Dmitrij Meiser aus Kornwestheim ist geistig behindert. Die Suche nach einem Berufspraktikum war schwer. Nun wurde er doch fündig – und glücklich.

Wenn es nach seinen Kollegen gehen würde, dürfte Dmitrij Meiser noch eine ganze Weile bleiben. Der 18-jährige Kornwestheimer hat gerade ein einwöchiges Praktikum auf dem städtischen Bauhof gemacht – und ist gleich Teil der Arbeitsfamilie geworden. „Es war sehr schön hier, das Klima ist immer gut“, sagt er.

 

Es war nicht leicht für Dmitrij Meiser, ein Praktikum zu finden. In Schlossereien, Gärtnereien und anderen handwerklichen Einrichtungen hatte er sich beworben. Doch überall hat er eine Absage bekommen – wohl wegen Corona. Hinzu kommt noch, dass Dmitrij Meiser geistig behindert ist. Bisher hat er lediglich in Behindertenwerkstätten mitgearbeitet, da habe es ihm aber nicht gefallen. Und einmal war er in einer Autowerkstatt als Praktikant, aber dort gab es kaum Arbeit für ihn, erzählt er.

Der Nachbar unterstützt ihn

Die letzte Hoffnung war schließlich der Weg zur Stadt. Meisers Nachbar, Walter Appl, hat dort sein Leid geklagt und erklärt, dass der junge Mann dringend einen Praktikumsplatz braucht. Der Erste Bürgermeister Daniel Güthler habe dann geholfen und den Kontakt zum Bauhof vermittelt, erzählt Appl: „Ich bin ihm ewig dankbar dafür.“

Appl hat seit langer Zeit einen guten Draht zu den Meisers. Sie sind nicht nur Nachbarn, sondern helfen sich gegenseitig aus. Denn Walter Appl, 80 Jahre alt, hat eine chronische Lungenkrankheit und kann nur wenige Meter am Stück gehen. Dmitrij Meisers Mutter geht deshalb oft für ihn einkaufen. Und Appl erledige für sie wiederum Schreibkram – damit kennt sich die russisch-stämmige Familie nicht so gut aus. Nicht zuletzt setzt sich Appl immer wieder für Dmitrij ein – wie auch bei dem Praktikum, das ihn auf seine neue Schule vorbereiten soll.

Vom kommenden Schuljahr an besucht Dmitrij Meiser die Berufsvorbereitende Einrichtung. Sie wird von der Paul-Aldinger-Schule in Steinheim angeboten und die Schüler werden auf dem Römerhügel in der Oscar-Walcker-Schule unterrichtet. Vielleicht findet der 18-Jährige dort etwas, was er später beruflich machen möchte. Denn jetzt weiß er das noch nicht so genau.

Allerlei Aufgaben gemeistert

Im Praktikum hat es ihm jedenfalls am meisten Spaß gemacht, dass er eine Heckenschere mit Motor komplett auseinander bauen durfte. Aber auch die Arbeit in der Schreinerei hat ihm gut gefallen. „Es war schon sehr spannend“, sagt er. Reifen wuchten, Spielgeräte zusammenbauen und pflegen, auf Baustellen fahren, ein Klettergerüst abbauen – Meiser durfte jeden Tag in eine andere Abteilung des Bauhofs reinschnuppern. Und aktiv mit anpacken. Seine Kollegen sind äußert zufrieden mit ihm. Und Martina Kurz, die Leiterin des Bauhofs, ist total begeistert. „Er hat so eine liebe Art“, sagt sie, „und man merkt ihm fast nicht an, dass er Einschränkungen hat; er hat eine sehr gute Auffassungsgabe.“

Dmitrij Meiser will bald noch mehr Erfahrungen sammeln – am liebsten bei einem Praktikum in der Wilhelma. „Tierpfleger könnte ich mir schon vorstellen“, sagt er. Walter Appl hat das auch schon auf dem Zettel und wird mit seinem Schützling wieder dafür kämpfen.