Zehn Pfarrer und Laienprediger treten beim zweiten „Preacher Slam“ in der Steigkirche auf. Darunter auch Manfred Stauß, der eigentlich Banker ist.

Bad Cannstatt - Hauptberuflich arbeitet Manfred Stauß als Bankangestellter. In seiner Freizeit ist der 50-Jährige Laienprediger und tritt am Freitag beim zweiten „Preacher Slam“ in der Steigkirche auf. Der Begriff „Preacher Slam“ ist angelehnt an die seit Jahren beliebten „Poetry Slams“, auf Deutsch: Poesiewettstreit. Bei diesen Wettbewerben treten Dichter, Literaten und Autoren gegeneinander an. Jeder Teilnehmer hat fünf Minuten Zeit, um einen Text, mal launig, mal nachdenklich, mal ironisch oder auch idealistisch vor Publikum zum Besten zu geben. Nach Ablauf der Zeit wird der Vortrag – manchmal eher abrupt – beendet. Jeder Satz muss also sitzen. Anschließend stimmen die Zuhörer per Applaus über den Sieger ab. Wer am meisten Beifall erhält, gewinnt.

 

Ausbildung zum Laienprediger

Genau so funktioniert die Veranstaltung in der Steigkirche. Der einzige Unterschied: Statt der Dichter treten neun Pfarrer und Pfarrerinnen – auf Englisch Preacher – aus Baden Württemberg sowie der Laienprediger auf. Stauß ist in Bad Cannstatt aufgewachsen und seit vielen Jahren in der Steiggemeinde aktiv. Als Laienprediger vertritt er Pfarrer und Pfarrerinnen im Stadtdekanat Bad Cannstatt. Wenn ein Pfarrer oder eine Pfarrerin in Urlaub ist oder krankheitsbedingt ausfällt, übernimmt er die Predigt ehrenamtlich. Dafür hat er in seiner Freizeit eine zweijährige Ausbildung absolviert. Die Gemeinde liegt Stauß am Herzen und deshalb sieht er auch den „Preacher Slam“ als „gute Gelegenheit, Menschen für die Kirche und den Gottesdienst zu begeistern“. Das hat bereits im vergangenen Jahr bei der Premiere des „Preacher Slam“ gut funktioniert. Die Besucher kamen in Scharen. Mit von der Partie war auch Manfred Stauß. Er sprach 2017 über göttliche Gedanken im Wartezimmer eines Phlebologen, eines Venenarztes. Die Idee kam ihm aufgrund eigener Erfahrung. Der Text handelt von einem Vergleich „zwischen den Göttern in Weiß und der Glaubenserfahrung“. Wie der Titel unschwer vermuten lässt, mit einer Prise Humor versehen aber auch mit ernstem Hintergrund.

Beim Publikum stieß der Vortrag auf großen Gefallen. „Für den Sieg hat es jedoch nicht ganz gereicht.“ Der Wettbewerb ist für den Laienprediger und die anderen Teilnehmer ohnehin Nebensache. „Es geht darum, für eine lebendige, bunte und moderne Kirche zu werben.“ Auf diese Weise sollen auch jüngere Menschen erreicht werden. Angesichts des Mitgliederschwunds in so manchen Gemeinden macht sich auch Stauß Gedanken, wie Besucher wieder für die Gottesdienste begeistert werden könnten. Die Steiggemeinde veranstaltet zum Beispiel außer dem „Preacher Slam“ auch unkonventionelle Gottesdienste mit Tango- oder Theatergruppen.

Verbindung zu Gott herstellen

Stauß, der in der Vergangenheit auch mit unterschiedlichen A-cappella-Gruppen aufgetreten ist, steht gerne auf Bühnen und unterhält seine Zuhörer. Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich ihm am Freitag. Seinem Publikum wird er von Themen wie „der Roten Wurst, dem Nadelöhr und dem Haar im Ohr“ erzählen. Auf welche Weise er dieses Mal die inhaltliche Verbindung zu Gott herstellt, will er noch nicht verraten. Das werden die Zuhörer dann beim „Preacher Slam“ in der Steigkirche hören.