Offiziell wird über das Personal erst am Schluss entschieden. Doch über die Verteilung der Ministerien wird bereits munter spekuliert.  

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die erste Absage kam aus Freiburg. Nein, versicherte der Grünen-Oberbürgermeister Dieter Salomon, er werde nicht ins Landeskabinett wechseln. Sein Platz bleibe im Rathaus der Schwarzwaldhauptstadt, in das er erst vor elf Monaten klar wiedergewählt worden war. Diesen Job mache er "mit Herz und Seele". Wer wird was in der ersten grün-roten Regierung - darüber wurde am Tag nach der Zeitenwende im Südwesten munter spekuliert. Offiziell waren die Personalien natürlich kein Thema: Nun gehe es erst einmal um Inhalte, die Posten kämen erst zum Schluss dran, hieß es allenthalben. Aber die Planspiele waren dennoch in vollem Gang.

 

Klar war nach der Feststellung des vorläufigen Endergebnisses am Sonntag nur, dass der Grüne Winfried Kretschmann (62) neuer Ministerpräsident wird und der SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid der Vizepremier. Allgemein wird erwartet, dass der 37-jährige Jurist das Finanzressort übernimmt - schließlich hat er sich über Jahre hinweg als Finanzpolitiker profiliert. Aber sonst?

Umweltministerium hat hohe Priorität bei den Grünen

Zunächst einmal müsse man sich über Zahl und Zuschnitt der Ressorts verständigen, hieß es aus den Reihen der künftigen Koalition. Bei zehn Ministerien muss es nicht unbedingt bleiben; das kleine Agrarressort etwa könnte in ein größeres Haus eingegliedert werden. Zudem gibt es bereits Überlegungen, welche Ressorts durch zusätzliche Kompetenzen aufgewertet werden könnten.

Hohe Priorität bei den Grünen dürfte das Umweltministerium haben; ihren Wahlsieg fuhren sie schließlich maßgeblich mit dem Thema Energiepolitik ein. Als Favorit dafür gilt der Fraktionsvize und Energieexperte Franz Untersteller, der in diesem Fachbereich schon als Oppositionsabgeordneter ein gefragter Gesprächspartner war. Die teils zersplitterten Kompetenzen, hört man, müssten dann aber in einem Haus gebündelt werden. Auch das Verkehrsministerium, derzeit ans Umweltressort angedockt, dürfte die Ökopartei besonders interessieren. Gleich zwei Experten werden dafür gehandelt: der Stuttgarter Gemeinderatsfraktionschef Werner Wölfle und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Am Wahlabend war Palmer früh im Landtag präsent und ließ kaum eine Kamera oder ein Mikrofon aus. Eines der beiden Bildungsressorts dürfte ebenfalls an die Grünen gehen. Als Aspirantin fürs Wissenschaftsministerium wird die Hochschulexpertin Theresia Bauer aus Heidelberg genannt. Auch ihre Karlsruher Kollegin Gisela Splett gilt als regierungstauglich. Heiß wurde auch diskutiert, ob Bundestagsabgeordnete wie Fritz Kuhn (etwa als Minister im Staatsministerium) ins Land wechseln könnten.

Vielleicht kommt es so, vielleicht anders

Bei der SPD richten sich viele Blicke auf Claus Schmiedel, der an diesem Dienstag als Fraktionschef wiedergewählt werden will. Das heiße aber nicht, sagen Genossen, dass er vielleicht nicht doch ins Kabinett strebe - dann als Wirtschaftsminister. Möglicher Nachfolger in der Fraktion könnte der Finanzexperte Ingo Rust werden, der bisher dem Finanzausschuss vorsaß. Als gesetzt gilt der bisherige parlamentarische Fraktionsgeschäftsführer Reinhold Gall fürs Innenressort. Die Zuständigkeit für die Polizei, heißt es, werde man nicht den Grünen und ihrem Innenexperten Uli Sckerl überlassen. Der Fernmeldehandwerker Gall würde in große Fußstapfen treten - Sozialdemokraten wie Walter Krause oder Frieder Birzele haben in dem Amt bleibenden Eindruck hinterlassen.

Im Kultusministerium könnte eine Kandidatin aus dem Regierungsteam von Nils Schmid zum Zuge kommen: Gabriele Warminski-Leitheußer, bisher Schulbürgermeisterin in Mannheim. Genannt wird auch der bisherige Mannheimer Abgeordnete Frank Mentrup. Sollte die SPD das Wissenschaftsressort erhalten, stünde dafür ebenfalls eine Frau zur Verfügung: Katrin Vernau, derzeit Kanzlerin der Universität Hamburg. Hoffnungen auf den Ministerposten im Sozialressort könnte sich Katrin Altpeter machen, die bisher Vizefraktionschefin war. Als Chef des Justizministeriums wird ihr Abgeordnetenkollege Rainer Stickelberger gehandelt. Vielleicht kommt es so, vielleicht anders - genau wird man es erst in einigen Wochen wissen.