Weinexperten sind überrascht. Halbtrockene Weine liegen im Trend. „Auch bei Männern werden sie immer beliebter“, sagt Winzer Thomas Diehl. Die erste digitale Weinprobe im Pressehaus Stuttgart war lehrreich und unterhaltsam zugleich.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Allenfalls bei Frauen waren liebliche Weine bisher gefragt. Um sich als Weinkenner ausweisen zu können, sind meist nur trockene Sorten bestellt worden. „Es galt als wenig schick, wenn man leicht süßlichen Geschmack bevorzugt“, weiß Jungwinzer Thomas Diehl aus Rotenberg, dem mit seinen Hamsterweinen in der Coronakrise Umsatzrekorde gelungen sind. Der 28-Jährige hat halbtrockene Weißweine eigentlich „nur als Sortimentsergänzung“ ins Programm genommen. Die Bestellungen bei ihm zeigen aber in diesem Jahr: Die Nachfrage nach bisher eher verschmähten Flaschen ist gewaltig angestiegen. Oft sind es Männer, die Halbtrockenes wollen. „Das hat mich echt überrascht“, sagt der junge Weinliebhaber, der nach einem Stipendium für das Internat Schloss Salem und nach vielen Jahren bei Weingütern im Ausland Anfang 2018 in die schwäbische Heimat zurückgekehrt ist.

 

„Die Weinregion Stuttgart von ihrer schönsten Seite“

Der Gesetzgeber erlaubt die Bezeichnung „trocken“ bis zu einem Restzuckergehalt von neun Prozent. Darauf hat Moderator Holger Gayer, Chef vom Dienst von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten sowie Weinkolumnist beider Blätter, bei der ersten digitalen Weinprobe hingewiesen, die von der Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung veranstaltet worden ist.

„Die Weinregion Stuttgart von ihrer schönsten Seite“ – so lautet das Motto der neuen Reihe des Stuttgarter Pressehauses. Moderator Holger Gayer und sein Gast Thomas Diehl spielten sich gekonnt die Bälle zu, als würden sie wie ein Dreamteam schon lange kennen. Beide verbindet nicht nur die Leidenschaft zu Wein, sondern auch einen feinsinnigen und intelligenten Humor. Den Weißburgunder, vom Gast als „Mamawein“ bezeichnet, beurteilte Holger Gayer etwa so: „Net ganz so schlecht!“ Diehl freute sich darüber. „Für einen Schwaben ist dies ein absolutes Lob“, sagte er. Den „Mamawein“ hat seine Mutter zusammengestellt, die einen Wein mit wenig Säure wollte.

Mit Gayer sprach der Jungwinzer außerdem über Schraubverschlüsse, über das, was ein Trollinger kann, über Marketing, über vegane Weine, über den Wiedehopf, das „Wappentier“ des Weingutes, sowie über den Coup von Diehl, der in Corona-Zeit den Franzosen folgte, die kein Klopapier hamsterten, sondern Wein. Der Hamsterwein aus Rotenberg – auf dem Etikett ist ein niedlicher Nager – ist bundesweit ein Renner.

Die Sendung kann im Netz weiterhin bei Youtube aufgerufen werden.