Ulrich Rasches Inszenierung an der Stuttgarter Oper zeigt mit reduzierten und elementaren Formen ein Gesellschaftsdrama: die Spannung zwischen Individuum und Kollektiv, Spaltungen und ihre Überwindung. Wie religiös das ist, bleibt offen.

In den Oberstimmen ein Duett der Holzbläser, das sich durch schmerzliche Halbtonspannungen windet: eine Pathosformel. Im Bass mauern gleichmäßig pulsierende Achtel ein für alle Zeiten unerschütterliches g-Moll-Fundament: die Töne der Ewigkeit. Dazwischen wehen die Sechzehntel der Streicher: der Hauch des Lebens. Und so hat Johann Sebastian Bach in dramatischbarocker Anschaulichkeit gleich die ersten Orchestertakte seiner „Johannespassion“ auf die heilige Dreifaltigkeit gestimmt: Vater (der Basisarbeiter im Bass), Sohn (leidend in seiner Passion) und heiliger Geist (der lebhafte Vermittler in Mittellage). Ein theologisches Statement: Den Leidensweg zum Erlösungswerk beschreitet der dreieinige Gott und kein gottverlassener Desperado wie in der „Matthäuspassion“.