Der Palm-Preis geht an mutige Frauen aus Belarus und aus Afghanistan, die unter Lebensgefahr die Pressefreiheit verteidigen. Der Festakt zur Preisverleihung findet am Sonntag, 1. Dezember, um 11 Uhr in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf statt.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Den zwölften internationalen Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit erhalten Maryna Zolatava, eine inhaftierte Journalistin und ehemalige Chefredakteurin der inzwischen verbotenen unabhängigen Nachrichtenseite „tut.by“ aus Belarus. Und „Zan Times“, eine von Frauen geführte investigative Nachrichtenredaktion, die über Menschenrechtsverletzungen in und aus Afghanistan berichtet.

 

„Beispielgebend im Kampf um eine freie, demokratische Gesellschaft“

Beide Preisträgerinnen zeichnet nach Mitteilung der Schorndorfer Palm-Stiftung aus, dass sie sich unter lebensgefährlichen Bedingungen für die Meinungs- und Pressefreiheit einsetzen. Maryna Zolatava war mehr als 20 Jahre lang die Chefredakteurin von „tut.by“, das lange Zeit die größte unabhängige und wichtigste Nachrichtenseite in Belarus war. Nach der Scheinwahl Alexander Lukaschenkos im August 2020 wurde die Seite in der darauffolgenden Repressionswelle wegen „Aufwiegelung zum Hass“ gesperrt. Die Redaktionsmitglieder wurden mit Klagen überzogen und schikaniert. Maryna Zolatava wurde zu zwölf Jahren Straflager verurteilt. „Mit ihrer aufrechten Haltung, ihrem Mut und ihrer Integrität ist und bleibt Maryna Zolatava für uns beispielgebend im Kampf um eine freie, demokratische Gesellschaft“, begründet das Kuratorium der Palm-Stiftung seine Wahl. „Zan Times“ ist eine von Frauen geführte Nachrichtenseite, die in und aus Afghanistan über Menschenrechtsverletzungen in dem Land berichtet.

Preisträgerin Maryna Zolatava Foto: privat

Redaktionsmitglieder aller Geschlechter stellen sich seit der Gründung im August 2022 gegen die von den Taliban betriebene systematische Auslöschung der Teilhabe und Sichtbarkeit von Frauen und von LGBTQI+-Personen aus der Gesellschaft, indem sie schwerpunktmäßig über deren Lebenswirklichkeit berichten.

„In einem von ständiger Angst und existenzieller Ungewissheit geprägten Umfeld beweisen sie dabei ungeheuren Mut und scharfsinnigen Widerstand“, so das Kuratorium der Palm-Stiftung. Beide Preisträgerinnen wurden von Reporter ohne Grenzen (RSF) vorgeschlagen. RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus berichtet über eine weltweite Tendenz: „Ganz besonders Frauen sind von vielfältigen Repressionen betroffen. Maryna Zolatava und ‚Zan Times’ können mit ihrem Mut und ihrer Unabhängigkeit Vorbilder für Medienschaffende weltweit sein.“

Der Preis ist mit 20 000 Euro dotiert

Der Preis ist hoch: Maryna Zolatava ist nach wie vor in Haft. Ihr Ehemann Wasil Kishkourna wird sie in Schorndorf vertreten. Das Team von „Zan Times“bekam kein Ausreisevisum. Chefredakteurin Zahra Nader, derzeit im amerikanischen Exil, nimmt den Preis stellvertretend für ihre Kollegen und Kolleginnen entgegen. Der öffentliche Festakt zur Preisverleihung findet am 1. Dezember, 11 Uhr, in der Barbara-Künkelin-Halle statt. Die Palm-Stiftung stellt für den Preis alle zwei Jahre 20 000 Euro bereit.