New York, Wien, Hamburg, Stuttgart – in vier Städten zugleich wird ein Maler fast 100 Jahre nach seinem Tod mit allen Sinnen ganz neu gefeiert. Zu „Monets Garten“ strömen die Massen. Die 360-Grad-Schau zum Eintauchen hat in Halle 4 der Schleyerhalle begonnen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Bisher hat man davon allenfalls träumen können! Wäre es nicht schön, als Betrachter eines Kunstwerks direkt hineinspazieren zu können in die farbenfrohen Landschaften auf den Leinwänden, von denen man sich angezogen fühlt? Die immersive Ausstellung „Monets Garten“, die am Donnerstagnachmittag im kleineren Hallenanbau der großen Schleyerhalle mit einem Pre-Opening für geladene Gäste begonnen hat, macht genau dies möglich. Übergroß wird etwa einer der zahlreichen Seerosenteiche, die der französische Impressionist Claude Monet (1840–1926) gemalt hat, auf die Wände und auf den Fußboden projiziert. Hereinspaziert! Schon ist man mittendrin, wie von Wasser umgeben.

 

Die Besucherinnen und Besucher können sogar mit ihren Bewegungen Einfluss nehmen auf das sich verändernde Werk. Der Farbenrausch wird kombiniert mit Musik und Düften – alle Sinne sollen gleichermaßen betört werden. Wer zum Beispiel über eine Brücke geht, aktiviert den Bewegungsmelder, der wiederum Geruchsstoffe versprühen lässt.

„Die Resonanz ist in allen Städten überwältigend“

Bei der Eröffnung haben die ersten Gäste einen Riesenspaß, die Werke des großen Meisters spielerisch zu erleben. „Großartig“ findet unter anderem Theaterhaus-Chef Werner Schretzmeier, was die abgedunkelte und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Halle bietet. Man kann sich auf Sitzsäcken niederlassen, um sich ausführlich über das Leben und Wirken von Claude Monet informieren zu lassen. Aber Vorsicht beim Herumgehen im großen Saal: Mitunter denkt man, der Boden schwankt und alles bewegt sich – dabei ist es nur die digitale Technik, die zaubert. Und wenn sich an der „Hug-Wand“ ein Paar umarmt, kommt es zur Farbenexplosion auf der Leinwand.

„Die Ausstellung ist unglaublich erfolgreich“, sagt der Produzent Nepomuk Schessl von der Alegria Konzert GmbH, „das hätten wir uns in den kühnsten Träumen nicht ausmalen können.“ Die Resonanz sei in allen Städten, in denen die digitale 360-Grad-Schau gastiert, „überwältigend“. In Berlin fing der Siegeszug Anfang des Jahres mit 120 000 Besuchern an, darunter sehr viele junge Menschen. Der alte Monet lebt sozusagen als Instagram-Nerd auf. Weil der Ansturm in der Hauptstadt so groß war, beschlossen die Veranstalter, das neuartige Kunsterlebnis in mehreren Städten gleichzeitig zu präsentieren. Mindestens drei Monate lang soll sich der Garten des großen Franzosen in Stuttgart ausbreiten.

Die ersten Wochenenden sind bereits restlos ausgebucht. „Für jeden Tag werden 500 bis 800 Karten verkauft“, konstatiert Gregory Johns-Haist vom örtlichen Veranstalter Stuttgart Konzert erfreut. Man muss Zeitslots aussuchen (geöffnet ist täglich von 10 bis 21 Uhr) und kann dann aber in der immersiven Ausstellung ohne Zeitbeschränkung bleiben.

Was bedeutet „immersiv“? Die Veranstalter erklären dies so: „Das beschreibt einen Effekt, bei dem der Betrachter in eine multimediale Illusion aus Bild und Ton eintaucht und diese als absolut real empfindet. Durch ein 3D-Mapping-Projektionssystem können Inhalte wie Grafiken, Animationen, Bilder oder Videos auf dreidimensionale Objekte projiziert werden, sodass eine einzigartige Atmosphäre entsteht.“

Warnhinweis für Personen mit Epilepsie

Nach der Eröffnungsfeier mit geladenen und staunenden Gästen beginnt die Ausstellung ganz regulär für alle – doch für die ersten Tage sind alle Karten ausverkauft. Erst für kommenden Montag ist wieder was frei. Die Veranstalter geben folgenden Warnhinweis: „Die Ausstellung kann bei Personen mit lichtempfindlicher Epilepsie möglicherweise Anfälle auslösen.“ Für private Zwecke darf ohne Blitz fotografiert werden. Karten zum Preis zwischen 22 und 25 Euro gibt es im Netz unter: https://www.monets-garten.de/mg/preis-und-ticketdetails-stuttgart.