Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Mit der von der Regierung verordneten Absenkung der Wohnnebenkosten hatte Fidesz seine Umfragewerte rechtzeitig vor dem Urnengang in die Höhe getrieben. Die Opposition habe „kein genügend attraktives Angebot“ gemacht, räumte Ex-Premier Gordon Bajnai selbstkritisch ein. Während an dessen Fünfparteienbündnis bereits das Zerfallsvirus des Misserfolgs nagt, wittert die rechtsradikale Konkurrenz vor den für Protestparteien einträgliche Europawahlen Morgenluft: Jeder Fünfte stimmte für die fremdenfeindlichen Anti-Semiten von Jobbik (20,5 Prozent).

 

Als streitbarer Störenfried bleibt Orbán in der internationalen Arena den EU-Partnern und Brüssel auch künftig erhalten. In Ungarn könnte dem machtbewussten Rumpelpatrioten auf Dauer nicht nur die erstarkte Populisten-Konkurrenz von Jobbik, sondern auch die von ihm in den letzten Jahren überhastet aufgeworfenen Blockaden für künftige Nachfolger zu schaffen machen. Schon ein Überläufer oder eine Nachwahl könnte seine hauchdünne Verfassungsmehrheit ins Wanken bringen und ihm das Regieren erschweren. Fidesz hat etliche Gesetze zu sogenannten „Kardinalgesetzen“ erklärt, die nur per Zweidrittelmehrheit zu ändern oder aufzuheben sind.

Zwar lassen sich mit rhetorischen Kreuzzügen gegen das EU-Diktat Brüssels oder vermutete Machenschaften der Multis kaum neue Investoren ins Land locken. Doch auch ohne nachhaltige Wirtschaftsstrategie hat Orbán das Wiederwahlbett fintenreich und erfolgreich aufgeschlagen. Dass der ungeduldige Premier künftig eine langsamere Gangart bei seinen Ausfällen gegen innere und äußere „Feinde“ anschlägt, hält Kreko für zweifelhaft. „Kämpfernatur“ Orbán lebe nicht zuletzt vom politischen Konflikt, so der Analyst. Die „politische Rationalität“ würde dem Premier nach der erfolgreichen Wiederwahl zwar eine Konsolidierung gebieten: „Bisher gibt es dafür aber keine Anzeichen.“