Das Coronavirus schaltet viel aus – nicht aber Kreativität. Viele Künstler, die nicht auf die Bühne können, sprudeln vor neuen Ideen. Der Stuttgarter Musicalstar Maximilian Mann erfreut nun seine Fans als sympathischer Late-Night-Talker.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Die besten Moderatoren sind im Fernsehstudio so unverkrampft und locker, als würden sie daheim in ihrem Wohnzimmer sitzen. Maximilian Mann, der den Dschinni in Stuttgart im Disney-Musical „Aladdin“ spielt, ist als Präsentator seiner „Late Night Max Show“ eine coole Socke – mit einem Lächeln, bei dem seine vielen Fans, ob Frauen oder Männer, schwach werden. Die Premiere in seinem YouTube-Kanal am Mittwochabend war womöglich deshalb so gut, weil der 32-Jährige tatsächlich daheim in seinem Wohnzimmer saß.

 

Im Homeoffice hat er sich fein herausgeputzt, trägt seinen Lieblingsanzug samt Krawatte. Seine Glatze ist perfekt poliert. Die behält er, auch wenn er seit sechs Wochen nicht mehr die Rolle mit der Lampe spielen kann, für die er sich vor einem Jahr vom Haupthaar trennen und sich blitzeblank rasieren musste. Die Hintergrundkulisse und die Einspieler sind perfekt. Man könnte glauben, dass gleich Harald Schmidt oder David Letterman vor der Kamera erscheint – es ist aber der „schöne Max“, wie ihn alle nennen, der neue Seiten seiner Multibegabung so stimmig vorführt, als sei er schon seit Jahren TV-Entertainer.

Bei der Soap „Sturm der Liebe“ wird mit Abstand gedreht

Seine Gäste, die aus ihrem jeweiligen Homeoffice dazu geschaltet werden, hat er gebeten, ebenfalls ihr Lieblingsoutfit anzuziehen. Cale Kalay, der Creative Director von Helene Fischer, trägt edles Zwirn für 2000 Euro, als wolle er sich gleich ins Blitzlichtgewitter eines Roten Teppichs stürzen. Ob seine Haare gefärbt seien, fragt der Late-Night-Talker. „Aber nein, das ist alles echt“, kommt es zurück, „so echt wie meine zweifach operierte Nase und meine Lippen.“

Jennifer Siemann, die Lucy Ellinger in der Soap „Sturm der Liebe“, lächelt als nächster Gast die Netzgemeinde an. Ihr wichtigster Satz: „Man kann Liebe auch auf Distanz spielen.“ Fernbeziehungen sind nichts Neues, doch unter Corona sind sie noch eine Spur verrückter. Nach vierwöchiger Zwangspause haben die Dreharbeiten für die Telenovela begonnen. Ihrem Liebespartner der Story darf sie nicht näher als anderthalb Metern kommen. Die Szenen werden mit Maske geprobt. Erst wenn es ernst wird, die Kamera läuft, wird diese abgenommen. „Gin ist mein bester Freund“, verrät schließlich noch Musikproduzent Peter Stassen.

Spenden gehen an die Stuttgarter Künstlersoforthilfe

Als Late-Night-Talker hält sich Maximilian Mann mit dem Singen zurück. Dies überlässt er beim Premierenabend seinem Kollegen David Whitley, der im Arrangement von Phillip Gras eine sehr einfühlsame Version von „Lean on me“ singt, des Hits von Bill Withers, der vor wenigen Wochen gestorben ist. Whitley verrät, dass er in der heimischen Isolation damit begonnen hat, Gitarre übers Internet zu lernen. Und er sagt, was er gut an der Krise findet: „Endlich haben wir Zeit, darüber nachzudenken, was machen wir mit der Erde, was ist der Sinn des Lebens?“ Der Sinn der neuen Late Night Show ist es nicht nur, Künstlern zum Auftritt zu verhelfen, die daheim nicht mehr wissen, wohin mit ihrer Kreativität. Der Sinn ist vor allem, Geld für die Stuttgarter Künstlerhilfe zu sammeln, mit der Autor Joe Bauer mit Freunden seit sechs Wochen freischaffende Künstler hilft, die durch das Raster der öffentlichen Förderung fallen.

Am kommenden Samstag, 19.30 Uhr, ist David Whitley übrigens Gast im Live-Stream bei der Aktion „Art Support Stuttgart“ und ruft auch dort zum Spenden auf.