Die Badegäste sind entrüstet, der Eintritt ins Leuze wird teurer. Denn seit 1. Juli beträgt der Umsatzsteuersatz für die Spa-Bereiche 19 statt sieben Prozent. Könnte ein getrennter Tarif denn Gerechtigkeit schaffen?

Stuttgart - Der stilisierte Mann auf dem Plakat im Foyer des Leuze wirkt ein wenig finster, aber darunter steht auch Unerfreuliches: Zum 1. September wird der Eintritt in das Mineralbad „angepasst“, sprich erhöht. Der Hintergrund: Seit dem 1. Juli 2015 gilt für Eintrittspreise für Saunabäder der volle Umsatzsteuersatz von 19 Prozent. Im Berliner Finanzministerium war man vor zwei Jahren der Meinung, Saunieren sei keine allgemeine Gesundheitsfürsorge wie zum Beispiel das Schwimmen (sieben Prozent Umsatzsteuer), weshalb Saunagängern für ihr Vergnügen durchaus ein Steuersatz von 19 Prozent zuzumuten sei. Das kann man natürlich auch anders sehen, der Deutsche Sauna-Bund versuchte sich lange zu wehren, nach einer Übergangsfrist werden aber seit dem 1. Juli für die Sauna 19 Prozent Umsatzsteuer erhoben und abgeführt.

 

Unmut bei den „Nur-Schwimmern“

Die Bäderbetriebe Stuttgart werden nun von 1. September an, den erhöhten Steuersatz an die Besucher des Leuze weitergeben. Um die Nachricht unter die Gäste zu bringen, hat man im Foyer ein Plakat in einem Ständer aufgestellt und schon einmal vorsorglich darauf hingewiesen, dass den Bäderbetrieben durch die Preisanpassung „keine finanziellen Vorteile“ entstünden. Man erhebe lediglich die für den Saunabereich erhöhte Steuer und führe die ab. Bei einer großen Gruppe von Leuzegängern stößt die Argumentation der Bäderbetriebe aber auf wenig Verständnis. Es geht um die Gemeinde der Nur-Schwimmer wie zum Beispiel Claudia Kluschak. Die Mineralwasserfreundin aus Remseck pilgert seit mehr als 50 Jahren mehrmals pro Woche zum Schwimmen ins Leuze. „Ich brauche keine Sauna, und ich besuche sie auch nicht“, sagt Claudia Kluschak, die es ungerecht findet, für etwas zu bezahlen, was sie nicht nutzt. Und damit ist sie nicht allein.

Das Problem dahinter – anders als die anderer Bäder in der Region kennt das Leuze nur einen Tarif für das ganze Angebot. Andere Anbieter wie etwa das Mineralbad Cannstatt, das F3 in Fellbach oder das Fildorado in Filderstadt haben separate Tarife für die, die nur schwimmen wollen. Und damit auch verschiedene Steuersätze in den Preisen. Im Leuze muss man die Sauna dagegen mitbezahlen, dafür ist sie allerdings sehr günstig. Nur Schwimmen im Mineralbad Cannstatt kostet zum Beispiel für zweieinhalb Stunden 8,80 Euro, im Leuze sind es bisher für zwei Stunden 9,40 Euro für das gesamte Angebot einschließlich Sauna. Vom 1. September an erhöht sich der Preis dann auf 10,10 Euro. Rechnet man den Mineralbad-Cannstatt-Preis auf die zwei Stunden des Leuze herunter, stehen dann 7,04 Euro zu 9,40 Euro, beziehungsweise vom 1. September an 10,10 Euro.

Im Mineralbad Berg kostete es einst nur die Hälfte

„Das ist eine klare Benachteiligung für alle, die nur schwimmen wollen“, sagt dazu Badegast Günther Kliemann, für den das Mineralbad Cannstatt keine Alternative ist, weil er gerne im Freien im Kaltwasser seine Bahnen zieht. Der Fan des bis Mitte 2019 wegen Sanierung geschlossenen Mineralbads Berg konnte dort für 8.10 Euro den ganzen Tag schwimmen, im Leuze kostet das 16,40 Euro und bald 17,60 Euro. Kliemann weist noch auf eine anderen Fakt hin. „Der Staat kassiert so Steuern von mir für etwas, was ich gar nicht nutze.“

Für Kliemann und auch für Claudia Kluschak, liegt die Lösung auf der Hand – zwei Tarife künftig auch im Leuze. Die Bäderbetriebe sehen diese Möglichkeit zumindest kurzfristig jedoch nicht. Der Geschäftsführer Alexander Albrand teilt auf Nachfrage schriftlich mit: „Mit der Wiedereröffnung der neuen Sauna im Leuze Mineralbad im September 1998 wurde ein neues Betriebs- und Preiskonzept eingeführt. Dies beinhaltet einen ,integrierten Preis’ für Schwimmbad und Sauna. Seit dem gilt diese Beschlusslage.“ Man habe die Problematik bei „zukünftigen Änderungen im Tarifgefüge“ aber im Fokus.