Eine Stuttgarter Forschungseinrichtung hat eine Technik entwickelt, mit der Wind- und Sonnenenergie gespeichert werden können. Die Power-to-Gas-Anlage ist bisher einzigartig.

Stuttgart - Kohle und Kernkraft gehen, Sonne und Wind kommen. Anders ist eine saubere und risikoarme Stromversorgung auf Dauer nicht zu haben. Allerdings liefern diese Energiequellen bei Dunkelheit und bei Windstille keinen Strom und in Spitzenzeiten viel mehr, als wir verbrauchen können. Nach Angaben der Bundesnetzagentur waren es im Jahr 2009 immerhin 74 Gigawattstunden und 2010 bereits 127 Gigawattstunden Strom, die nicht ins Netz eingespeist werden konnten und daher sinnlos verpufften. Diese Mengen werden sich mit dem geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien (EE) noch erheblich vergrößern.

 

„Wenn die Energiewende gelingen soll, brauchen wir 1000-mal mehr Speicherkapazitäten, als sie mit Pumpspeicherkraftwerken machbar sind“, sagt Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des Stuttgarter Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). „Das geht nur mit chemischen Speichermöglichkeiten.“ Eine solche wird seit einigen Jahren vom ZSW gemeinsam mit dem Kasseler Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) entwickelt. Das Projekt wird größtenteils vom Bundesumweltministerium finanziert.

In ihrer Power-to-Gas-Anlage wollen die Forscher künftig mit überschüssigem Strom Erdgas erzeugen, welches gespeichert und bei Bedarf in Strom verwandelt werden kann. Eine kleine Versuchsanlage produziert seit einem Jahr an verschiedenen Orten Methan (Erdgas). Die zehnmal größere Pilotanlage, die gestern in Stuttgart eingeweiht wurde, ist der wichtigste Schritt auf dem Weg zu einer industriellen Anwendung des Verfahrens. „Mit dieser weltweit größten Anlage ihrer Art ebnen wir einer neuen Technik den Weg“, sagt Frithjof Staiß. „Da es keine nachhaltige Alternative zu diesem Prozess gibt, werden morgen auch andere Länder brauchen, was wir heute entwickeln. Die Energiewende ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, die uns einen Vorsprung in Deutschland verschafft.“