Die Stuttgarter CDU will Flagge zeigen und moderner werden: Für die CSD-Parade 2022 hat die Partei erstmals in ihrer Geschichte einen Truck gebucht. CSD-Sprecher Detlef Raasch freut sich darüber. „Man muss sich aber auch für queere Themen öffnen“, sagt er.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Beim CSD in Stuttgart fehlte Stefan Kaufmann, der frühere CDU-Kreischef und MdB, so gut wie nie. War Wahlkampf, hat er im bunten Miteinander quer durch die City gern Eistüten verschenkt mit der Aufschrift: „Schwul und cool.“ Auf einem Truck sah man den Politiker mit seinem Mann ebenfalls oft – doch nie war’s ihm vergönnt, auf einem hochoffiziellen Lastwagen seiner Partei mitzufahren. Dass es in diesem Sommer zum Kurswechsel kommt, hat jetzt der CDU-Kreisvorstand nach jahrelangen Debatten beschlossen. „Erstmals in der Geschichte der Stuttgarter CDU und auch in der Geschichte des Stuttgarter CSD werden wir ganz formal an der Parade teilnehmen“, sagt Thrasivoulos Malliaras, der im November 2021 als Kreischef der Union als Nachfolger von Kaufmann gewählt worden ist.

 

Der neue Stuttgarter CDU-Chef will die Partei moderner machen

Bisher habe die Partei nur den CSD-Truck der Lesben- und Schwulenunion (LSU) immer mal wieder finanziell gefördert, also den einer parteinahen Organisation, die aber bis heute keine anerkannte Gliederung der CDU sei. Das erklärte Ziel von Thrasivoulos Mailliaras ist es, die Partei zu „modernisieren“. Deshalb sei es ihm wichtig, bei der Parade am 30. Juli „Flagge zu zeigen“. Ja, einen Zuschuss habe seine Partei in der Vergangenheit der LSU gewährt, „aber selbst wollte die CDU nie teilnehmen“. Dafür seien die Widerstände in der Partei zu groß gewesen. Wie unter seiner Führung nun ein Umdenken möglich wurde? „Mit einer Mischung aus Erfahrung und neuen Gesichtern“ sei es jetzt zu einer „echt guten Debatte“ im Vorstand gekommen, berichtet Malliaras.

„Wir standen beim CSD immer unter einem CDU-Schirm“

Sein Vorgänger Stefan Kaufmann hat vor 20 Jahren die Teilnahme der LSU am CSD mitorganisiert und oft aus eigener Tasche einen Truck finanziert – zu einer Zeit, als dies in der CDU noch ein Kampf war. „Mit meinem Mann Rolf bin ich 20 Jahre lang beim CSD unter einem CDU-Schirm gestanden“, sagt er. Dies ist jetzt Mehrheitsmeinung in seiner Partei. Eine Großstadtpartei müsse beim CSD mitmachen, heißt es. SPD, Grüne und FDP tun dies seit vielen Jahren.

„Wir freuen uns über jede Partei, die mitmacht“, sagt CSD-Sprecher Detlef Raasch. Doch eine Truckfahrt durch eine feiernde Stadt reiche nicht aus. Es komme darauf an, „dass sich die CDU bei den queeren Themen auch öffnet.“ Dass dies geschieht, habe er in bisher nicht immer erkennen können. Das CSD-Kulturfestival startet am 15. Juli. Für die Politparade kann man sich noch bis zum 11. Juli anmelden. Für einen Lastwagen über siebenhalb Tonnen zahlt man eine Grundgebühr von 190 Euro. Mit Deko, Truckmiete, Musikanlage, Ordnern und Geschenken ans Publikum muss eine Formation insgesamt mit etwa 5000 Euro rechnen.