In Sachen Schauspiel und Figurentheater versprechen es aufregende Wochen in Feuerbach zu werden. Gleich drei Stücke feiern Premiere.

Feuerbach - Eva Baumann tanzt. Sie macht den Saal im Produktionszentrum zum Symbol für das Tänzerdasein. Ein vertikaler Spagat, einige schnelle, dem Streetdance entlehnte Schritte, dann gegen die hölzernen Tafeln gelehntes Innehalten. „Solitaire – Ein Solo über das Solo“ heißt ihr einstündiges Tanzprogramm, das an diesem Freitagabend Premiere feiert. Und auch in Sachen Schauspiel und Figurentheater versprechen es aufregende Wochen im Stadtbezirk zu werden.

 

Denn ebenfalls an diesem Freitag hat auch die Produktion „Ich will! Ich will! Ich will!“ in einer verlassenen Werkhalle am ehemaligen Feuerbacher Güterbahnhof Premiere. Das Ensemble „O-Team“ hat den Roman „Der Regenkönig“ des amerikanischen Literaturnobelpreisträgers Saul Bellow adaptiert: Ein vom Leben gelangweilter Millionär geht auf Sinnsuche – in einem Afrika, das ihm zum versponnenen Fiebertraum wird.

Interimslösung Werkhalle

Der Produktionsleiter Markus Nießner verspricht eine Umsetzung, die leichtfüßig zwischen den Genres tänzelt. Auf jeden Fall passt sie zum Motto des Ensembles: „Unsere Projekte entstehen aus der Konfrontation von utopischen Fragestellungen mit brachliegenden Orten.“ Wie kommt es aber zu dem ungewöhnlichen Aufführungsort? Die brachliegende Werkhalle gehöre dem Betreiber der Wagenhallen am Nordbahnhof, der an sich vorgehabt hatte, dort die freie Tanz- und Theaterszene anzusiedeln, erzählt Nießner. Allerdings habe diese sich nicht so recht mit den Gegebenheiten anfreunden können, was auch Katja Hiller vom Produktionszentrum bestätigt: Die Reaktionen hätten recht verhalten von „Besser als nichts“ bis zu „Lieber abwarten“ gereicht. Markus Nießner sagt, dass die jetzige Nutzung als Spielstätte als Interimslösung geplant sei, bis ein neuer Mieter die Halle übernimmt.

Im Anschluss an die Produktionen des O-Teams wird Antje Töpfer und ihr Figurentheater für einige Aufführungen von „Ich bin Viele“ Einzug halten. Das Stück verquickt Konzert, Performance und Figurentheater und spürt dem ambivalenten Charakter der Meerjungfrau nach, von Hans Christian Andersens Märchenfigur über Undine, Loreley und die Sirenen Homers. Markus Nießner zeigt sich hocherfreut über das Zusammentreffen der Darstellenden Künste in Feuerbach: „Tanz, Theater und Figurentheater – klasse!“

Eigens komponierte Musik

Indessen probt Eva Baumann im Saal des Produktionszentrums. Sie war schon mehrfach zu Gast, zuletzt bei der Feuerbacher Kulturnacht 2012. „Solitaire“ verspricht ein besonderer Genuss zu werden. Wegen der eigens dafür komponierten Musik von Evelien van den Broek und durch die Verwebung von klassischem und zeitgenössischem Tanz, der sich durch Baumanns tänzerische Laufbahn zieht. Ungewöhnlich ist überdies, dass auch die Choreografie von ihr selbst stammt: Als Tänzerin blicke sie nach innen, horche auf ihren Körper und auf dessen Grenzen: „In meiner Funktion als Choreografin muss ich mich aber nach außen begeben und mich mit den Augen des Publikums sehen.“ Insgesamt sei der Prozess „sehr zeitaufwendig, aber auch sehr spannend“.

Auch regelmäßige Besucher des Produktionszentrums werden den Saal nach der Aufführung mit neuen Augen sehen – nachdem Türknauf, Treppe und der Eingang zum Kabinett Teile des Tanzes geworden sind.