Islamistischer Terror und rechtsextreme Umtriebe: Das neue Projekt „Achtung?!“ des Polizeipräsidiums Ludwigsburg will Jugendliche über Radikalisierung aufklären. Der Leiter Jürgen Hauber erklärt, warum das gerade in diesen Zeiten so wichtig ist.

Ludwigsburg – - Extremistische Einstellungen werden im Alltag immer häufiger sichtbar, es droht eine Polarisierung der Gesellschaft: Mit diesem drastischen Befund begründet das Ludwigsburger Polizeipräsidium sein neues Projekt, das vom kommenden Herbst an in weiterführenden Schulen in den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen angeboten wird. „Achtung?!“ heißt die Initiative, die von der EU gefördert wird und Schüler aufklären und informieren soll über Rechtsradikale, Salafisten und andere Extreme.
Herr Hauber, der Anschlag bei Würzburg, dass Attentat in Ansbach: der mutmaßlich islamistische Terror ist in Deutschland derzeit präsenter denn je. Was war der Anlass für Ihr Projekt?
Die Idee dazu ist schon Anfang 2015 entstanden. Immer wieder wurden wir von Lehrern angesprochen, die etwas scheinbar Verdächtiges beobachtet haben, zum Beispiel Schüler, die auf Klassenkameraden einwirkten und sie von bestimmten Sichtweisen überzeugen wollten. Oft wussten die Lehrer nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie fühlten sich unwohl.
Das Projekt beschäftigt sich explizit mit allen Arten von Extremismus: Islamismus, Rechtsextremismus, Sekten. Warum?
Am Anfang hatten wir nur den extremen Islamismus und den Salafismus im Fokus. Doch schnell wurde uns klar, dass wir das Thema nicht so eng fassen können. Spätestens seit dem Aufkommen der Flüchtlingsthematik spielt auch Rechtsextremismus wieder eine große Rolle. Daher haben wir die Sicht geweitet, auch, weil wir gemerkt haben, dass alle Formen der Radikalisierung, so komisch sich das anhört, sehr viele Gemeinsamkeiten haben.
Was eint denn Neonazis und Islamisten?
Sie wirken alle gleich, die Ansprache ist nahezu identisch – nur eben mit den jeweils anderen Inhalten. Alle Werber docken in der Lebenwirklichkeit der Jugendlichen an: Unsicherheit, was die eigene Zukunft angeht, was man will, wer seine Freunde sind. In dieser Phase bieten die Extremisten einfache, schnelle Antworten. Eine Einteilung der Welt in Schwarz und Weiß – das kann verlockend sein. Teilweise ist es dann fast Zufall, welcher Richtung sich die Angesprochenen zuwenden.
Ist der Landkreis Ludwigsburg denn ein Schwerpunkt, was Extremismus angeht?
Zahlenmäßig stehen die Kreise Ludwigsburg und Böblingen, in denen wir das Projekt anbieten, nicht schlechter da als andere. Aber man muss festhalten: Es gibt auch hier im Kreis Menschen, die nach Syrien gereist sind, um dort für den Islamischen Staat ( IS) zu kämpfen.