Den Krimi-Bestseller „Tannöd“ bringt die Esslinger Landesbühne am Freitag, 23. Mai, auf die Bühne. Vorlage ist ein ungelöster Mordfall aus den 1920er Jahren.

Neuland betritt die Esslinger Landesbühne mit einem Heimatkrimi. Am Freitag, 23. Mai, hat die Bühnenfassung des Bestsellers „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel um 19.30 Uhr Premiere. „Die Puzzlestücke des Kriminalfalls zusammensetzen“, das hat den Regisseur Christoph Biermeier und sein Team gereizt. Zwar ist die Handlung in einem bayerischen Dorf verortet, aber die Vorlage geht nach seinen Worten weit über die Heimat-Milieustudie hinaus.

 

Der Kriminalfall ist bis heute ungeklärt

Die Landesbühne spielt die Bühnenfassung von Maya Fanke und Doris Happl. Der Roman aus dem Jahr 2006 hat Biermeier gleich in den Bann gezogen. In dem Text geht es um den Mord an der Familie Danner auf dem Hof Tannöd. Schenkels Romandebüt basiert auf einem realen Fall aus dem Jahr 1922. Sechs Menschen, darunter zwei Kinder, wurden damals grausam hingerichtet. Die Autorin, geboren 1962, hat den Plot in die Nachkriegszeit übertragen. Dass der Fall bis heute ungeklärt ist, macht die Auseinandersetzung mit den Motiven der Menschen für Biermeier so spannend.

„Für das Ensemble sind die Figuren eine riesige Herausforderung“, findet der Regisseur. Die Ungewissheit, wer den Mord begangen haben könnte, lässt die Dorfgemeinschaft aus den Fugen fallen. Das Heimatidyll, das den Menschen einst Halt gab, gibt es nicht mehr. Darin liegt für Biermeier die Zeitlosigkeit des Stoffs. Mit Heimatstücken hat der in Passau geborene Regisseur, der von 2004 bis 2016 Intendant der Freilichtspiele Schwäbisch Hall war, Erfahrung. An der Esslinger Landesbühne setzte er zuletzt „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ in Szene. Den Wurzeln der Gewalt nachzuspüren, das hat Biermeier bei der Arbeit an „Tannöd“ besonders gereizt. „Da ist vieles bigott“, bringt der Regisseur die Haltung der Dorfbewohner auf den Punkt.

Unsicherer Boden in düsterer Atmosphäre

Herausfordernd war es für das Regieteam, die Atmosphäre von Schenkels erfolgreichem Roman in die Theatersprache zu übersetzen. Für dieses Szenario hat der Komponist Thomas Unruh eine Klanglandschaft geschaffen, die den unsicheren Boden zum Klingen bringt, auf dem sich die Akteure bewegen. Dabei setzt der Musiker, der in München Jazz Bass studiert hat, auf so gegensätzliche Elemente wie bayerische Stubenmusik und bedrohlichen Cello-Sound. Aufgewachsen in Oberammergau, verortet der Komponist die Musik im Milieu eines abgelegenen Dorfs, in dem Fremde zu Außenseitern werden.

„Unheimlich“ findet Claudia Rüll Calame-Rosset die Atmosphäre der Produktion. Das lässt nach Ansicht der Bühnen- und Kostümbildnerin schon der Titel „Tannöd“ anklingen. Die dunkle, düstere Welt, in der sich der Mord zugetragen hat, zeigt sie mit klaren, reduzierten Bildern: „Da geht es um Angst.“ Im Bühnenbild spiegelt sie die Doppelbödigkeit der Menschen, die zunehmend den Halt im Leben verlieren.