Nie zuvor, jubelt die Stage Entertainment, hat sie in Stuttgart so viele Karten für ein Musical vor der Premiere verkauft wie für „Tina“. Mit einem schwarzen Glitzerteppich werden die Promis empfangen. Die Power-Show geht durch Mark und Bein.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Discokugeln kreisen an der Decke des Apollo-Theaters. Die Show „Tina“, die musikalisch, aber auch optisch ein Spektakel ist, endet nicht am Bühnenrand. Pure Energie der großartigen Hauptdarstellerin Aisata Blackman und ihres gesamten Ensembles donnert in den Saal runter und elektrisiert das Publikum. Spots sind auch aufs Parkett und die Ränge gerichtet. In den emotionalsten Momenten blitzen diese Lichter wie Feuerbälle auf. Das lange Finale fühlt sich an wie ein Livekonzert mit der Band, die vom Orchestergraben aufgestiegen ist. Fast alle reißt es von den Sitzen.

 

Ist ein möglicher Kassenknüller in Stuttgart gestartet?

Von „Let’s Dance“-Star Motsi Mabuse bis zum „Tatort“-Kommissar Richy Müller, von Schauspielerin Jutta Speidel bis zu ihrem Stuttgarter Kollegen Walter Sittler – die Stage Entertainment führt am Donnerstagabend fernsehbekannte Gesichter über den schwarzen Rock’n’Roll-Teppich, auf dass sich die frohe Nachricht verbreitet, ein möglicher Kassenknüller ist in Stuttgart gestartet, der die Stadt zur Partymetropole des Landes macht. Der Andrang der Fotografen ist enorm. Im Foyer ist die Fotowand aufgebaut. „Mensch, hat die Motsie abgenommen“, ist zu hören. Etliche Ehrengäste sind in den SI-Suites untergebracht. Die wenigen Meter ins Apollo-Theater gehen sie nicht zu Fuß, sondern werden im Shuttle-Service in einer Extrarunde zum Eingang chauffiert.

Die Musik von Tina Turner, die 2009 im Alter von 69 Jahren ihre Abschiedstournee gab, die – im Gegensatz zu anderen Bühnenstars – tatsächlich endgültig war, hat noch immer viele Fans. Und auch für die Person Tina Turner schwärmen viele. Die US-Amerikanerin, deren Leben eine Achterbahnfahrt war und wohl noch immer ist (aus Gesundheitsgründen kann sie an diesem besonderen Abend nicht dabei sein), wird vom Stuttgarter Premierenpublikum sehr bewundert, ja sogar geliebt.

„Tina hat mir Mut gemacht, im ,hohen Alter‘ noch mal durchzustarten“, sagt der aus Berlin angereiste Ralph Morgenstern, der nach seiner Karriere als TV-Moderator Erfolge als Schauspieler feiert. Bei der Premiere in Stuttgart wird er von dem Kunsthändler Frank Zimmermann begleitet. Die SWR-Moderatorin Tatjana Geßler schwärmt: „Tina hat so viel Diskriminierung erfahren, viel Missbrauch. Trotzdem ist sie immer wieder aufgestanden und hat es allen gezeigt.“

Der Dresscode für die Stuttgart-Premiere des 2018 in London uraufgeführten Musicals lautet: „Simply the Best“. Was das Beste ist? Hängt immer von der Betrachtung ab! „Eine Mischung aus sexy und rockig ist für diese Nacht genau richtig“, findet die frühere Weltklassefechterin Monika Sozanska. Ihre Haare sind wild, ihre Lippen rot. Bei der Premiere komme es bei der Wahl des Outfits vor allem darauf an, „selbstbewusst wie Tina“ zu sein, sagt sie. Bestseller-Autorin Gaby Hauptmann vermutet, dass „dieses Märchen von Aschenputtel“ die Queen of Rock bis heute so anziehend mache. „Tina kannte kein Alter, keine Schranken“, sagt die Schriftstellerin vom Bodensee, „sie ist eine unglaubliche Vorreiterin für alle Frauen jeder Hautfarbe und jeden Alters, die zeigt, dass ein starker Wille vieles erreichen kann, aber zum Leben eben auch Freude, Begeisterung und Enthusiasmus gehören.“

„Eine unglaubliche Vorreiterin für alle Frauen jeder Hautfarbe und jeden Alters“

Gaby Hauptmann erinnert sich daran, dass im Fotoatelier von Jörg Petersen in Stuttgart, wo sie nach dem Abi als Assistentin gearbeitet hat, immer „I Can’t Stand the Rain“ lief. Wenn sie diesen Song hört, hat sie noch heute die alten Bilder vom Atelier im Kopf. In den 80ern hat die Autorin ein Konzert von Tina Turner in München besucht, „Wir standen alle bis zu den Knöcheln im Matsch“, sagt sie, „gesehen hat man nichts, weil die großen, schwarzen Musikboxen überall die Sicht nahmen, dazu war der Ton schlecht, da überschallt, die wenigen Dixi-Klos hielten dem Ansturm nicht stand – aber toll war’s trotzdem.“

OB Nopper: „Sie hat alle Tiefen und Rückschläge des Lebens gemeistert“

Der Stuttgarter OB Frank Nopper, der mit seinem Sohn Carl Alexander gekommen ist (seine Frau Gudrun Nopper ist auf der Insel Rügen bei einem Seminar), outet sich als Fan von Tina Turner. „Sie hat nicht nur eine einzigartige Stimme“, sagt er, „ihr Lebensweg beeindruckt mich genauso.“ Die Sängerin habe „alle Tiefen und Rückschläge des Lebens mit Willenskraft und Kampfesmut“ gemeistert. Außerdem gefällt ihm, dass sie einige Jahre in unserer Stuttgarter Partnerstadt St. Louis gelebt hat. Sein Lieblingssong von Tina Turner ist „Golden Eye“ aus dem gleichnamigen James-Bond-Film. Für Christina Lucia Semrau, die Botschafterin des Kinderhospizes, ist die Show „der Wahnsinn“. Das Musical erinnert sie an die Energie der Schlussszene von „Rocky“, wo das Publikum plötzlich mitten in einem Boxkampf integriert war und die Boxenden anfeuerte. Bei „Tina“ gehören die Zuschauerinnen und Zuschauer quasi zum Gesamtpartywerk.

Außerdem gesehen: VfB-Präsident Claus Vogt, Musiker Dieter Thomas Kuhn, , die Schauspielerinnen Monika Hirschle und Astrid M. Fünderich, DJane Alegra Cole, die früheren VfB-Stars Timo Hildebrand und Kevin Kuranyi, die Sängerinnen Cassandra Steen , Lou Hoffner, Anita Hofmann, Ex-Turnerin Magdalena Brzeska, Kugelstoßer Niko Kappel, Flippers-Sänger Olaf Malolepski, die Sänger Rolf Bless und Damiano Maiolini, Musicalstar Gino Emnes , DJ Robin, Travestie-Lady Frl. Wommy Wonder, Nadine Berneis, die frühere Miss Germany u. v. a.