Der russische Präsident gibt sich gewohnt locker und bürgernah. Doch zwischen den Zeilen wird klar: die Wirtschaftskrise macht Wladimir Putin deutlich zu schaffen, kommentiert StZ-Redakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Moskau - Es ist für westlich geprägte Fernsehzuschauer schon ein wenig sonderbar, wenn ein Politiker bei einer Pressekonferenz von den Journalisten mit donnerndem Applaus begrüßt wird, wenn die Fragesteller mit Spruchbändern und Transparenten auf sich aufmerksam machen, wenn sie den Rahmen nutzen, um persönliche Anliegen vorzubringen. Die große Putin-Show, die der russische Präsident regelmäßig zum Jahresende inszeniert, ist in erster Linie aber auch nicht für das Ausland gedacht, sie ist für den heimischen Markt produziert. Deswegen kümmert sich der Präsident nicht nur um den Weltfrieden in Syrien, sondern auch um die Offiziersmesser der Marinesoldaten in Sewastopol. Und wenn er erklärt, dass seine Fitness ohne Doping zustande kommt, dann hat er die Lacher auf seiner Seite.

 

Der konziliante Ton gegenüber den USA lässt aufhorchen

Natürlich sind die Fragen nicht so spontan, wie sie herüberkommen, natürlich hat der nachdenklich grübelnde Putin die notwendigen Fakten auf dem Zettel. Und gerade, weil alles sehr viel geplanter ist, als es den Anschein hat, sind die Nuancen in den Aussagen nicht unbeachtlich. Das Verhältnis zur Türkei ist zerrüttet, der Ton gegenüber den USA sehr viel konzilianter, das ist eine Erkenntnis. Die andere, dass die Krise im Inneren nicht mehr zu verheimlichen ist. Fragen danach waren zugelassen. Die Antwort war absehbar: alles wird gut.