Neuseelands Premierminister John Key tritt überraschend zurück. Er wolle auf der Höhe seines Erfolgs abtreten und sich mehr seiner Familie widmen.

Wellington - Neuseelands Premierminister John Key hat nach acht Jahren im Amt seinen Rücktritt erklärt und damit seine Landsleute überrascht. In einer emotionalen Ansprache gab Key vor allem private Gründe für seine Entscheidung an. Als Nachfolger empfahl Key seinen Stellvertreter Bill English, der sich ein paar Tage Bedenkzeit ausbat.

 

Es war allgemeinhin erwartet worden, dass er sich ein drittes Mal zur Wiederwahl stellen würde. Doch erklärte er, er wolle nicht den Fehler machen, den andere Regierungschefs in der Welt gemacht hätten und lieber auf der Höhe des Erfolgs abtreten.

Das 4,7-Millionen-Einwohnerland durch die Wirtschaftskrise 2008 und dann zu mehr Wohlstand geführt zu haben, sei eine stolze Leistung. „Wenige Länder sind in der Finanzlage, in der wir uns befinden. Wir sind stark, wir haben Überschuss, wir wachsen, wir schaffen Jobs, uns geht es gut.“

Key war Devisenhändler, bevor er in die Politik ging

Gleichwohl habe er für sein Amt persönliche Opfer gebracht. Darunter habe auch seine Familie gelitten, sagte ein sichtlich bewegter Key. „Meine Frau Bronagh verbrachte viele Abende und Wochenenden allein. Meine Tochter Stephie und mein Sohn Max mussten den Übergang von Teenagern zu jungen Erwachsenen bewältigen und zugleich wegen dem Job ihres Vaters mit einem ungewöhnlichen Maß an Einmischung und Druck zurechtkommen.“

Key war als Devisenhändler erfolgreich, ehe er in die Politik ging. 2002 wurde er ins Parlament gewählt, schon nach vier Jahren stieg er zum Vorsitzenden seiner Mitte-Rechts-Partei, der National Party, auf. 2008 trat er bei den Parlamentswahlen als Spitzenkandidat an und gewann. 2011 und 2014 wurde er im Amt bestätigt und genoß durchweg ungewöhnlich hohe Beliebtheitswerte. Seine Partei gilt auch bei der Parlamentswahl im kommenden Jahr als haushoher Favorit. Ob dies nach seiner Rücktrittsankündigung so bleibt, muss sich jedoch zeigen.

„Ich habe nichts im Tank gelassen“

Am 12. Dezember werde die National Party bei einer Versammlung einen neuen Vorsitzenden und Premier bestimmen, erklärte Key. Er selbst wolle lange genug Abgeordneter bleiben, um eine vorgezogene Wahl zu vermeiden. Nach seiner politischen Laufbahn könne er sich eine Tätigkeit in Unternehmensvorständen oder als internationaler Redner vorstellen. „Ich kann nur sagen, dass ich alles gegeben habe“, sagte Key weiter. „Ich habe nichts im Tank gelassen.“

Oppositionsführer Andrew Little zeigte sich überrascht über die Entscheidung Keys. So sei es jedem anderen auch gegangen, sagte Little. Zugleich würdigte er Keys Verdienste.