Die Stuttgarter Kickers treffen in der Oberliga am Samstag (14 Uhr) auf den SV Linx. Dessen Präsident Hans Weber hat Geschichte geschrieben – er ist seit 1959 im Amt.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Linx - Hans Weber ist ein außergewöhnlicher Mensch. Nicht nur, weil er auf Sumatra geboren wurde, sondern vor allem, weil er seit 1959 Präsident des SV Linx ist, der an diesem Samstag (14 Uhr) bei den Stuttgarter Kickers antritt.

 

Herr Weber, erklären Sie doch bitte mal, wie man es schafft, im schnelllebigen Fußballgeschäft fast 60 Jahre lang Präsident eines Clubs zu sein?

In unserem Verein sind wir wie eine Familie, und in Familien geht es mal auf und mal ab. So auch im Verein, und dennoch hält man immer zusammen.

In Stuttgart gab es bei den Kickers einen Präsidentenkollegen namens Axel Dünnwald-Metzler, der hat mal gesagt: „Wissen Sie, wie man Millionär wird? Indem man Multimillionär ist und dann Präsident der Kickers wird.“ Können Sie das nachvollziehen?

Ich habe mich ein Jahr vor meinem Engagement als 1. Vorsitzender des SV Linx mit einem Mitarbeiter selbstständig gemacht, indem ich die Firma WeberHaus 1960 gegründet habe. Das Startkapital betrug 800 DM, das ich mühselig angespart hatte. Heute beschäftigen wir knapp 1200 Mitarbeiter. Die Erfahrung von Herrn Axel Dünnwald-Metzler kann ich daher nicht auf mich beziehen.

Ist Ihr Engagement mehr emotional zu sehen oder gibt es dafür auch wirtschaftliche Gründe für das Unternehmen?

Zunächst war das Engagement wirklich mehr emotional zu sehen. Als mein Unternehmen nach zehn Jahren eine beachtliche Größe erreicht hatte, spielte aber auch der Marketinggedanke eine wichtige Rolle.

Keine Vollprofis beim SV Linx

Die Kickers arbeiten auch in der Oberliga, also in der fünften Liga, mit Vollprofis. Wie ist Ihre Einstellung dazu?

Beim SV Linx ist nicht ein Spieler Vollprofi. Alle gehen einer Arbeit, Ausbildung oder einem Studium nach – zum Teil auch in dem Unternehmen. Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn die Leute im Betrieb gut sind, sind sie es auch im Sport – und umgekehrt.

Gibt es in der langjährigen Präsidentschaft etwas, an das Sie sich besonders erinnern?

Gerne erinnere ich mich an die errungenen Meisterschaften und natürlich auch an die Zeiten, als wir Südbadischer Pokalsieger wurden und am DFB-Pokal teilnehmen durften. Vor 24 Jahren war Schalke 04 der Gegner – dieses Jahr der 1. FC Nürnberg. Beide Spiele haben wir nur knapp mit 1:2 verloren, und das bleibt natürlich haften.

Sind Sie denn bei jedem Heim- oder auch Auswärtsspiel dabei, oder wie muss man sich das vorstellen?

Beim Heimspiel bin ich immer dabei, wenn es mein Terminplan zulässt. Auswärtsspiele besuche ich hin und wieder – nach Stuttgart reicht es mir am Samstag leider nicht.

Keine Zeit fürs Spiel in Stuttgart

Ist so ein Spiel bei einem Traditionsverein wie den Kickers für Sie und den Verein etwas Besonderes oder doch ein Spiel, bei dem es eben um drei Punkte geht?

Natürlich blicken wir auf so einen Traditionsverein wie die Stuttgarter Kickers besonders, denn der gute Name verspricht guten Fußball, von dem unsere Jungs nur lernen können.

Wie hat sich der Fußball beim SV Linx im Lauf der Jahre verändert?

Wir spielen seit Jahrzehnten mindestens Verbandsliga. Somit ist die Erwartungshaltung unserer Fans nicht gerade gering. Als Aufsteiger haben wir einen Etat von etwa 180 000 Euro, das ist überschaubar – so soll’s auch bleiben.

Wie sehen Sie insgesamt die Entwicklung des Profifußballs und die Zunahme der Geldmaschinerie?

Die Entwicklung im Profifußball, mit den Millionengehältern für die Spieler, und auch die Abhängigkeit von Fernsehanstalten in diesem Zusammenhang sehe ich auf Dauer sehr skeptisch. Denn die Fernsehleute bestimmen in der Ersten und Zweiten Bundesliga die Anspielzeiten, und diese sind für die Vereine nicht immer ideal. Ganz zu schweigen von den Amateurclubs, denen durch die vielen Fernsehübertragungen ein ungeheurer Zuschauerschwund entstanden ist.

Welche Auszeichnung ist Ihnen denn wichtiger: das Verdienstkreuz 1. Klasse oder der Goldene Meisterbrief?

Mir ist jede Auszeichnung wichtig, denn ich weiß, dass vor jeder Ehrung eine Leistung erbracht werden musste.

Und wie lange wollen Sie noch Präsident bleiben?

So lange ich mich wohl fühle – und so lange man mich beim SV Linx haben will.