In Esslingen ist die selten gespielte Groteske „Frank der Fünfte“ von Friedrich Dürrenmatt zu sehen – einen Schatz haben die Theaterleute dabei aber nicht gehoben.

Esslingen - Die Frau Bankdirektor braucht Morphium, der Schalterbeamte Schmalz leidet an Impotenz, Prokurist Egli hat ein schwaches Herz. Das scheint der Preis ihrer Verbrechen zu sein. Denn die ganze Bagage von Bankern ist eine Mörderbande. „ Nein, wir sind nur Geschäftsleute in Bedrängnis“, sagt die Frau Bankdirektor dazu, die schon manche Mitwisser um die Ecke gebracht hat.

 

1959 hat Friedrich Dürrenmatt mit „Frank der Fünfte“ eine wüste Groteske über die schmutzigen Geschäfte einer Privatbank geschrieben. Die Württembergische Landesbühne hat diese Komödie mit Gesangseinlagen jetzt aus der Versenkung geholt. Im Gegensatz zum „Besuch der Alten Dame“ oder „Den Physikern“ wird dieses Singspiel nur sehr selten aufgeführt. Aus guten Gründen – auch die Esslinger Inszenierung von Markus Bartl kommt nicht gegen Langatmigkeit an, die diesem Stück eingeschrieben ist. Dürrenmatt, der es doch sehr spannend machen konnte, zeigt sich hier ziemlich einfallslos.

Die Banker sind alle Verbrecher, das ist nach drei Minuten klar und daran ändert sich bis zum Ende der rund zwei Stunden auch nichts. Reinhold Ohngemach ist Frank der Fünfte, der Bankdirektor, der in der ersten Szene schon zu Grabe getragen wird. Zum Schein – die Bank ist so abgewirtschaftet, dass sich alle Angestellten mitsamt dem Direktorenpaar absetzen wollen. Der Staat soll`s richten und er wird es auch richten, schließlich hat der Staatspräsident – Antonio Lallo gibt ihn als absurd aufgeblasenen Tanzbären - ein großes Interesse, dass die Bank bestehen bleibt. To big to fail ist dieses Kreditinstitut.

Das größte Problem sind die Gesangseinlagen

Regisseur Markus Bartl setzt die immer neuen Schweinereien der selbstmitleidigen Selbstbereicherer in den besten Szenen in überdrehte Choreografien um: Wenn etwa die bankeigene Hure (sehr gut: Elif Veyisoglu) und der eklige Personalchef Egli ihre Lust beim Versenken von Zuckerstückchen im Tee zelebrieren. Doch eigentlich kämpft jeder gegen jeden, am Ende dann mit Maschinengewehren. Die Ausstattung ist grell - der Prokurist, dem die Frau Direktor die Todesspritze versetzt, liegt in Windeln auf der Bühne – die Figuren dagegen nicht grell genug. Der Neue, Päuli Neukomm, den Felix Jeiter spielt, ist allzu menschlich entsetzt über das wüste Treiben. Das nimmt der Überzeichnung ihren Stachel.

Am ungenießbarsten sind aber die Gesangseinlagen. Die Musik dazu hat Paul Burkhard seinerzeit geschrieben, der mit „Oh mein Papa“ einen großen Hit gelandet hatte. Die Lieder in „Frank der Fünfte“ klingen ähnlich harmlos und verlangsamen die ohnehin lang gezogene Handlung noch. Es dauert, bis jeder und jede die eigenen Schandtaten vorgesungen hat. Und dass nicht alle der acht Ensemblemitglieder eine gute Singstimme haben, macht die Musikeinlagen noch etwas zäher.

Termine: 11. und 20. Dezember