Wie geht es weiter auf dem Postareal? Axel Möhrle vom Investor Strabag Real Estate berichtet von den überarbeiteten Plänen.

Leonberg - Der Leonberger Gemeinderat wird am Dienstag, 27. Juli, final entscheiden, ob auf dem Gelände der ehemaligen Hauptpost ein neues Stadtquartier gebaut wird. Der potenzielle Investor, die Strabag Real Estate, hat auf Wunsch der Politik die Planung erneut überarbeitet. Axel Möhrle, der für das Projekt zuständige Stuttgarter Bereichsleiter, erklärt, was genau dort geschehen soll.

 

Herr Möhrle, über das Postareal in Leonberg wird seit Jahren diskutiert, zuletzt gab es Kritik an der Zufahrt des geplanten Supermarktes. Auch wurde von den Grünen im Gemeinderat angezweifelt, dass der von der Stadt als essenziell erachtete Brückenschlag in Richtung Marktplatz überhaupt kommt.

Der Brückenschlag kommt natürlich, und zwar viel breiter und üppiger als ursprünglich gewollt. Er wird sechs Meter breit, sodass Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen darauf Platz haben. Er soll den Charakter einer Flaniermeile haben. Daher planen wir am Anfang und am Ende attraktive inhabergeführte Geschäfte als Anker.

Gibt es schon Läden?

Wichtig ist uns die Angebotsvielfalt und Attraktivität des Handelskonzeptes im gesamten Quartier. Wir brauchen neue Handelskonzepte aus dem Segment Nahversorgung sowie inhabergeführte Geschäfte auf kleinen Flächen, wie Straßencafés, Eisdielen, und so weiter, die das Flair und die Vielfalt ausmachen. Dieser Mix sorgt dafür, dass mehr Menschen angelockt werden, die das Quartier zum Bummeln, Einkaufen und Wohlfühlen nutzen.

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Wie wollen Sie das sicherstellen? Kritiker vergleichen Ihr geplantes Viertel mit einer Wagenburg.

Das Gegenteil ist der Fall. Wir denken das Ganze als lebendiges, einladendes und erlebbares Quartier, das die neue Mitte mit der Altstadt verbindet. Es ist ein offenes zu jeder Zeit begehbares Quartier mit einem zentralen Platz. Wir möchten dort 40 neue Bäume pflanzen, zuzüglich zu den Kastanien an der ehemaligen Hauptpost, die stehen bleiben. Auf den Dächern, an den Fassaden sowie im Quartier ist viel Grün vorgesehen. Es wird keine privaten, abgeschlossenen Hinterhöfe geben. Wir greifen mit dem geplanten Quartierscharakter den städtebaulichen Ansatz der lebenswerten Stadt im Sinne der 15-Minuten-Stadt auf, bei dem viele alltägliche Fahrten überflüssig werden können.

Was bedeutet 15-Minuten-Stadt?

Einkaufsmöglichkeiten mit Artikeln des täglichen Bedarfs, Ärzte, Kindergärten, Schulen und Behörden sollten im Umkreis von 15 Minuten liegen und fußläufig erreichbar sein. Auch Arbeitsplätze, Freizeitangebote und Ausgehmöglichkeiten befinden sich dann für viele Bewohner des Leonberger Nordens in unmittelbarer Nähe.

Wie ist der aktuelle Planungsstand?

Es sind etwa 100 Mietwohnungen vorgesehen, von denen 25 Prozent preisgebunden sein werden. Das heißt, sie liegen 33 Prozent unter der ortsüblichen Miete. Außerdem wird es etwa 40 Eigentumswohnungen geben, von denen etwa zehn preisgebunden sind. Auch wird geprüft, ob ein Kindergarten mit bis zu drei Gruppen im Quartier integriert werden kann. Geplant ist ein Bio-Supermarkt mit 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche. Zudem sind ein Drogeriemarkt von bis zu 1800 Quadratmetern, mehrere gastronomische Betriebe und Fachgeschäfte sowie Büroflächen geplant.

Sind das Handelsketten, die schon in der Stadt präsent sind?

