Boris Becker kommt mit seiner Mutter, Franz Beckenbauer setzt sich ins Publikum: Prominente aus Musik, Fernsehen und Show erhalten zum 22. Mal Radio Regenbogen Awards. Nach dem Echo-Aus hat die Auszeichnung des Radiosenders aus dem Südwesten neue Bedeutung.

Rust - Die Preisverleihung lockt Prominente an, der 82 Meter lange rote Teppich vor der Halle ist ihre Bühne. „Fußballkaiser“ Franz Beckenbauer absolviert darauf einen seiner seltener gewordenen öffentlichen Auftritte. Tennislegende Boris Becker stellt sich den Fotografen und Kamerateams, Preisträger und Laudatoren den Fragen von Reportern. Und sie sind nah am Publikum, machen Selfies und geben Autogramme. Die Verleihung der Radio Regenbogen Awards ist jährlicher Treffpunkt der Medien-, Musik- und Showbranche. Auch in diesem Jahr.

 

„Der rote Teppich ist zwar nicht mein Stammplatz, aber er ist Teil meines Lebens geworden“, sagt Boris Becker, als er im Europa-Park in Rust bei Freiburg eintrifft. Der frühere Wimbledon-Sieger, der auch mit seinem Privatleben in der Öffentlichkeit steht, erscheint in weiblicher Begleitung: Er kommt zur Gala mit seiner mehr als 80 Jahre alten Mutter Elvira.

„Das ist etwas ganz Besonderes, zumal es ein Heimspiel ist“, sagt er. Becker stammt aus Leimen in Baden-Württemberg, Sendegebiet von Radio Regenbogen. Der Sender vergibt die Preise zum 22. Mal. Sein Award ist den Angaben zufolge einer der bedeutendsten Medien- und Musikpreise in Deutschland.

Familiärer Charakter

Nach dem Aus des Musikpreises Echo vor einem Jahr hat er an Bedeutung noch einmal gewonnen, wie Comedian und Musikexperte Thomas Hermanns sagt, der die Gala in der Nacht zum Samstag präsentiert. Im Gegensatz zu anderen Preisverleihungen läuft der badische Medien- und Musik-Award nicht im Fernsehen. „Das gibt ihm seinen ganz besonderen, familiären Charakter“, meint ARD-Wetterexperte Sven Plöger, der einen der 14 undotierten Preise an Sängerin Namika übergibt. Statt großer Fernsehshow gehe es um gute Stimmung und um echte Inhalte.

Becker und Beckenbauer sind Zuschauer der Preisverleihung, Christian Wulff ist einer der Laudatoren. Der Alt-Bundespräsident überreicht den erstmals vergebenen Sonderpreis an die aus Afrika stammende Frauen- und Menschenrechtsaktivistin Fatuma Musa Afrah. „Sie lebt vor, was uns allen wichtig sein sollte: Eine tolerante und offene Gesellschaft, die wir verteidigen müssen.“ Es gehe um „Miteinander für mehr Menschlichkeit“, sagt das frühere Staatsoberhaupt.

Viele Ehrungen

Die Komikerin Carolin Kebekus wird für ihre Bühnen- und Fernsehshows geehrt. Preise könne man nie genug haben, sagt sie 38-Jährige. Vor rund einem halben Jahr erst hat sie das sechste Mal in Folge als beste Komikerin den Deutschen Comedypreis erhalten. Fernsehmoderator Johannes B. Kerner (54) wird als Medienmann des Jahres gewürdigt, Schwimmlegende Franziska van Almsick für ihr soziales Engagement.

Den Ton gibt, passend für einen Hörfunkpreis, die Musik an. Der irische Musiker Rea Garvey bekommt schon zum dritten Mal einen Award, der spanisch-deutsche Popsänger Álvaro Soler wird für seinen Chart-Erfolg „La Cintura“ ausgezeichnet, die Hamburger Rockband Revolverheld als beste deutsche Musikgruppe geehrt.

„Ehren-Award“ an Dietmar Hopp

Hinzu kommen weitere Interpreten wie etwa der aus Niedersachsen stammende Musiker Bosse, der US-Musiker Martin Johnson alias The Night Game oder der belgische DJ und Musikproduzent Lost Frequencies. Für ihr Lebenswerk wird die seit den 1960er Jahren bestehende Beat- und Rockband The Lords ausgezeichnet. „Die dienstälteste Rockband der Welt“, lobt die Unternehmerin und TV-Darstellerin Judith Williams.

Einen „Ehren-Award“ bekommt der Unternehmer und Mäzen Dietmar Hopp. „Er ist der Grund, warum ich hier bin“, sagt Beckenbauer. SAP-Mitgründer Hopp unterstützt in seiner Heimat in Baden-Württemberg den Fußball-Erstligisten TSG 1899 Hoffenheim. „Er hat viel für den Fußball getan, nicht nur für Hoffenheim“, sagt Beckenbauer der Deutschen Presse-Agentur.

Alle Preisträger nehmen ihre Preise persönlich entgegen und feiern mit dem Publikum - auch wenn die Jury-Entscheidungen nicht immer klar und transparent sind. „Es ist die liebenswerteste Preisverleihung, die ich kenne“, freut sich Fernsehmoderator Kerner. „Preisverleihungen können ganz schön langweilig und langatmig sein. Aber hier ist es anders.“ Nach diesem Jahr als Preisträger werde er, wie bisher auch, künftig wieder als Zuschauer dabei sein.