Der Parteilose Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen liegen bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich vorne. Das geht aus ersten Hochrechnungen nach dem ersten Wahlgang vom Sonntag hervor.

Paris - Frankreich steht vor einer Richtungsentscheidung: Der parteilose Pro-Europäer Emmanuel Macron und die EU-feindliche Rechtspopulistin Marine Le Pen stehen in der Stichwahl um das Präsidentenamt am 7. Mai. Laut Hochrechnungen kam der 39-jährige Macron im ersten Wahlgang am Sonntag auf bis zu 24 Prozent und Le Pen auf bis zu 21,8 Prozent. Der Konservative François Fillon räumte seine Wahlniederlage ein und rief zur Wahl Macrons auf.

 

Der Mitte-Politiker Macron will die EU und die Eurozone vertiefen und die partnerschaftlichen Beziehungen zu Deutschland ausbauen. Le Pen wirbt dagegen für einen „Frexit“, also einen EU-Austritt, und die Rückkehr zum Franc. Macron sagte der Nachrichtenagentur AFP, es werde „ein neues Kapitel im politischen Leben Frankreichs aufgeschlagen“. Er hatte sich im Wahlkampf als neue Kraft der Mitte jenseits der „System“-Parteien des rechten und linken Lagers präsentiert.

Klarer Favorit in der Stichwahl

Laut allen bisherigen Umfragen geht er als klarer Favorit in die Stichwahl gegen Le Pen; eine am Sonntagabend veröffentlichte Befragung sieht Macron mit 62 Prozent vorne. Im Fall eines Wahlsiegs wäre der 39-Jährige der jüngste Präsident Frankreichs. Hinter dem Gründer der Bewegung „En Marche!“ (In Bewegung) zeichnete sich am Sonntagabend eine breite republikanische Mehrheit von konservativen und sozialistischen Politikern sowie Anhängern der Grünen ab. Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) äußerte sich „froh“ über das gute Abschneiden Macrons. Er sei „der einzige wirklich pro-europäische Kandidat“ unter den elf Bewerbern gewesen, schrieb Gabriel auf Twitter. Le Pen sprach von einem „historischen Ergebnis“ für sich und ihre Partei Front National (FN). Bei der letzten Präsidentschaftswahl 2012 hatte sie knapp 18 Prozent erzielt und es damit nicht in die Stichwahl geschafft. Sie rief alle „Patrioten“ auf, sich in bei der Stichwahl in zwei Wochen hinter ihr zu scharen.

Hinter Macron und Le Pen landeten der Konservative Fillon und Linkspartei-Gründer Jean-Luc Mélenchon mit jeweils zwischen 19 und 20 Prozent. Fillon rief zur Wahl Macrons auf, um einen Sieg Le Pens zu verhindern: „Es gibt keine andere Wahl, als gegen die Rechtsextreme zu stimmen“, sagte er vor Anhängern in Paris. Die Front National sei bekannt für „Gewalt und Intoleranz“ und würde Frankreich „Unglück und Spaltung“ bringen. Fillon galt lange als Favorit für die Präsidentschaftswahl, er stürzte seit Bekanntwerden einer Affäre um die mögliche Scheinbeschäftigung seiner Frau jedoch in den Umfragen ab.

Keine Wahlempfehlung von Mélenchon

Mélenchon gab keine Wahlempfehlung ab und sagte, er werde das Endergebnis akzeptieren. Die regierenden Sozialisten des scheidenden Staatschefs François Hollande erlitten eine historische Niederlage. Ihr Kandidat Benoît Hamon kam nur auf gut sechs Prozent. Das ist das mit Abstand schlechteste Ergebnis für einen Sozialisten bei einer Präsidentschaftswahl in der Fünften Republik. Hamon sprach von einer „moralischen Niederlage“ und rief ebenfalls zur Wahl Macrons auf. Auch der sozialistische Premierminister Bernard Cazeneuve sprach sich für Macron aus. Das Wahlergebnis ist ein Denkzettel für die etablierten Parteien: Erstmals in der Geschichte der Fünften Republik ist kein Kandidat aus dem Lager der Konservativen oder der Sozialisten in der Stichwahl vertreten.

Insgesamt waren fast 47 Millionen Staatsbürger zur Wahl aufgerufen. Die Abstimmung fand angesichts der Terror-Gefahr unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 57.000 Polizisten und Soldaten waren im Einsatz. Es ist das erste Mal, dass eine Präsidentschaftswahl im Ausnahmezustand stattfindet. Dieser war nach den Attentaten vom 13. November 2015 in Paris mit 130 Todesopfern verhängt und immer wieder verlängert worden.

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