Nein, wir sind im Gespräch mit Unternehmen, die keine Filialen in Leonberg haben.

Deutliche Kritik hatte es an der geplanten Andienung des Supermarkts gegenüber der alten Schuhfabrik gegeben.

Wir haben unsere Pläne überarbeitet und die Andienung verschoben. Vorgesehen ist nun eine Zufahrt auf Höhe des Hauses der Begegnung, die aus beiden Fahrtrichtungen erreicht werden kann. Hier gibt es keine Nachbarn, die belästigt werden könnten. Auch die ästhetischen Einwände haben wir berücksichtigt. Das komplette Quartier ist in keinster Weise langweilig oder nüchtern. Im Gegenteil. Durch die Attraktivität der Handelskonzepte und die Aufenthaltsqualität mit Cafés, aus denen man die Aussicht auf den Pomeranzengarten und den neuen Stadtgarten genießen kann, wird eine Magnetwirkung für die Passanten erzeugt werden, die diese bildlich aus der neuen Mitte über die im Quartier geschaffenen autofreien Gassen und Plätze in die Altstadt zieht. Die geplante Vielfalt und Attraktivität des Handelskonzeptes spielt für den gewünschten Austausch zwischen neuer Mitte und Altstadt eine zentrale Rolle.

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Wie sieht es mit dem Parken aus?

Es gibt eine Quartiersgarage, die für Kunden, Besucher, Bewohner und Gewerbetreibende zur Verfügung steht. Darüber hinaus sind im nördlichen und südlichen Teil des Quartiers ergänzend private Tiefgaragen vorgesehen.

Gibt es ein Mobilitätskonzept?

Für Anwohner und Menschen, die im Quartier arbeiten, ergibt sich durch den ansässigen Handel die Möglichkeit, Besorgungen auf kurzem Wege zu tätigen. Mit der Fuß- und Radwegebrücke über den Eltinger Fußweg werden natürliche Barrieren beseitigt und das bestehende Radfahrnetz der Stadt attraktiv erweitert, durch die Wegeführung abseits von stark befahrenen Straßen und somit abseits von Lärm- und Schadstoffemissionen. Weiter ist für das Quartier ein auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtetes Carsharing-Angebot geplant.

Baubeginn ist für Ende 2022 geplant

Wie geht es jetzt weiter?

Wir werden die vom Gemeinderat angeregte Überarbeitung der Anlieferung am Dienstag, 27. Juli, um 19 Uhr in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates vorstellen. Die Fraktionen müssen dann final darüber abstimmen, den Bebauungsplan auf Grundlage unserer Planung zu erstellen und die Vertragsverhandlungen mit uns fortzuführen.

Erwarten Sie eine Mehrheit?

Wir hoffen das sehr. Wir stehen hinter dem Projekt und nehmen die Anregungen aus dem Gemeinderat sehr ernst.

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Wenn es eine Mehrheit gibt…

… dann nehmen wir die Planungen wieder auf, die im Moment ruhen. Gleichzeitig werden wir mit der Stadt einen Kaufvertrag vorbereiten. Das städtische Planungsamt wird einen entsprechenden Bebauungsplan erstellen. Ziel ist, dass wir das Grundstück Ende des Jahres kaufen können.

Wie würde es weitergehen?

Im kommenden Jahr ist der Abriss des ehemaligen Postgebäudes geplant. Gleichzeitig laufen die Plan- und Genehmigungsverfahren weiter. Mit einem Baubeginn rechne ich Ende 2022. Die Gesamtbauzeit würde drei Jahre betragen.

Wie große wäre das Projektvolumen?

Das von uns geplante Quartier stellt eine Investition im dreistelligen Millionenbereich dar.

Und sollte es am Dienstag keine Mehrheit geben?

Wir möchten das Postareal gerne umsetzen und zur Stadtreparatur konstruktiv und aktiv beitragen. Würde man noch einmal komplett neu aufsetzen, wäre der Zeit-, Finanz- und Arbeitsaufwand immens. Nach meiner Erfahrung würden wieder Jahre „ins Land“ gehen.