Seine Mutter ist stolz auf ihn, weil er auf dem Boden geblieben sei und wisse „wo er herkommt“. DJ Robin („Layla“) feiert mit Weggefährten im Leonberger Traumpalast die Premiere einer Doku über sein Leben auf der Überholspur.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Arbeitslos war er, verlor seinen Job als Fachkraft für Lagerlogistik bei Trumpf in Ditzingen. Während Corona konnte Robin Leutner alias DJ Robin nirgendwo auftreten. Mit seiner heutigen Frau Deborah lebte er in der Pandemie auf wenigen Quadratmetern in der Wohnung seiner Eltern und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Damals wäre er der Letzte gewesen, der hätte voraussagen können, dass ein Skandalsong seine Musikkarriere ganz nach oben katapultieren sollte.

 

Udo Lindenberg war 76 Jahre alt, als er seine erste Nummer eins mit „Komet“ schaffte. DJ Robin hat es, zusammen mit seinem Kollegen Schürze, dank „Layla“ im Alter von 26 Jahren kometenhaft an die Spitze geschafft. Ein Traum erfüllte sich. Und fast zwei Jahre nach seinem Spitzenplatz in den deutschen Single-Charts wird ein weiterer Traum wahr. Im Leonberger Traumpalast von Robins Kumpel Marius Lochmann hat am Donnerstagabend auf der „größten Leinwand der Welt“ die Doku „Von Null auf 100“ mit über 500 Zuschauern Premiere gefeiert – die irre Geschichte eines Ditzingers.

Was man an diesem Abend immer wieder hört: Der Robin sei immer noch der Alte, bescheiden, ein netter Kerl, der sich trotz allem „auf nichts etwas einbildet“. Seine Mutter sagt, wie stolz sie auf die Chartserfolge ihres Sohnes sei. Doch noch stolzer sei sie, dass er wisse, wo er herkomme: „Er setzt sich immer noch zu uns aufs Sofa mit Jogginghose und Hausschuhe.“

Zwei Jahre lang hat ihn der Autor Maximilian Jecker mit der Kamera begleitet. Es war oft recht turbulent bei seinem Dreh. Auf dem Ballermann geht’s wild, eng, laut und feucht zu. Viele trinken mehr Alkohol, als ihnen gut tut. Jecker war dabei, als DJ Robin nach einem Videodreh mit dem Privatjet zum Auftritt nach Kroatien geflogen ist, wie die Leute von Sommerfield Records den Ditzinger hereingelegt haben, als sie sagten, er sei mit „Layla“ auf Platz drei gekommen – in Wahrheit war es die Nummer eins, was sogleich verdammt verrückt gefeiert wurde.

Kleine Penisse als Kopfschmuck mussten er und Schürze tragen, ein Bus, der im Stil eines Bordells geschmückt war, brachte die Spitzenreiter zur Feier, alle sangen: „Die Nummer eins der deutschen Charts sind wir.“ Autor Jecker befragt für den Film unter anderen Robins Frau, seinen Manager, seine Eltern – und sich als Filmemacher. Niemals würde er diese Doku nochmals drehen, antwortet er sich selbst. Gut geschnitten hat er den Film, Farben und Sound stimmen – was bei der Premierengästen sehr gut ankommt. Eines wird noch klar: Der Skandal um „Layla“ hat den Song nach oben gebracht, war aber so gar nicht geplant. Beim zweiten Hit „Bumsbar“ dagegen blieb der Skandal aus, obwohl Szenen in einer entweihten Kirche mit tanzenden Nonnen und Ikke Hüftgold am Kreuz als deutliche Kritik am Zölibat und an den katholischen Moralvorstellungen darauf abzielten.

DJ Robins Leben ist viel mehr als eine Doku-Soap. Immer wieder engagiert sich der Sänger für das Stuttgarter Kinderhospiz, das an diesem Abend mit Christina Semrau vertreten ist. Wem es gut geht, der dürfe nicht nur an sich selber denken, sagt er. Die Premiere erinnert an ein großes Familienfest. Man kennt sich, umarmt sich, liebt sich. Starallüren sind fern – und die Party erinnert keineswegs an den Ballermann. Das Leben ist halt doch kein ewiger Kindergeburtstag – die Welt hat zu viele Probleme, die bleiben, wenn die Wirkung des Alkohols nachlässt.