, dass in einzelnen Bezirken nicht alle Sendungen innerhalb der täglich zulässigen Höchstarbeitszeit zugestellt wurden“, sagt Hugo Gimber, der Pressesprecher der Post.

Zehn Stunden darf ein Zusteller jeden Tag arbeiten. Wenn er dann immer noch nicht fertig ist, müsse er seine Tour abbrechen. Das komme derzeit aufgrund des Weihachtsgeschäfts vermehrt vor. Zahlen gibt es nur für das Bundesgebiet – aber die sprechen für sich: Allein an Päckchen und Paketen muss die Deutsche Post sieben Millionen Stück zustellen – pro Tag. „Nächste Woche rechnen wir mit 8,5 Millionen“, prognostiziert Gimber. Das ist mehr als doppelt so viel als an normalen Tagen während des Jahres. Und zehn Prozent mehr als beim Weihachtsgeschäft im vergangenen Jahr.

Austräger für Briefe und Pakete zuständig

Unter diesem riesigen Packet-Aufkommen leiden auch die Briefe. Denn in Renningen und Weil der Stadt, aber auch in den Leonberger Teilorten muss der Austräger sowohl Briefe als auch Pakete an die Empfänger verteilen. Lediglich in der Kernstadt von Leonberg werden Briefe und Pakete getrennt zugestellt.

Unser Leser Ernst Müller hat dennoch auch in der Leonberger Kernstadt schlechte Erfahrungen gemacht. „Nach einer Woche ohne jegliche Post ist am Montag ein ganzer Schlag angekommen“, schreibt er uns. Darunter Geschäftspost aus Berlin und eine Todesanzeige, die beide eine ganze Woche unterwegs waren. Post-Sprecher Hugo Gimber kann sich das nicht erklären. „In der Leonberger Kernstadt waren in den vergangnen Wochen alle Bezirke besetzt und es wurden auch alle Sendungen zugestellt“, sagt er.

Sein Tipp für alle Sendungen, die auf jeden Fall am nächsten Tag ankommen müssen, ist der Express-Brief. „Der nimmt einen anderen Transport-Weg, da wird der nächste Tag garantiert“, sagt er.

Andreas Henke von Verdi Baden-Württemberg warnt indes, für die späten Zustellungen die Austräger verantwortlich zu machen. „Gerade in der Weihachtszeit ist das der härteste Job überhaupt“, sagt er. „Die allermeisten Briefe und Pakete werden doch ordentlich zugestellt.“