Dick als Kind, dick als Erwachsener? Studien legen nah, dass die Anlagen für Übergewicht oft schon als Kind gelegt werden. Deshalb ist Prävention wichtig.

Heidelberg - Viele Erwachsene wissen, wie schwierig es ist, überflüssige Pfunde loszuwerden. Studien legen nahe, dass ein Teil der Betroffenen den Grundstein für späteres Übergewicht schon im Kindesalter legt. Wissenschaftler der Universitätskinder- und -jugendklinik in Heidelberg wollten daher herausfinden, ob sich das durch Prävention in der Schule möglicherweise verhindern lässt.

 

Grundlage ihres Projekts, das im Jahr 2007 startete und dessen Ergebnisse vor Kurzem in der Monatsschrift "Kinderheilkunde" veröffentlich wurden, ist ein Programm, das Kindern Freude an der Bewegung und Basiskenntnisse in Theorie und Praxis der Ernährung vermitteln soll. Dafür gab es für die Teilnehmer pro Woche eine zusätzliche Stunde Bewegung, die sich bewusst vom Sportunterricht unterscheiden sollte, sowie pro Monat eine "Einheit" zum Thema Ernährung im Rahmen des Unterrichts. Und zwar beides nicht nur für übergewichtige Kinder, sondern für ganze Klassen.

Es geht mehr um den Spaß am Mitmachen

Man habe bewusst kein weiteres Programm zum Abnehmen für übergewichtige oder adipöse Kinder entwickeln wollen, von denen es bereits einige recht gute gebe, erklärte der Studienleiter, Oberarzt Jürgen Grulich-Henn vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Heidelberger Uniklinik. Vielmehr habe man prüfen wollen, ob man nicht schon dem Entstehen von Übergewicht besser entgegenwirken könne. Einbezogen in die Studie, die die Dietmar-Hopp-Stiftung finanziert hat, waren insgesamt 444 Erst- und Zweitklässler aus neun Grundschulen im Rhein-Neckar-Kreis; 249 von ihnen nahmen an dem Präventionsprogramm teil. Sie erhielten in der Schule ein zusätzliches Angebot für eine Stunde Extrabewegung. Dabei sollte es weniger um Leistung gehen als um den Spaß am Mitmachen. Dazu beschäftigten sie sich einmal im Monat, teils spielerisch, mit dem Thema Ernährung. 195 Schüler bildeten die Vergleichsgruppe, die lediglich zu Studienbeginn und am Ende untersucht, vermessen und gewogen wurde.

Die Ergebnisse belegen nach Angaben der Experten den Erfolg des Projekts: Während der Anteil übergewichtiger Kinder in der aktiven Gruppe im Verlauf von zwei Jahren nach der Teilnahme von 18 auf 13 Prozent zurückging, ist er in der Kontrollgruppe von zwölf auf 16 Prozent gestiegen. "Damit haben wir erstmals wissenschaftlich belegt, dass ein schulbasiertes Programm das Risiko, Übergewicht zu entwickeln, nachhaltig senkt", erklärte Grulich-Henn.

Zudem habe das Projekt gezeigt, "dass man durch die Ausnutzung vorhandener Strukturen gesunde Verhältnisse im Schulalltag und ein Gegenwicht zu einem adipösen Zuhause schaffen kann". Für den Erfolg sei weder ein hoher finanzieller, personeller oder zeitlicher Aufwand erforderlich, versicherte der Arzt.