Schüler des Gymnasiums setzen dem ehemaligen Schulleiter mit einer selbst produzierten Radiosendung ein Denkmal und werden nun dafür ausgezeichnet.

Stuttgart - Das prachtvolle Schulhaus von Bomben weitgehend zerstört, das Lehrerkollegium teilweise wegen brauner NS-Vergangenheit nicht mehr tragbar und die Schüler heimatlos: Was das Königin-Katharina-Stift 1945 durchlebte, kann getrost eine Krise genannt werden. Da passt eine Spurensuche in diese Nachkriegszeit zu dem Motto „So geht’s nicht weiter. Krise, Umbruch, Aufbruch“, für den aktuellen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Umso mehr, als eine Persönlichkeit für Umbruch und Aufbruch sorgte: Ernst Metzger, der, politisch unbelastet, als Schulleiter eingesetzt wurde, den Wiederaufbau betrieb und in seiner Amtszeit von 1945 bis 1953 die ideologische NS-Prägung von Schule und Schülerinnen im Geist einer aufgeklärten, weltoffenen und kritischen Bildung umgestaltete. Ihm setzten Juri Liev Andresen, Oscar Maximilian Klaus und Tim Götz von der Klasse 8, unterstützt von den Tutoren Miriam Rothenhäusler und Kathrin von Vacano-Grohmann, ein Denkmal: Mit einer Radiosendung, die schon anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums der Schule gesendet wurde und nun im Geschichtswettbewerb einen von 29 Siegerpreisen im Land gewinnt.

 

„Wir sind froh, dass wir teilgenommen haben“

1973 hat Bundespräsident Gustav Heinemann diesen Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler ins Leben gerufen. Als Instrument gegen Geschichtsvergessenheit und als Motivation für junge Menschen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. „Wir sind froh, dass wir teilgenommen haben, sonst hätten wir vieles nie erfahren und gelernt“, betonen die jungen Historiker bei der Präsentation ausgezeichneter Arbeiten im Haus der Geschichte. Sie haben in Archiven und Bibliotheken recherchiert, Zeitzeugen befragt und die eigenen Familien als reiche Quelle entdeckt. Karolin Böhm vom Andrae-Gymnasium in Herrenberg beispielsweise thematisiert die Trennung ihrer Familie durch die Grenze zwischen DDR und BRD, ihre Mitschülerin Nelio Babel schreibt über Flucht und Vertreibung ihrer Familie aus Schlesien, Jana Speckle (Hans-Baldung-Gymnasium, Schwäbisch-Gmünd) über die Flucht der Großeltern aus der kommunistischen CSSR, und Edina Pirija (Johannes-Kepler-Gymnasium Reutlingen) fragt den Opa aus dem ehemaligen Jugoslawien: Warum leben wir in Deutschland?“ Sie alle, sagen sie, hätten seither ein ganz anders Verständnis für Migranten und Flüchtlinge. Und Zehntklässler von der Christiane-Herzog-Realschule in Nagold leisten bei ihrer Forschung über Hochdorf im NS-Staat wahre Pionierarbeit.

Die Preisverleihung findet am 20. September im Weißen Saal des Neuen Schlosses statt. Das „Katzenstift“ ist doppelt vertreten, weil Luise Frida Klingler, Ina Bosch und Tobias Kilian Lauer ebenfalls für ihre Arbeit über das Verbot der St. Georgs-Pfadfinder in der NS-Zeit ausgezeichnet werden.