Power-Duo: Ariana und Jan von Viva la Faba „Wir wollen den Markt mit veganem Käse revolutionieren“

Freunde, Geschäftspartner und ein echtes Power-Duo: Ariana Alva Ferrari und Jan Haberzettl von Viva la Faba Foto: Viva la Faba

Sie sind jung, ambitioniert und wollen vieles anders machen. Ariana Alva Ferrari und Jan Haberzettl haben mit Viva la Faba einen veganen Käse entwickelt, der den Markt revolutionieren soll.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Die Ackerbohne, die es schon in der Steinzeit gab, erlebt dank Viva la Faba ihren zweiten Frühling, ihr Revival oder einfach ein köstliches Comeback – und zwar als Käse. „Und wenn Bohnen Käse sein können, kannst auch du alles sein“, sind sich Ariana und Jan sicher. Die sympathischen Geschäftspartner und Freunde haben also ein veganes Produkt kreiert, das alles mitbringt, was wir von einem Käse erwarten. Doch wer sind die beiden und was war ihre Motivation?

 

Von Peru über die USA nach Hohenheim

Da wäre zum einen Ariana. Die coole Powerfrau kommt ursprünglich aus Peru, ist aber in den USA aufgewachsen. Sie besuchte die San Francisco State University und studierte dort „International Business“. Aktivismus prägte ihre Studentenzeit und ihr wurde schnell klar: „Ich will wissen: Was gibt es darüber hinaus? Was kann ich, mit meinem Wirtschaftswissen, bewirken?“

Also fing Ariana an, für eine Non-Profit-Organisation zu arbeiten, verschrieb sich den Human Resources und entwickelte in Honduras ein Projekt, um Plastik zu reduzieren. Schließlich wurde ihr Wunsch immer größer, zurück nach Peru zu gehen. „Ja, ich war eine Erwachsene in Kalifornien, aber nie in Peru. Und ich wollte das erlernte Wissen zurück in mein Heimatland bringen, um dort etwas zu bewirken und vielleicht auch zu verändern.“

So arbeite Ariana schließlich für die Vereinten Nationen, was ihr Einblicke in „wirklich coole“ Projekte ermöglichte, die unter anderem Frauen und Minderheiten unterstützen. Eine aufregende Zeit begann. Die 32-Jährige spürte: Ich will noch mehr, es soll noch tiefer gehen. Nach einer ausgiebigen Google-Recherche stand für sie 2019 fest: „Ich gehe nach Hohenheim und studiere dort im Master Bio-Ökonomie. „Und dort habe ich dann auch Jan kennengelernt“, sagt Ariana lachend.

Die beiden Studenten hatten damals und gleichzeitig während der Pandemie an einem Business-Wettbewerb mit Preisgeld teilgenommen – vielversprechend, international und motivierend. „Und das war letztendlich auch der Anfang von Viva la Faba.“

Heimlich Peta-Dokus im Bett schauen

Aber erstmal zum zweiten Part des Power-Duos: Jan. Der 27-Jährige ist in Nürnberg aufgewachsen, schaute schon als Kind – heimlich – Peta-Dokus im Bett und wollte bereits in jungen Jahren vegan leben. „Meine Mama handelte mich dann auf vegetarisch runter“, erinnert er sich lachend zurück. Der ambitionierte Produktentwickler habe sich außerdem schon immer für Politik und Klimawandel interessiert und wollte nach der Schule auch „unbedingt!“ etwas mit Nachhaltigkeit studieren.

Gesagt, getan. „Was damals 2013/14 aber echt schwierig war. Den einzigen Bachelor, der mich interessierte, gab es in Geislingen an der Steige – nachhaltiges Produktmanagement mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit, ökologische Transformation, Wirtschaft, wie entwickele ich Produkte und bringe diese auf den Markt...“ Es folgte ein Praktikum bei einem der größten Hersteller von Kartoffelchips, wo seine Faszination für Lebensmittel aufkeimte.

Deshalb war für Jan schnell klar: „Ich will einen Master in Bio-Ökonomie obendraufsetzen.“ Während der Bewerbung arbeitete er unter anderem noch auf einer vertikalen Farm in Israel. „Ich wusste, obwohl es bei Bio-Ökonomie auch viel um erneuerbare Energien usw. geht, dass ich etwas mit Lebensmittel machen will. Auch weil ich aus einer sehr dörflichen Gegend komme und da immer sehr nah dran war.“

Ein revolutionäres Produkt entwickeln

Und so fanden sich die beiden also während der Pandemie im abgelegenen Hohenheim wieder, um sich für das Projekt zu bewerben. „Und dann war der erste Lockdown und wir hatten die Aufgabe, ein revolutionäres Produkt zu entwickeln“, erinnert sich Jan. Es seien verschiedene Zutaten im Raum gestanden und die beiden überlegten: Was machen wir jetzt daraus?

Zur Auswahl standen unter anderem Joghurt, Kräcker, Lollipops etc. – tausende von Möglichkeiten. „Aber am Ende wollten wir ein Produkt kreieren, das die beste Auswirkung auf die Umwelt hat und das viele Menschen wollen“, so Ariana. Und da lag die Antwort einfach auf der Hand: Say Cheese! Käse soll es sein.

