Die Polizei klärt über die Masche betrügerischer Anrufer auf. Die Fallzahlen sind enorm gestiegen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Das Plakat bringt es auf den Punkt: „Hier berät die echte Polizei“, steht darauf. Die Polizei stand mit diesem Plakat am Dienstag auf dem Marktplatz, in Bad Cannstatt sowie an der Helfferichstraße im Norden, um die Bürger über die Tricks der Telefonbetrüger zu informieren, die als falsche Polizeibeamte Beute machen wollen.

 

Betrüger rufen vor allem ältere Bürger an

Den Hinweis auf „die echte Polizei“ braucht es offenbar, denn in den zurückliegenden Wochen und Monaten hat es in der Stadt nur so gewimmelt vor lauter falschen Polizeibeamten. Diese Betrüger wollten ältere Bürger mit Telefonanrufen dazu überreden, ihnen Geld und Wertsachen auszuhändigen. „Dabei erzählen sie manchmal, dass sie Hinweise auf einen geplanten Einbruch in die Wohnung des Opfers hätten“, sagte Kriminaldirektor Volker Mössinger, der stellvertretende Leiter der Kriminalpolizei, bei der Vorstellung der Präventionskampagne auf dem Marktplatz.

„Die Zahlen sind enorm gestiegen: Im vergangenen Jahr 112 Anrufe, in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits 270 mit dieser Masche“, sagte der Erste Polizeihauptkommissar Herbert Paetow, der Leiter des zuständigen Dezernats. 2016 waren in der Stadt fünf Betrüger mit der Masche erfolgreich, sie erbeuteten mehr als 200 000 Euro, die Polizei fasst fünf Tatverdächtige. Mit 1,4 Millionen Euro wird der Schaden in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr beziffert. In diesem Jahr verloren bereits fünf Stuttgarter insgesamt 150 000 Euro, weil sie mit der Masche hereingelegt wurden, drei Verdächtige gingen der Polizei ins Netz.

Hinterleute sitzen in türkischen Callcentern

Zu fassen bekommen die Ermittler meist nur die Geldboten. Diese sind entweder nur für ein paar Hundert Euro als Kuriere angeheuert. Oder sie behaupten das, wenn sie gefasst werden, sagte Mössinger, um zu verschleiern, dass sie zu einer Organisation gehören. Die Hinterleute sitzen in Callcentern in der Türkei, von denen mehrere Hundert existieren. Es seien die ähnlichen Strukturen, die in den Jahren 2012 und 2013 hinter einer Reihe von betrügerischen Anrufen mit Gewinnversprechen aus der Türkei gesteckt hatten. Mit einem Unterschied, erläutern die Kriminalpolizisten: Damals seien die Adressen der Opfer weiterverkauft worden. Das sei bei der aktuellen Betrugswelle, die den Enkeltrick offenbar abgelöst hat, nicht so.

Neben Prävention und Ermittlung sei die Auswertung der bereits erfolgten Anrufe für die Polizei wichtig. „Die Bürger sollen uns möglichst auch informieren, wenn sie die Masche durchschaut haben und nichts passiert ist“, sagen die Kriminalpolizisten. So erfahre die Polizei, mit welchen Geschichten die Täter aktuell operieren. Am Infostand klappt das im Minutentakt: „Wir hatten schon etliche solche Anrufe“, berichtet ein Besucher nach dem anderen den Beamten.