Der Weinglashersteller Zieher hält den Stuttgarter Weinhändler Bernd Kreis für einen Visionär in seiner Branche. Dafür hat er nun einen Preis bekommen. Es ist nicht sein erster. Aber auch andere Weinhändler in der Region sind ausgezeichnet.
Eigentlich hätte Bernd Kreis „den Preis wie kein anderer verdient“ – gleich im ersten Jahr. Aber damals habe er schon so viel gewonnen, räumt Silvio Nitzsche ein – zum Beispiel eine Urkunde für die beste Weinkarte Deutschlands in seiner Weinbar High Fidelity von der Vereinigung der Prädikatsweingüter (VDP). Der Sommelier ist Initiator und Mitglied der Jury für den Fachandelpreis „WeinVisionen – eine Hommage an die Weinhandelskultur“, der vom Glashersteller Zieher verliehen wird. Im dritten Jahr nach der Einführung der Würdigung ist es nun so weit: Der Stuttgarter Weinhändler hat jetzt den „Preis der Jury“ erhalten. „Er hat die Weinkultur ein großes Stück weitergebracht“, erklärte Silvio Nitzsche die Entscheidung. In der Jury saß unter anderem auch die Sommelière Kathrin Feix, die 2017 mit ihrem Mann und Spitzenkoch Denis Feix in der Zirbelstube das Schlossgarten Hotels tätig war, bis zu dessen Corona-bedingter Schließung. Die Weinhandlung Kreis ist allerdings nicht die einzige ausgezeichnete Weinhandlung in der Region Stuttgart.
Vom Star-Sommelier zum Restaurantbesitzer
Bernd Kreis sei „ein rührender, greifbarer Weinhändler, dem keine Frage zu doof ist“, schwärmte Silvio Nitzsche bei der Preisverleihung. Das Thema Wein habe er auf allen Ebenen bespielt. Star-Sommelier sei Bernd Kreis gewesen, als er vor 30 Jahren seinen Weinhandel startete. Das Geschäft, das im Stadtteil Sonnenberg in einer ehemaligen Metzgerei untergebracht war, entwickelte sich zum Großhandel mit Räumlichkeiten an der Böheimstraße. Seinen Laden am Schillerplatz mit beliebtem Weinausschank hat Bernd Kreis zwar wieder geschlossen, dafür aber 2021 mit dem High Fidelity eine Weinbar im Bohnenviertel eröffnet, die sich zum Restaurant entwickelt hat. Außerdem betätigte er sich als Winzer mit einem Weinberg am Degerlocher Scharrenberg.
„Ich habe immer nur das gemacht, worauf ich Bock hatte“, erklärte der Weinhändler seinen Erfolg. Da er viel arbeite, sei sein Leitsatz, dass die Arbeit Spaß machen müsse. Den Kontakt zum Kunden und die enge Verbindung mit den Winzern schätzt er an seinem Beruf. Mit Gert Aldinger und Hans-Peter Wöhrwag waren auch zwei seiner ersten Wegbegleiter bei der Verleihung dabei. „Als Sommelier schaut man seinen Kunden in die Augen“, sagte Bernd Kreis über seine Rückkehr in die Gastronomie, „und das macht mir überraschenderweise heute noch Spaß.“ Seine Weinhandlung wurde bereits vom Fachmagazin Vinum zu den 25 besten Deutschlands gezählt. Vor zwei Jahren wurde sie auch von der Wirtschaftswoche in mehreren Kategorien als Top-Betrieb ausgezeichnet.
Mehrere Preise für den Weinfachhandel
Zieher will mit dem Preis die Eigentümer von Weinhandlungen ins Rampenlicht stellen. Für Köche und Sommeliers geben es zahlreiche Preise, für Weinhändler weniger, erklärte der Geschäftsführer Dominik Zieher. „Es darf kein Filialist sein, es muss ein Mensch dahinter stehen“, sagt er. Den Preis gibt es in drei Kategorien: Zum Weinfachgeschäft 2024 wurde Aix Vinum in Aachen, als Weinpersönlichkeit des Jahres ist die Weinhändlerin Anja Schröder von Planet Wein in Berlin ausgezeichnet worden.
Das Deutsche Weininstitut (DIW) prämiert zusammen mit dem Fachmagazin Wein und Markt schon seit vielen Jahren die besten Weinfachhändler. Die Stuttgarter Weinhandlung Wein-Moment kam bei dem Ranking 2019 auf den zweiten Platz und 2023 mit ihrer Ludwigsburger Filiale wieder. Im Jahr 2020 erhielt auch der Sommelier Daniel Hasert als Inhaber des Weinfachhandels „Daniel’s Weine“ in Winterbach im Remstal die Silbermedaille des Fachhandelpreises.
Der Meininger-Verlag und die Zeitschrift Weinwirtschaft küren ebenfalls einen Weinhändler des Jahres in verschiedenen Kategorien. Bei dem Preis war in diesem Jahr in der Kategorie „Filialisierter Weinfacheinzelhandel“das Unternehmen Wein-Moment erfolgreich: „Das junge Konzept aus Stuttgart ist erst knapp vier Jahre alt, aber schon auf fünf Filialen in Süddeutschland angewachsen“, begründete die Jury die Entscheidung. Die Gründerinnen Mona Maisack und Anna-Lisa Wenzler würden „zeigen, wie Wein unkompliziert, kreativ und mit viel Spaß – und wirtschaftlich erfolgreich – auch an eine jüngere Generation vermittelt werden kann“. Weinhändler des Jahres 2022 in der Kategorie „Facheinzelhandel“ ist das Weinhaus Mauz aus Ostfildern-Nellingen geworden. Der 1949 gegründete Weinhandel wird heute in dritter Generation von Stefan Mauz geführt. In der Kategorie „Italienische Weine“ bekam Sardovino in Ludwigsburg den Preis. Alexander Corongiu habe das Familienrestaurant „zu einem exzellenten Weinhandel“ weiter entwickelt, erklärte die Jury.