In seiner Antrittsrede als Präsidentschaftskandidat der Republikaner bietet Donald Trump keine Lösungen von Problemen, aber viele Versprechungen.

Cleveland - Ivanka Trump zeichnet das Bild ihres Vaters weich, ganz weich. Donald Trump, sagt die Tochter des New Yorker Immobilienmilliardärs, sei ein großherziger, großzügiger Mann, geübt im harten Baugeschäft und deswegen geradezu prädestiniert für den Job im Weißen Haus in Washington.

 

Wer in Not sei und deswegen mit Donald Trump spreche, habe unmittelbar hinterher das Gefühl, das Leben sei wieder lebenswert. Sagt Tochter Ivanka und bittet ihren Vater auf die Bühne der Arena von Cleveland, in der die US-Republikaner die Krönungsmesse für Donald Trump im Bundesstaat Ohio feiern.

Trump beginnt seine Antrittsrede als Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner, und spätestens nach fünf Minuten ist klar, dass Töchterchen Ivanka mit der Weichzeichnung übertrieben hat. Aber den konservativen Delegierten gefällt das gut.

Denn Trump kommt schnell auf Hochtouren. Er brüllt in den Saal hinein, beteiligt sich an den „USA, USA“-Rufen seiner Anhänger, piekst mit dem Finger in die Luft, wenn er etwas besonders betonen will, hebt den Daumen, wenn er etwas gut findet. Trump liefert auf diese Weise eine perfekt auf sein Publikum zugeschnittene Rede ab.

Das großartigste Land

Denn er sagt dem Wahlvolk, was es hören will. Dass Präsident Barack Obama und vor allem dessen ehemalige Außenministerin Hillary Clinton, die gegen Trump im November zur Wahl antritt, das „großartigste Land auf Gottes Erden“ zu Grunde gewirtschaftet hätten.

Dass Clinton für jedes außenpolitische Problem der Vereinigten Staaten verantwortlich sei. Dass die demokratische Präsidentschaftskandidatin eine Lügnerin sei. „Die Probleme, denen wir uns jetzt gegenübersehen – Armut und Gewalt zu Hause und Krieg und Zerstörung im Ausland - werden nur so lange anhalten, wie wir uns auf dieselben Politiker verlassen, die sie erst geschaffen haben“, schreit Trump. Und so weiter und so fort.

„Sperrt sie ein, sperrt sie ein“, schreien die Leute im Saal, als Trump oben auf der Bühne sagt, es sei ein Skandal, dass Clinton wegen ihrer E-Mail-Affäre (sie benutzte einen privaten Server für ihre Amtsmails) straffrei davongekommen sei. Und ohrenbetäubender Applaus erhebt sich, als Trump sagt, er werde eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen, um die illegalen Einwanderer abzuhalten, und er werde kurzen Prozess mit den islamistischen Terroristen machen.

„Ich bin der Kandidat, der für Recht und Ordnung steht“, sagt Trump. Angriffe auf Polizisten, wie sie in den vergangenen Wochen mehrere Male vorgekommen sind, seien Angriffe auf alle Amerikaner. Diese Haltung gefällt den Leuten im Saal.

Den Kahn auf Kurs bringen

„USA, USA, USA“, rufen sie dann ein wenig später, als Trump mit hochrotem Gesicht verspricht, er allein sei in der Lage, das Ruder herumzureißen und den Kahn Amerika wieder auf Kurs zu bringen. Niemand kenne schließlich das verrottete System besser als er, schreit der 70 Jahre alte Bauunternehmer in die Halle ein, und deswegen könne es auch niemand besser reparieren.

Tausende Republikaner sind an diesem Abend wie berauscht von der Vorfreude, Trump in ein paar Monaten im Weißen Haus in Washington zu sehen. Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner schafft es in seiner Rede, die Pannen und Peinlichkeiten zu überdecken, die den Nominierungsparteitag geprägt. Erst wurde seiner Frau Melania vorgeworfen, dass sie in ihrer Rede ausgerechnet bei Michelle Obama abgekupfert hatte. Dann klappte das Krisenmanagement in der Plagiatsaffäre nicht. Dann sorgte noch Trumps politischer Erzfeind Ted Cruz für einen Eklat, weil er nicht zu Wahl des Immobilienmilliardärs aufrief.

Zufrieden mit den Versprechen

Dass Trump in seiner Rede keine Inhalte liefert und schon gar keine Lösungen für die Probleme des Landes anbietet, stört an diesem Abend der Vorfreude die wenigsten Zuhörer. Sie scheinen schon mit Trumps Versprechen allein zufrieden zu sein.

„The Donald“, wie sich der frühere Moderator einer Reality-Show im US-Fernsehen gerne nennen lässt, will das Land im Falle seines Wahlsieges komplett umkrempeln. Künftig werde das Motto „Amerika zuerst“ gelten, sagt der Populist. Er werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass Jobs aus dem Ausland wieder in die USA zurückkehren. Er werde Handelsverträge neu verhandeln und dem Land im Ausland wieder den ihm zustehenden Respekt verschaffen. Er wolle, sagt Trump, das Militär wieder stärken, die Steuern senken, die Straßen ausbessern, den Veteranen helfen, die Bildung stärken. Und so weiter und so fort.