Stuttgart - In seiner gut neunmonatigen Amtszeit als Präsident des VfB Stuttgart ist Claus Vogt bislang vor allem in diesen Rollen in Erscheinung getreten: Als glühender Fan der Mannschaft, als Vorkämpfer des Frauenfußballs, als Repräsentant in Vereinsangelegenheiten und Hüter der Historie. Der Zugang zum inneren Machtzentrum der AG um Thomas Hitzlsperger ist ihm noch verwehrt geblieben; auch als Vorsitzender des Aufsichtsrats fiel es ihm schwer, sich Gehör zu verschaffen.
In der Affäre um die Weitergabe Zehntausender von Mitgliederdaten hat sich Vogt nun erstmals offensiv aus der Deckung gewagt und die Aufklärung in die eigene Hand genommen. Ein logischer Schritt, schließlich ist er als Vereinspräsident Vertreter der mehr als 70 000 Mitglieder und hat zudem eine Vergangenheit als Fanaktivist. Der Fall, so unappetitlich er für den VfB sein mag, eröffnet ihm die große Chance, an Profil und Bedeutung zu gewinnen – und damit zu beginnen, jene Vorhaben in die Tat umzusetzen, die er sich bei seiner Bewerbung auf die Fahne geschrieben hat: die zunehmende Spaltung zwischen Verein und AG zu überwinden und den VfB „wieder zu einer großen Familie zu machen“.
Es bedarf lückenloser Aufklärung und größtmöglicher Transparenz
Es ist eine gewaltige Aufgabe, die nur auf eine Weise zu bewältigen ist: mit lückenloser Aufklärung, größtmöglicher Transparenz und der bedingungslosen Bereitschaft, nötigenfalls auch schwerwiegende Konsequenzen zu ziehen, ungeachtet von Amt und Namen. Erst dann ist der Weg endgültig frei für die seit Jahren propagierte, in Wahrheit aber nie wirklich glaubhaft umgesetzte Erneuerung des VfB auf allen Ebenen.