„Nach elf Monaten entstand ein Prototyp, den wir dann der Jury präsentierten.“ Dafür wurde zuvor getüftelt, was das Zeug hielt und das nicht etwa in den Laboren der Uni, nein, Corona beherrschte damals ja noch das Szenario und überall gab es Zugangsbeschränkungen. Also ging es in den WG-Küchen der beiden experimentierfreudig zur Sache. „Ja, und dann haben wir den ersten Platz gewonnen“, platzt es aus dem Power-Duo heraus, beide strahlen über beide Ohren. „Das war der Wahnsinn.“

Käse, nur anders

Aber wie geht man eigentlich diese ganze Sache an, ein Produkt wie Käse zu entwickeln? „Wir haben sehr viel mit Fermentation gearbeitet.“ Es habe „mega“ lange gedauert, die beiden haben viele, innovative Zutaten getestet, wie etwa Hanfsamen, aber da stimmte beispielsweise die Farbe nicht, denn wer will schon grünen Käse!? „Tricky an Käse ist, du brauchst die Textur, das Mundgefühl, den Geschmack, das Schmelzverhalten, die Haltbarkeit... ein ganz komplexes Produkt.“

Die Freunde hatten sich trotz allem total unbedarft an das Thema „veganer Käse“ gewagt, ganz nach dem Motto: Wir denken die Sache jetzt neu. „Und dadurch haben wir es geschafft, ein Produkt zu entwickeln, das ganz anders ist als alles, was es schon gibt.“ Die Rede ist von Viva la Faba, der erste Käse aus Bio-Ackerbohnen. „Unser Käse ist nicht wie die anderen.“

Sich als Käse-Fans zu bezeichnen fällt dem Power-Duo im ersten Moment schwer, schließlich leben die beiden vegan. Ariana etwa hatte vor drei Jahren aufgehört, Käse zu essen und beim Pizza-Essen die Marinara bevorzugt. „Ich habe eben auf Viva la Faba gewartet“, sagt sie lachend.

Ein veganer Käse-Laden in Stuttgart

Die beiden sind definitiv ambitioniert und die Vision von Stuttgart als erste vegane Käse-Stadt lässt sie träumen. Ihnen sei schon bewusst, dass sie in anderen deutschen Städten wie Hamburg oder Berlin eventuell mehr Fans für ihr Produkt finden könnten, aber weil wir hier im Kessel spätestens seit dem Song der Massiven Töne wissen: „Es ist nicht, wo du bist, es ist, was du machst...“, ist klar: Es kann auch in Stuttgart funktionieren. Warum auch nicht?! „Ich denke, wir haben alles, was es braucht, um den Hype im Kessel entstehen zu lassen“, sind sich die Business-Buddys einig.

Schupfnudeln mit veganer Käsesoße

Erst kürzlich fand im Hallo Emil in Untertürkheim das erste vegane Käse-Event von Viva la Faba statt. „Und die Veranstaltung kam super an, hat aber auch unseren Weg bis zum Produkt ganz gut widergespiegelt – mit seinen ganzen Rückschlägen und Herausforderungen.“ Von was ist die Rede? Die veganen Käsespätzle seien irgendwann aus gewesen. „Also gab es am Ende Schupfnudeln mit Käsesoße, was auch total gut ankam.“

Ja, so eine Produktentwicklung und -vermarktung etc. ist schon sehr herausfordernd. Davon kann vor allem auch Ariana ein Lied singen, als junge Frau in dieser Branche, die ihr Heimatland vermisst. Außerdem ärgert die beiden, dass sie oft als junge Studenten, die einen Preis gewonnen haben, wahr- und deshalb nicht wirklich ernst genommen werden „Aber davon lassen wir uns nicht unterkriegen, denn wir glauben an unser Produkt“, bestärken sich die Geschäftspartner gegenseitig. Die Kritik oder eher die Zweifel an dem, was sie tun, würde die beiden nur anspornen. „Wir sind sehr ehrgeizig.“

Mit einem Crowdfunding die erste Produktion finanzieren

Drei Jahre lang haben Jan und Ariana alles in ihren veganen Käse gesteckt, ihr gesamtes Geld, viel Liebe. „Es ist unser absolutes Herzensprojekt.“ Und Viva la Faba soll nun endlich auch in die Produktion und auf den Markt gehen. Dazu braucht es finanzielle Unterstützung, die sich die beiden über ein Crowdfunding sichern möchten.

Aber das Power-Duo will nicht nur den Käsemarkt revolutionieren, nein, auch die Arbeitswelt bzw. das Miteinander beim Arbeiten soll bei und mit Viva la Faba anders laufen. „Klar, die Produkte, die wir entwickeln, sind uns wichtig. Aber wir machen das alles auch, um ein Unternehmen aufzubauen, das einfach anders denkt, wo man aufeinander achtet und Entscheidungen gemeinsam trifft.“ Auf die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt kommt es eben auch an.

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