Zuvor waren Regierungsbeamte durchs Land gereist, um den Puls des Volkes zu fühlen: Dabei haben sie nach eigenen Angaben lediglich zehn Ruander gefunden, die sich gegen die Verfassungsänderung ausgesprochen hätten. Alle anderen, sagen Spötter, sitzen wie die Oppositionspolitikerin Victoire Ingabire womöglich im Gefängnis.

 

Erstmals sind bei den Wahlen auch Kandidaten zugelassen, die nicht der Ruandischen Patriotischen Front (RPF) Kagames oder einer ihrer Seitenwagenparteien angehören. Allerdings durfte keineswegs jeder, der wollte: Die 35-jährige Überraschungskandidatin Shima Rwigara – Tochter eines der reichsten Ruander, der vor drei Jahren womöglich von Agenten der Regierungspartei umgebracht worden war – wurde aus formalen Gründen von der Abstimmung ausgeschlossen und mit ihr ein halbes Dutzend weiterer Kandidaten. Übrig blieben nur zwei konkurrierende Anwärter: der Chef der Grünen Partei, Frank Habineza, sowie der unabhängige Philippe Mpayimana. Keiner der beiden kann Kagame gefährlich werden.

Präsident Kagame lässt sich nicht von außen beeinflussen

Zumindest muss man dem Präsidenten zugute halten, dass er seine von der Verfassung ursprünglich nicht vorgesehene Amtszeitverlängerung wesentlich besser arrangierte als die Staatschefs der beiden Nachbarstaaten. Sowohl Burundis Pierre Nkurunziza wie Kongos Joseph Kabila stürzten mit ihren plumpen Manövern ihre Heimat ins Chaos, dem bereits Tausende von Menschen zum Opfer fielen. Nicht, dass es in Ruanda zu keinen Todesfällen kommen würde: Immer wieder verschwinden Kritiker Kagames, in den vergangenen Jahren wurden allein 60 Journalisten umgebracht. Die westlichen Geberstaaten werden schon seit Jahren aufgefordert, den Staatschef endlich unter größeren Druck zu setzen: Da das Budget des Landes zu fast 40 Prozent aus Entwicklungshilfe besteht, ist Kagame tatsächlich verwundbar. Anmerken lässt sich das der ehemalige Rebellenchef allerdings nicht: Jede äußere Einmischung in seine Amtsführung verbittet er sich mit harschen Worten. Dann schrecken Washington, London, Berlin und Paris schnell zurück: Dort ist noch immer das schlechte Gewissen virulent, dass man dem Völkermord 1994 tatenlos zusah.