Auf der Mobilfunkmesse MWC in Barcelona hat Samsung seine neuen Flaggschiffe präsentiert. Die Modelle Galaxy S9 und S9+ kommen am 16. März auf den Markt und kosten mehr als die bisherigen Spitzenmodelle. Aber warum setzt die Branche jetzt ganz auf teurere Handys?

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Barcleona - Samsung spielt seine Macht aus. Am Sonntagabend hat der größte Handy-Hersteller in Barcelona die Aufmerksamkeit ganz für sich. Vor der offiziellen Eröffnung der weltgrößten Mobilfunkmesse MWC an diesem Montag setzt Samsung im Wettkampf um das beste Smartphone dieses Jahres ein Ausrufezeichen – auch weil Konkurrenten wie Huawei, LG oder Apple auf der Messe keine Spitzenhandys präsentieren. Die neuen Samsung-Flaggschiffe Galaxy S9 und Galaxy S9+ haben vor allem ihre Kameras massiv aufgerüstet und bedienen damit den Trend, dass die Verbraucher immer stärker mit Fotos und Videos kommunizieren.

 

Die neuen Flaggschiffe verfügen über eine Dualkamera mit einer variablen Blende und sollten auch bei schlechten Lichtverhältnissen scharfe Aufnahmen machen können. Eine Super-Zeitlupe nutzt die Aufnahmegeschwindigkeit von 960 Bildern in der Sekunde. Mithilfe der Gesichtserkennung lässt sich aus dem eigenen Porträt ein persönlicher Avatar erstellen, der die Mimik des Nutzers imitieren kann. Auch künstliche Intelligenz und erweiterte Realität sind mit an Bord: Fokussiert die Kamera auf Texte, lassen sich diese in Echtzeit übersetzen. Von Lebensmitteln und Gerichten lässt sich auf diese Weise die Kalorienzahl errechnen, erfasste Produkte können direkt online bestellt werden. Damit bedient Samsung den Trend, dass die Smartphones sich immer enger mit der Alltagswelt vernetzen. Das Galaxy S9 und Galaxy S9+ sollen am 16. März auf den Markt kommen und 849 beziehungsweise 949 Euro kosten – bei einem Arbeitsspeicher von 64 Gigabyte.

Der Ansturm auf die Samsung-Präsentation mit Hunderten von Journalisten zeigt den Stellenwert des Konzerns aus Südkorea bei den Verbrauchern. Samsung dominierte 2017 mit einem weltweiten Anteil von 20,9 Prozent den Smartphone-Markt vor Apple (14 Prozent) und Huawei (9,8 Prozent), so das Marktforschungsunternehmen Gartner. 321 Millionen Samsung-Handys wurden weltweit verkauft. Ein weiterer Grund für ihre Popularität: Sie laufen mit einer Variante von Googles Betriebssystems Android, das im vergangenen Jahr 86 Prozent aller Smartphones weltweit steuerte.

Der Trend geht zu teureren Smartphones

Außerdem zählen Samsungs beste Handys zu den teuersten in der Branche. Die neuen Flaggschiffe kosten jetzt in der günstigsten Variante etwas mehr als die Vorgängermodelle Galaxy S8 und S8+. Im Vergleich zu Apples iPhone X mit seinem Startpreis von 1149 Euro sind sie allerdings fast schon Schnäppchen. „Die Nutzer greifen zu Modellen mit hoher Qualität und besseren Kamera-Features“, sagt Anshul Gupta, Forschungsdirektor von Gartner. Diese wiederum würden sie länger behalten. Der Trend zum langlebigen Spitzen-Smartphone wirkt sich aber auch auf die Smartphone-Verkäufe aus und erzeugt Unruhe in der Branche.

Telekom, Vodafone & Co. wollen mehr Geld mit dem rasant steigenden Datenvekehr scheffeln

Die Telekommunikationsindustrie zählt dabei zu den Gewinnern. Telekom, Vodafone & Co. setzen auf den rasant steigenden mobilen Datenverkehr. Dieser hat sich in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren fast verdreifacht. Mehr noch: Laut einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom reicht jedem zweiten Smartphone-Nutzer schon jetzt das Datenvolumen seines Handyvertrags nicht mehr aus. „Wohl noch nie in der Wirtschaftsgeschichte ist in so kurzer Zeit rund um einen einzelnen Gerätetyp ein so großer Markt entstanden“, sagt Bitkom-Präsidiumsmitglied Markus Haas und verweist auf die aktuellen Branchenprognosen. Demnach werde der Umsatz mit Smartphone-Geräten in diesem Jahr in Deutschland respektable zehn Milliarden Euro betragen. Doch der Umsatz mit Daten- und Sprachdiensten beträgt schon fast das Doppelte – und die Tendenz ist hier steigend. „Das mobile Internet wächst weiter. Dazu trägt insbesondere die große Popularität von Social-Media-Diensten und Streaming-Angeboten bei“, betont Haas.

Außerdem wird laut Bitkom-Studie das Smartphone derzeit mit immer mehr Geräten verbunden und dient dabei auch als Steuergerät – vor allem bei Autos, smarten Fernsehern, Audiogeräten, Fitnessarmbändern und Haushaltsgeräten. Damit entstehen auch hier neue Geschäftsmodelle und Dienste, von der TV-App, über Kochtipps bis zum persönlichen Gesundheitscheck. Auch wenn der Absatz stagniert – auf diese Weise könnte das Smartphone doch noch einen weiteren Boom in der Branche anschieben.