Nicht nur Blumen und Blüten, sondern auch ein umfangreiches Angebot für Groß und Klein: Ein Rundgang über das Gelände offenbart Pluspunkte des Konzepts der Landesgartenschau – aber auch ein paar Minuspunkte.

Öhringen - Vor knapp vier Wochen hat in Öhringen im Hohenlohischen die Landesgartenschau eröffnet. Lohnt sich ein Besuch? Wir haben den Praxistext gemacht – und festgestellt, dass die blühende Open-Air-Schau viel bietet, und zwar nicht nur Blumen. Doch es gibt auch ein paar Kritikpunkte.

 

Auf der Autobahn weist das Schild mit den bunten Stelen den Weg: Landesgartenschau Öhringen. Unmittelbar nach der Ausfahrt werden Autofahrer Richtung Parkplatz Kesseläcker P2 (Nähe Cappelaue und Hofgut) oder Herrenwiese P1 (Nähe Hofgarten) geleitet. Wir entscheiden uns für den Parkplatz P1.

Plus Die Parkgebühren sind mit 3 Euro pro Tag moderat.

Minus Die Namen der Parkplätze geben keinen Hinweis darauf, an welchem Teil des über 1,5 Kilometer langen Geländes die Besucher landen.

Die mehr als 300 Jahre alte, behutsam neu gestaltete Gartenanlage mit dem prachtvollen Baumbestand und den historischen Gewächshäusern ist ein echtes Schmuckstück. Vom Hoftheater aus bietet sich uns ein von jungen Säulenhainbuchen-Alleen gelenkter Blick in Richtung Schloss. In elegantem Weiß gehaltene Staudenbeete säumen die weite Rasenfläche, in deren Mitte die prägnanteste Plastik des Skulpturenparcours platziert ist: die dreiteilige Bronze „Points of View“ des britischen Künstlers Tony Cragg – eines von 20 Kunstwerken, die der Hohenloher Kunstverein und die Sammlung Würth auf dem gesamten Gelände präsentieren.

Plus Zahlreiche Sitzgelegenheiten, so etwa hübsche Sitzsäcke, laden zum Ausruhen und Verweilen ein.

Minus Kundige Skulpturenführungen gibt es nur einmal im Monat.

Mit dem kostenlosen Shuttle-Bus „Hofgarten“ wollen wir auf die entgegengesetzte Gartenschauseite übersetzen, um von dort das Gelände in Richtung Hofgarten zu durchstreifen und am Abend bei unserem Auto zu landen. Wo aber ist die Haltestelle? Schilder? Fehlanzeige. Endlich finden wir zwei freundliche Frauen vom Freundeskreis – 600 Öhringer Bürgerinnen und Bürger engagieren sich für das Projekt –, die uns aufklären. Wir müssen unter einer Brücke durch und das Gelände verlassen, um zur Haltestelle zu gelangen. Alle 15Minuten pendelt der kostenlose Bus zwischen den Parkplätzen P1 und P2.

Plus Der Bus ist dank Elektro-Radnaben-Antriebsystem umweltfreundlich.

Minus Der Ausschilderung ist schlecht – nicht nur die zum Shuttle.

Der Bus setzt uns unterhalb von P1 Kesseläcker ab, dann beginnt ein ärgerlicher Marsch: Zuerst geht der teils asphaltierte, teils geschotterte Weg rund um den Parkplatz, dann mittendurch und aufsteigend, zuletzt über eine Brücke zum Eingang ins Gartenschaugelände. Sehenswert sind hier die Ausstellung „GartenTräume – GrenzRäume“ in der denkmalgeschützten Stallscheuer des Hofguts Cappel, ein schmuckes Anwesen aus dem 18. Jahrhundert, das für die Gartenschau aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Im Hofgut sind vor allem die Kleinen Könige: In der Kinderwerkstatt können sie basteln und malen oder zur Abwechslung hinüber zum Marionettentheater Kabinetto gehen.

Plus Kinder toben sich auf der großen Rasenfläche aus, und die Eltern haben auch was zu tun.

Minus Für Rollstuhlfahrer ist der Weg von der Haltstelle bis zum Eingang Hofgarten eine Tortur.

Wieder müssen wir suchen, bis wir die provisorische Metallbrücke finden, die über die Straße zur Cappelaue führt. Der größte Teil des Gartenschaugeländes ist ein moderner Landschaftspark mit Spazierwegen, Abenteuerspielplatz und Grünflächen. Spektakulär ist der Limes mit einem eindrucksvollen, fast 500 Meter langen Pflanzenband aus rotlaubigen Gehölzen in Szene gesetzt. Weinberge und Streuobstwiesen samt Picknickplatz laden zum Verweilen ein. Als Kontrastprogramm zur ländlichen Idylle symbolisiert das nahe gelegene Heilbronn mit Asphaltschollen den Aufbruch, den die Bundesgartenschau 2019 der Stadt bescheren soll. So was sieht man an jeder Autobahnbaustelle.

Plus Der Limes als Landschaftskunstwerk ist beeindruckend.

Minus Noch wirken die Hohenloher Kulturlandschaften etwas kahl.

Jugendliche finden in dem Gelände entlang der Ohrn vieles – etwa den Kletterturm, der vom Deutschen Alpenverein betreut wird. Auf drei Ebenen können Mutige 36 Stationen erkunden, mit der Seilrutsche Flying Fox über den Fluss rasen oder die Plattform in 15 Metern Höhe erklimmen. Der Eintritt kostet extra (Klettern 8 Euro für Erwachsene, 5 für Kinder), aber das geht angesichts der privaten Finanzierung in Ordnung. Auf der Skateanlage zeigen Jugendliche mit dem Rad oder auf dem Board ihr Können. Als Enttäuschung entpuppt sich die Strandbar an der Ohrn. Statt Cocktails gibt’s das Übliche. Das gilt generell fürs Speiseangebot: In der Genießerregion Hohenlohe sind statt heimischen Spezialitäten Grillhähnchen und Würste zu satten, bei Gartenschauen üblichen Preisen zu haben. Der Rückweg zum Hofgarten schließlich führt – das kennen wir inzwischen – aus dem und wieder aufs Gelände.

Plus Die gut frequentierte Skateanlage bleibt nach der Gartenschau erhalten.

Minus Wer nach heimischen Spezialitäten im Angebot sucht, muss hungern.