Seit zehn Jahren stemmt sich die Reihe Bunt statt Braun gegen rechte Umtriebe im Rems-Murr-Kreis. Jetzt sind die Macher mit einem bundesweiten Preis für ihr außergewöhnliches und dauerhaftes Engagement gewürdigt worden.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Seit zehn Jahren gibt es Bunt statt Braun, im November wird die elfte Woche voller Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus im Waiblinger Kulturhaus Schwanen über die Bühne gehen. Rund 30 Schulklassen mit rund 1000 Schülern können an dem Programm teilnehmen, das neben Workshops und Vorträgen auch Filme, Theaterstücke oder Planspiele enthält. Und einen Musikwettbewerb, denn der Auslöser zu Bunt statt Braun waren sogenannte Schulhof-CDs, die von Rechten an Schulen im Rems-Murr-Kreis verteilt worden waren. Um diesem Treiben etwas Konstruktives entgegenzusetzen, realisierte Luigi Pantisano zuerst die Idee, eine andere CD mit dem Titel „Aufmucken gegen Rechts“ zu machen und dann, einen Musikwettbewerb zu starten.

 

Kurios: Verfassungschutz warnte vor der ersten CD

„Das Kuriose war, dass unsere CD nie auf Schulhöfen verteilt wurde“, sagt Pantisano anlässlich der Bekanntgabe des Preises für Bunt statt Braun, der vom Bündnis für Demokratie und Toleranz verliehen wurde, das im Jahr 2000 vom Bundesinnen- und dem Justizministerium gegründet worden war. Der Verfassungsschutz warnte Schulen vor der CD. Der Grund: Darauf war ein Internet-Link der unter anderem auf die Vereinigung der Verfolgten des NS-Regimes (VVN) verwies, die als linksextremistisch eingestuft wurde.

Nichtsdestotzrotz wurde Bunt statt Braun ins Leben gerufen. Cornelius Wandersleb vom Kulturhaus Schwanen ist von Anfang an mit dabei, dazu Leute aus der Jugendarbeit, des Landkreises, der Polizei, der Pop-Musicschool in Fellbach und andere. „Diese Leute, die alle auf ihre Art etwas mit einbringen, sind das Bunte, das die Sache so lebendig macht“, sagt Wandersleb. Wichtig war den Initiatoren, eine Reihe ins Leben zu rufen, die nicht als singuläres Ereignis abgehakt wird, wenn die erste Aufregung verflogen ist. „Die Gefahr von Rechts ist nie ganz erledigt. Ständige Prävention ist wichtig, um es den Rechten schwer zu machen, an die jungen Leute heran zu kommen“, sagt Gerhard Dinger, der durch die Stabsstelle gegen Rechtsextremismus zu Bunt statt Braun gekommen war.

Focus auf Mobbing und Versagensängsten

Versagensängste, Überforderung oder Mobbing seien die hauptsächlichen Ursachen, die Jugendliche in die rechte Ecke brächten. „Gerade Mobbing ist ein Thema, das wir in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert haben“, sagt Cornelius Wandersleb. „Jeder, der bei uns hier mitgemacht hat, ist danach mit genug Antipilz-Mittel versorgt.“

Die rechte Szene sei immer noch aktiv, auch wenn sie in den vergangenen Jahren keine so grellen Schlaglichter geworfen habe wie vor zehn bis 15 Jahren, sagt Leo Keidel vom Haus der Prävention (siehe „Skinheads, Brandanschläge und heimliche Landtage"). „Die wollen in der bürgerlichen Mitte ankommen. Pöbelnde Schläger sind da nicht sehr attraktiv. Das Modell Skinhead ist ein Auslaufmodell“, so Dinger Im Winter 2013 hätten wieder JN-Mitglieder CDs vor Schulen verteilt. „Am letzten Tag vor den Weihnachtsferien. Damit die Schulen nicht mehr reagieren konnten.“

Im November findet die nächste Ausgabe statt

Im November hält dafür wieder Bunt statt Braun dagegen. Vom 16. bis 20. November findet die Woche dieses Jahr statt, natürlich wieder im Schwanen. Und natürlich gibt es wieder den Musik-Award, zu dem sich Bands und Einzelinterpreten bewerben können. Schwerpunkt in diesem Jahr wird das Thema Flüchtlinge sein.

Das Konzept der Reihe hat die Wettbewerbsjury so überzeugt, dass sie den Hauptpreis an Bunt statt Braun vergab. Beteiligt hatten sich rund 280 Initiativen.