Die 1:2-Pleite von Real Madrid in der Champions League gegen Sheriff Tiraspol erschüttert die spanische Presse. Wir haben weitere Reaktionen zur Fußball-Königsklasse gesammelt.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - In Spanien herrscht in der Medienwelt Katzenjammer: Real Madrid hat sich am zweiten Spieltag der Champions-League-Saison mit einem 1:2 (0:1) gegen den krassen Außenseiter Sheriff Tiraspol in der Vorrundengruppe D bis auf die Knochen blamiert. Wir haben die internationalen Pressestimmen gesammelt, freilich auch welche zur peinlichen 1:2-Heimpleite von RB Leipzig gegen den FC Brügge, zum 1:0-Erfolg von Borussia Dortmund über Sporting Lissabon und zum Duell der Scheich-Clubs Paris St. Germain und Manchester City.

 

Real Madrid – Sheriff Tiraspol

Die spanische Sportzeitung „Marca“ titelte „Sheriffazo im Bernabeu“ in Anspielung an „Maracanazo“ (Schock von Maracanã), als Brasilien bei der WM 1950 im Maracanã gegen Rivale Uruguay mit 1:2 verlor. Das Blatt weiter: „Ein griechischer Torhüter, der absolut alles hielt. Selbst wenn er nach einem Schuss noch schlapp war, rettete er weiterhin Bälle und hielt die glorreichste Nacht in der Geschichte Sheriffs fest. Real Madrid wird vom Sheriff ins Verlies gesteckt.“

„El Mundo Deportivo“ blieb ziemlich nüchtern, aber zutreffend und schrieb: „Vom Sheriff erschossen.“

Die „As“ widmete sich dem Real-Trainer Carlo Ancelotti, der mit schuld an der Niederlage sein sollte: „Ancelottis gescheitertes Experiment. Sheriff beendet die Flitterwochen von Ancelottis Mannschaft, die erst schläft und dann ziellos ist.“

RB Leipzig – FC Brügge

Die „Bild“ wickelt schon mal die Champions League für die Fußballer aus dem Getränkeimperium von Red Bull ab: „Heimpleite für RB trotz Blitz-Führung – Leipzig fast schon raus!“

Auf „t-online.de“ wundert sich der Autor über die wundersame Wandlung der Leipziger vom Paulus zum Saulus: „Am Wochenende gewann Leipzig noch 6:0 gegen Hertha BSC in der Liga, spielte die Berliner schwindelig. Doch den Schwung konnte RB nicht mit in die Champions League nehmen. Zweite Niederlage im zweiten Spiel: Gegen den belgischen Außenseiter aus Brügge verloren die Sachsen mit 1:2.“

Bei „sportschau.de“ gehen sie hart mit RB ins Gericht: „Ein Sieg musste her, eine Niederlage wurde es. Die Leistung gegen den FC Brügge vor allem in der ersten Halbzeit - enttäuschend. Der kleine FC Brügge hat den Vizemeister nach der sächsischen Gala in der Bundesliga auf den harten Boden der Tatsachen in der Champions League geholt.“

Borussia Dortmund – Sporting Lissabon

Auf „spiegel.de“ widmen sie sich sogar einem Spieler, der gar nicht auf dem Feld war: „Malens Debüttor genügt dem BVB. Borussia Dortmund kann auch ohne Erling Haaland gewinnen – in diesem Fall gegen Portugals Meister Sporting.“

Auf „ntv.de“ jubeln sie über das Debüt-Tor von Donyell Malen: „BVB startet makellos. Haaland-Ersatz Malen beglückt Dortmund erstmals. Im Angriff tut sich Borussia Dortmund schwer, weil Erling Haaland fehlt. In der Defensive stehen die Schwarzgelben allerdings stabil. Und zum Glück gibt es im Angriff den Neuzugang Donyell Malen, der gegen Sporting sein langes Warten beendet.“

Die „Bild“ thematisiert neben dem Sieg auch die Krawalle, die von den portugiesischen Fans ausgingen: „Fan-Ärger bei Dortmunds Sieg-Party. Gegen den portugiesischen Meister tut sich der BVB lange schwer, erst nach 40 Minuten erlöst Donyell Malen die Dortmunder. Danach herrscht große Aufregung im Fan-Block von Sporting: Wenige der 500 mitgereisten Fans sorgen für Krawall! Mehrere Polizisten schreiten ein.“

Paris St. Germain – Manchester City

Der „Spielgel“ überhöht den Treffer von Lionel Messi ein wenig, der zwar hübsch war, aber viel mehr aber nicht: „Duell der Schwergewichte. Messi führt PSG zum Sieg über Man City. Sein erstes Tor für Paris war ein Kunstwerk, Messi scheint im neuen Klub angekommen. Der Argentinier, der wegen einer Knieverletzung zuletzt zwei Spiele verpasst hatte, erzielte seinen ersten Treffer für seinen neuen Club.“

Die spanische „Marca“ bleibt dagegen beton kühl: „Messi eröffnet sein PSG-Konto und verblüfft Guardiolas Manchester City“, stellte die Marca fest.

Die „Mundo Deportivo“ schnappt sich den Slogan der PSG-Fans „Ici, c’est Paris“ (Das hier ist Paris) und baut ihn entsprechend um: „Ici c‘est Messi! Messi ist in Paris angekommen.“

Auch die „As“ nahm das Tordebüt des zwangsweise aus Barcelona abgewanderten Stars ebenfalls zur Kenntnis und titelte: „Die magische Nacht des Messi. Leo hätte kein besseres Tordebüt für PSG geben können. Er hat es mit einem Treffer geschafft, das er schon sein ganzes Leben lang schießt und für das es immer noch kein Gegenmittel gibt.“

Auch die französische Presse ist nun von der Kritik der vergangenen Wochen gegen Lionel Messi abgewichen. Die „L’Equipe“ schrieb: „Erlöst! Lionel Messi wählte für sein erstes Pariser Tor einen Abend, der den Durchbruch bedeutete.“